Flagge von Brasilien
Brasilien vor den Wahlen

Adveniat-Experte: „Die Bilanz der Präsidentschaft Jair Bolsonaros ist eine einzige Spur der Verwüstung“

Essen ‐ Am 2. Oktober wird in Brasilien ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Davon hängt einiges ab, berichtet Norbert Bolte, Brasilien-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat.

Erstellt: 25.09.2022
Aktualisiert: 25.10.2022
Lesedauer: 

„Die Präsidentschaftswahl in Brasilien entscheidet über die demokratische Zukunft des Landes, die soziale Zukunft des Subkontinentes und die ökologische Zukunft des Planeten.“ Davon ist der Brasilien-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Norbert Bolte, überzeugt. „Die systematischen verbalen Attacken gegen Frauen, Indigene, Afro-Brasilianer und Andersdenkende, die tätlichen Angriffe auf Bürgerinnen und Bürger und die regelmäßige Drohung mit einem Militärputsch haben das politische Klima nachhaltig vergiftet und zu einer demokratiegefährdenden Spaltung der Gesellschaft geführt.“ Zwischen 2019 und 2022 habe zudem die Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes Jahr für Jahr traurige Rekordwerte erreicht. Das gelte ebenfalls für die Zahl der Hungernden.

Zusammenfassend steht für den Adveniat-Referenten Norbert Bolte fest: „Die Bilanz der Präsidentschaft Jair Bolsonaros ist eine einzige Spur der Verwüstung. Eine Folge: Brasilien ist auf der Weltkarte des Hungers zurück.“ Dem Forschungsnetzwerk für Lebensmittel- und Ernährungssouveränität und -sicherheit (Rede PENSSAN) zufolge haben 33,1 Millionen Brasilianer im Jahr 2022 nicht genug zu essen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist von Ernährungsunsicherheit betroffen. „In Brasilien hungern damit wieder so viele Menschen wie in den 1990er-Jahren. Die Erfolge der Vergangenheit sind zunichtegemacht worden“, fasst Bolte zusammen.

Zudem sieht der Experte bei der Bolsonaro-Regierung eine Mitverantwortung für die hohe Sterberate während der Corona-Pandemie. Fast 700.000 Menschen fielen ihr in Brasilien zum Opfer, im Verhältnis zur Einwohnerzahl hatte nur Peru noch höhere Todeszahlen, wie es hieß. Der Präsident habe die Hygiene- und Schutzkonzepte der Bundesstaaten immer wieder torpediert. Bolte bezeichnete die Bilanz der Präsidentschaft von Jair Messias Bolsonaro daher als „eine einzige Spur der Verwüstung".

Norbert Bolte, Brasilien-Referent bei Adveniat
Bild: © 

Norbert Bolte, Brasilien-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat

Seit drei Jahren schreite auch die Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes ungebremst voran. „Bolsonaro hat mit seiner Politik Holzfäller, die Agrarindustrie und Bergbauunternehmen geradezu aufgefordert, den Regenwald abzuholzen und abzufackeln", kritisierte Bolte. Die Umweltbehörde sei gezielt geschwächt, sämtliche Kontrollen seien eingestellt worden. Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten, die auf die Missstände hinwiesen, lebten gefährlich.

Zuletzt waren der britische Journalist Dom Phillips und der brasilianische Indigenen-Experte Bruno Pereira ermordet worden. „Anstatt auf Aufklärung der Morde zu drängen, gibt Bolsonaro den ermordeten Umweltaktivisten eine Mitschuld an ihrem Tod. Das zeigt die Menschenverachtung dieses Präsidenten", so Bolte. Unabhängig vom Ausgang der Wahl werde sich das Hilfswerk mit seinen Partnerinnen und Partnern weiter für den Schutz des Amazonasgebietes und seiner Bevölkerung einsetzen. „Adveniat weist seit Jahren darauf hin: Die Zukunft des Planeten wird am Amazonas entschieden. Dem ist nun hinzuzufügen: Die Präsidentschaftswahl in Brasilien entscheidet über die Zukunft Amazoniens und damit über die Zukunft des Planeten“, ist Adveniat Referent Norbert Bolte überzeugt.

Von Adveniat/KNA/weltkirche.de

Über Adveniat

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird das Werk von hunderttausenden Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember.