Experten drängen auf Deeskalation in Äthiopiens Bürgerkrieg
Addis Abeba/Pretoria ‐ Durch die erneuten Kämpfe zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) würde ein „vermutlich nicht gewinnbarer Krieg“ in die Länge gezogen, erklärte die International Crisis Group (ICG) am Mittwochabend.
Aktualisiert: 11.01.2023
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Das führe zu noch mehr „Massenleiden“ in Afrikas zweitbevölkerungsreichstem Land, so die Organisation.
Die ICG rufen unter anderem die Afrikanische Union (AU), die EU, USA und UN zum Handeln auf. Sie müssten versuchen, die Streitparteien von einem Truppenrückzug, der Ausrufung eines erneuten Waffenstillstands und Verhandlungen zu überzeugen. Handeln müssten auch Geber, welche der neuerliche Kriegsausbruch in eine „Zwickmühle“ gebracht habe: „Während sie humanitäre Hilfe vorantreiben müssen, sollte direkte Budgethilfe vorerst vom Tisch sein, damit sie keine wiederbelebte Kriegsanstrengung finanzieren“, hieß es.
Seit November 2020 befindet sich die Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed im Krieg mit der Verwaltung der nordäthiopischen Region Tigray. Zehntausende wurden bei den Kämpfen getötet, Millionen mussten fliehen. Laut ICG habe eine neunmonatige Kampfpause einen der „tödlichsten Konflikte der Welt“ auf Eis gelegt. Seit Ende August kommt es jedoch wieder zu Kämpfen. Berichten zufolge forderten Luftschläge mehrere Tote in einem Kindergarten und anderen zivilen Einrichtungen.
Beobachter fürchten nun, dass sich die Lage der Bevölkerung in Tigray erneut verschlechtern könnte. Humanitäre Lebensmittellieferungen wurden nach den jüngsten Kämpfen ausgesetzt. Mitverantwortlich für die erneute Eskalation sei laut ICG der Ukraine-Krieg: „Abgelenkt von der russischen Invasion der Ukraine“ hätten westliche Staaten ihren Fokus auf Äthiopien ausgerechnet zu einer Zeit verringert, zu der der Waffenstillstand begann, Wirkung zu zeigen.
Krieg in Äthiopien: Menschen in der Region Tigray erneut unter Beschuss
Noch ein Mal versuchen sie verzweifelt, sich Gehör zu verschaffen. ,,Wir sollen erneut zum Schweigen gebracht werden,“ heißt es in der Nachricht, die dieser Tage bei Missio in München eintrifft. Sie kommt aus Äthiopien und trägt die dramatische Betreffzeile: ,,Bitte betet für uns und gebt uns eine Stimme.“