Ziel ist „Zero“
Die Ebola-Epidemie ist noch nicht besiegt. Das wissen die betroffenen Staaten in Westafrika, das weiß auch der Rest der Welt. „Zero“ – diese Zahl hört man immer wieder in Brüssel, denn „Zero“ ist das Ziel: Null Neuinfektionen mit dem Virus und damit die Ausrottung der Krankheit. Doch davon ist man in Westafrika noch weit entfernt.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Die Ebola-Epidemie ist noch nicht besiegt. Das wissen die betroffenen Staaten in Westafrika, das weiß auch der Rest der Welt. „Zero“ – diese Zahl hört man immer wieder in Brüssel, denn „Zero“ ist das Ziel: Null Neuinfektionen mit dem Virus und damit die Ausrottung der Krankheit. Doch davon ist man in Westafrika noch weit entfernt.
Auch wenn in den Medien immer weniger über Ebola berichtet wird – Westafrika kämpft noch immer mit dem Virus. Nach wie vor gibt es Kontrollen an den Flughäfen, um Infizierte möglichst früh zu isolieren und weitere Ansteckungen zu vermeiden. Pro Woche registriert die Weltgesundheitsorganisation WHO rund 100 Neuinfektionen, die Zahlen stagnieren. Im Vergleich dazu: Während des Höhepunkts der Krise im Spätsommer 2014 waren es mehr als zehn Mal so viele Infektionen.
Nach Zahlen der EU-Kommission haben sich bisher rund 22.900 Personen mit Ebola infiziert, mehr als 9.200 sind daran gestorben. Die WHO berichtet von 23.730 Infektionen und 9.600 Toten. Am stärksten betroffen sind Guinea, Liberia und Sierra Leone. In Nigeria, Senegal und Mali, wo es vereinzelte Epidemie-Herde gab, konnte die Zahl der Neuinfektionen mittlerweile auf nahezu Null reduziert werden.
Konferenz diskutiert Einsatz von Hilfsgeldern und Entwicklung des Gesundheitssektors
Wie der Weg zu „Zero“ aussehen kann, wollen rund 600 Vertreter von Amerika und Kuba im Westen der Welt bis zu China und Australien im Osten heute auf Einladung der EU auf der ersten internationalen „High-Level-Conference Ebola: From Emergency to Recovery“ in Brüssel diskutieren. Mitorganisatoren sind Sierra Leone, Guinea, Liberia, die Vereinten Nationen, die Afrikanische Union und das westafrikanische Staatenbündnis ECOWAS. Die Konferenz will über den aktuellen Einsatz der Hilfsgelder in Afrika diskutieren. Zudem soll es um die langfristige Entwicklung des Gesundheitssektors gehen, damit die Staaten bei ähnlichen Katastrophen künftig besser gewappnet sind.
Die EU hat bisher rund 414 Millionen Euro im Kampf gegen die Krankheit gegeben, fast 800 Millionen Euro kamen zusätzlich aus den Mitgliedstaaten. Mit dem Geld wurden Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Caritas, Unicef und die WHO unterstützt, die vor Ort gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung gegen das Virus kämpfen. Sie bauen Krankenhäuser, Notfallstationen, schulen die Mitarbeiter im Gesundheitssektor. Aus aller Welt kamen Material und Personal.
Der Rest des Geldes soll nun dafür eingesetzt werden, das Gesundheitssystem zu stabilisieren. Dazu gehört auch, sanitäre Anlagen zu schaffen, sauberes Trinkwasser zu gewährleisten und die Menschen bei der Bildung zu unterstützen. Drei mobile Labore gibt es derzeit in Guinea und Sierra Leone. Sie testen auf das Virus und trainieren die „Health Worker“ (Gesundheitsarbeiter) vor Ort. Ein viertes Labor soll noch diesen Monat hinzukommen. Auch die Pharmazie-Unternehmen arbeiten intensiv und suchen nach Impfstoffen und Medikamenten. Bisher investierte die EU 240 Millionen Euro in pharmazeutische Forschung – bislang ohne durchschlagenden Erfolg.
Der Kampf gegen das Virus geht weiter
Stark gelitten hat auch die Wirtschaft in Westafrika: Märkte sind geschlossen, es gibt kaum Waren, die Menschen haben Angst – Angst vor Ansteckung, Angst vor weiteren Krankheitsfällen in ihren Dörfern. Andere Krankheiten, die sonst den Alltag in den Krankenhäusern Westafrikas dominieren, konnten möglicherweise in den vergangenen Monaten nicht ausreichend behandelt werden. Wie viele Menschen in der Zwischenzeit an Malaria oder wie viele Frauen bei der Geburt gestorben sind, weil sie keine Hilfe bekamen – das weiß niemand.
Ab April beginnt die Regenzeit: Experten befürchten, dass der Kampf gegen das Virus dann noch schwieriger wird. Denn ebenso wichtig wie die Überlebenshilfe ist das richtige Begraben der infizierten Toten, damit das Virus nicht in das Trinkwasser gelangt und weitere Menschen ansteckt.
Nicht nur die akute Bekämpfung des Virus, sondern vor allem auch die Unterstützung der schwer getroffenen Staaten auf ihrem Weg in die Zukunft, soll bei der ersten internationalen Ebola-Konferenz thematisiert werden. Sie kann jedoch nur ein Anfang sein. Weitere Treffen müssen folgen, damit die Hilfe tatsächlich vor Ort umgesetzt wird.
Von Kerstin Bücker (KNA)