Morales fährt die Ernte ein
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Morales fährt die Ernte ein

Evo Morales kann es – nach eigenem Bekunden – gut mit der katholischen Kirche: „Ich bin Katholik“, sagte der erste indigene Staatspräsident Lateinamerikas vor ein paar Tagen. Nur mit ein paar Klerikern habe er so seine Probleme. Das gelte aber nicht für Papst Franziskus. Dessen inhaltliche Nähe stellte der 54-jährige Morales im Wahlkampf gern und oft heraus. Der Papst werde bald nach Bolivien kommen, versprach der Präsident seinen Landsleuten. Das habe ihm Franziskus, das erste Kirchenoberhaupt aus Lateinamerika, versprochen. Nur das Datum des Besuches stehe noch nicht fest.

Erstellt: 10.10.2014
Aktualisiert: 15.11.2022
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Evo Morales kann es – nach eigenem Bekunden – gut mit der katholischen Kirche: „Ich bin Katholik“, sagte der erste indigene Staatspräsident Lateinamerikas vor ein paar Tagen. Nur mit ein paar Klerikern habe er so seine Probleme. Das gelte aber nicht für Papst Franziskus. Dessen inhaltliche Nähe stellte der 54-jährige Morales im Wahlkampf gern und oft heraus. Der Papst werde bald nach Bolivien kommen, versprach der Präsident seinen Landsleuten. Das habe ihm Franziskus, das erste Kirchenoberhaupt aus Lateinamerika, versprochen. Nur das Datum des Besuches stehe noch nicht fest.

Die Spannungen zwischen Morales und der Kirchenführung des Landes haben ihre Geschichte. Die bolivianischen Bischöfe sind überhaupt nicht einverstanden mit dem Verhalten der Wahlbehörde TSE, deren jüngste Urteile das Regierungslager im Wahlkampf klar bevorteilten. Erzbischof Sergio Gualberti aus Santa Cruz, der boomenden Metropole aus dem Tiefland, mahnte die Behörde zu Transparenz bei der Stimmenauszählung.

Auch die sozialistische Regierungspartei „Bewegung zum Sozialismus“ (MAS) hatten die Bischöfe zuvor bereits scharf kritisiert. Es sei offensichtlich, dass die Partei von Präsident Morales staatliche Gelder für ihren Wahlkampf verwende, so der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Weihbischof Eugenio Scarpellini. Anderen Parteien stünden entsprechende Mittel nicht zur Verfügung. „Solche ungleichen Voraussetzungen schmälern über die Wahlen hinaus die Glaubwürdigkeit und die demokratische Verfassung“, erklärte die Bischofskonferenz.

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Spannungen zwischen Kirche und Regierungspartei

Das Verhältnis von Kirche und MAS ist seit längerem gespannt. Die Bischöfe reihen sich nicht einfach in die allgemeine Begeisterung für den Morales-Kurs ein. Der Präsident reagierte auf seine Weise. Nach einer spektakulären Raubserie in Kirchen machte er die Kirchenoberen für die Diebstähle mitverantwortlich, ohne die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft abzuwarten. Im Wallfahrtsort am Titicacasee, der wichtigsten Pilgerstätte des südamerikanischen Landes, waren 18 wertvolle Schmuckstücke der Jungfrau von Copacabana gestohlen worden. Wenig später stellte sich heraus, dass im Zuge des Raubes verhaftete katholische Geistliche unschuldig waren. Als Reaktion forderte Weihbischof Scarpellini seinerseits eine tiefgreifende Reform des Justizsystems.

Am Wahlsieg des populären Präsidenten wird dieser Dauerstreit wohl aber nichts ändern. Alle Umfragen sagen einen klaren Wahlsieg des Sozialisten voraus. Unklar ist lediglich, ob die MAS mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit ins Parlament einzieht und damit auch die Verfassung ändern könnte. Gewählt werden am 12. Oktober neben dem Präsidenten und dessen Stellvertreter auch 130 Parlamentarier des Abgeordnetenhauses sowie 36 Senatoren.

Opposition kann Massen nicht begeistern

Aussichtsreichster Bewerber der Opposition ist der Kandidat der Mitte-Rechts-Partei „Unidad Democratica“, der Unternehmer Samuel Doria Medina. Dem 55-Jährigen gelingt es allerdings nicht, die Massen zu begeistern. Die bürgerlich-konservative Opposition in Bolivien präsentiert sich konzept- und ideenlos, findet kein Thema, das die Menschen in Bolivien überzeugen könnte, dem populären Morales die Gefolgschaft zu verweigern.

Der kann dagegen mit einigen Erfolgen punkten: Boliviens Wirtschaft boomt, verzeichnet seit Jahren Wachstumsraten. In den Millionenstädten La Paz und Santa Cruz ist der Aufschwung auch durch zahlreiche Bauprojekte sichtbar. Morales weiß die lange zerstrittenen indigenen Stämme weitgehend geschlossen hinter sich und kann auf Vorzeigeprojekte wie das neue urbane Seilbahnnetzwerk verweisen, das eine spürbare Entlastung für die vom täglichen Verkehr geplagten Einwohner von La Paz bedeutet. Den Lohn dafür wird der charismatische Politiker wohl am Sonntag einfahren.

Von Tobias Käufer

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