Ethisch investieren – aber wie?
Studientag ‐ Viele Verantwortungsträger in kirchlichen Einrichtungen suchen nach Wegen, kirchliches Vermögen ethisch-nachhaltig anzulegen. Worauf müssen sie achten und warum haben Christen eine besondere Verantwortung, wenn es um nachhaltige Geldanlagen geht? Diese und weitere Fragen wurden in der vergangenen Woche auf einem Studientag in der Finanzmetropole Frankfurt diskutiert.
Aktualisiert: 30.11.2015
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Ethisch-nachhaltig investieren: Auftrag und Herausforderung für kirchliche Einrichtungen“ - unter diesem Titel veranstaltete das „Corporate Responsibility Interface Center“ (CRIC) am 24.11.2015 im Haus am Dom in Frankfurt ein Fachgespräch. Hintergrund ist die im Juli 2015 veröffentlichte gleichnamige Orientierungshilfe für Finanzverantwortliche katholischer Einrichtungen in Deutschland. Herausgegeben wurde diese Orientierungshilfe von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Am Entstehen der Arbeitshilfe maßgeblich beteiligt war der erste Referent der Veranstaltung, Dr. Helge Wulsdorf. Er führte aus, dass sich die Orientierungshilfe nicht als ein verbindlicher Kriterienkatalog, sondern als Informations- und Entscheidungsgrundlage für kirchliche Einrichtungen verstehe. Zugleich zeigte Wulsdorf auf, dass der Entstehungsprozess der Orientierungshilfe von zahlreichen inhaltlichen und begrifflichen Diskussionen geprägt sei. Die Arbeitsgruppe für die Erstellung des Textes bestand aus 31 Vertreterinnen und Vertretern aus Diözesen, Caritas, Orden, Hilfswerken und kirchlichen Finanzdienstleistern sowie der Deutschen Bischofskonferenz und dem ZdK – und die Positionen zu einzelnen Fragen der ethisch-nachhaltigen Geldanlagen wären zum Teil recht unterschiedlich.
Ethisch-nachhaltig investieren – Praxisbeispiel von Adveniat
Wie die Einbeziehung von Ethik und Nachhaltigkeit in die Geldanlage in der Praxis gelingen kann, zeigte der Vortrag des zweiten Referenten, Stephan Jentgens von Adveniat. Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk hat bereits vor der Veröffentlichung der Orientierungshilfe seine Geldanlage ethisch-nachhaltig ausgerichtet und dabei soziale und ökologische Kriterien entwickelt, die sich aus den zentralen inhaltlichen Schwerpunkten des Werks ableiten. Neben dem Wissen und der Kompetenz spiele für das das Gelingen eines ethisch-nachhaltigen Anlageprozesses die Entschlossenheit eine große Rolle: Über einzelne Aspekte und Abgrenzungsfragen ließe sich lange diskutieren, aber zentral sei es, mit der Umsetzung anzufangen und sich laufend weiterzuentwickeln, so Jentgens.
Im Anschluss an die beiden Vorträge diskutierten die Referenten mit Robert Haßler von der Ratingagentur „oekom research AG“ und Marianne Ullrich von der „Deka Investment GmbH“ unter der Leitung von CRIC-Vorstandsmitglied David A. Reusch. Dabei wurde deutlich, dass einige kirchliche Einrichtungen in der Umsetzung einer ethisch-nachhaltigen Geldanlage schon sehr weit fortgeschritten sind. Andere stehen indes erst ganz am Anfang. In der weiteren Diskussion mit dem Publikum wurden verschiedene Erfahrungen ausgetauscht und Möglichkeiten erörtert, die ethisch-nachhaltige Geldanlage bei den kirchlichen Einrichtungen stärker zu verankern. Einig war man sich darin, dass es gerade für kirchliche Einrichtungen unerlässlich ist, sich diesem Thema zu stellen.
Von Dr. Klaus Gabriel, Geschäftsführer des „Corporate Responsibility Interface Center“
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