„Der Zweck heiligt nicht die Mittel“
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„Der Zweck heiligt nicht die Mittel“

Ethisches Investment ‐ In Zeiten von Niedrigzinsen überhaupt noch etwas Richtiges für sich zu finden, ist schwer genug. Warum gerade ethisch-nachhaltige Geldanlagen eine Alternative sein können, zeigten jüngst Experten auf.

Erstellt: 10.03.2016
Aktualisiert: 24.07.2023
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Wer heute Geld anlegen will, muss sich das genau überlegen. Klassische Sparformen wie festverzinsliche Wertpapiere werfen kaum noch etwas ab. Höhere Renditen winken nur noch dem, der etwas riskieren will. Aber wie steht es eigentlich mit der Ethik bei Geldanlagen? Damit beschäftigte sich eine Veranstaltung von Missio München unter dem Titel „Geld und Ethik: Bedingung oder Widerspruch?“.

Markus Schlagnitweit vom Mitveranstalter Corporate Responsibility Interface Center (CRIC), einem Verein zur Förderung von nachhaltigen Geldanlagen, sieht ethische Anlageformen nicht als Methode, nachträglich das eigene Gewissen zu beruhigen. Vielmehr hätten vermögende Organisationen wie auch Privatpersonen eine hohe Verantwortung, sich für das Wohl aller Menschen einzusetzen. Wer sein Geld spendet, das er vorher mit Atomkraft verdient hat, handelt in seinen Augen unethisch: „Der Zweck heiligt nicht die Mittel.“

Missio und Erzbistum München-Freising setzen auf ethische Geldanlagen

Missio München und das Erzbistum München und Freising achten deshalb seit Jahren auf gewisse Standards. Elfriede Schies von der Vermögensverwaltung des katholischen Missionswerks hält es für wichtig, dass auch die Anlageformen die Werte von Missio widerspiegeln. Deshalb sei vergangenes Jahr sogar ein eigener Filter entwickelt worden. Dieser soll verschiedene Investments noch besser an die Ziele der Hilfsorganisation anpassen. Seit 2011 arbeitet Missio bereits mit standardisierten Ausschluss- und Positivkriterien zur Bewertung.

Im Erzbistum München und Freising werden ähnliche Methoden angewandt. Der stellvertretende Finanzdirektor Winfried Hierl verlässt sich dabei auch auf sogenannte Research- und Ratingfirmen. Diese ordnen Wertpapiere und andere Anlageformen von Unternehmen für institutionelle Investoren ein. Eine davon ist oekom-research. Für 3.700 Unternehmen hat die Agentur umfassend Informationen gesammelt und sie nach ökologischen und sozialen Kriterien ausgewertet.

Vor dem abschließenden Urteil nimmt oekom-research mit den Anbietern direkt Kontakt auf. Oft veränderten sie danach noch etwas und verdienten sich damit eine bessere Note, erläutert Kundenmanagerin Karin Siemann. Erst dann gibt es von oekom eine Anlageempfehlung an seine Kunden, die zumeist Institutionen sind.

Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher

In Sachen ethisch-nachhaltiger Geldanlagen hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher, wie CRIC-Vorstand Schlagnitweit bemängelt. Privatpersonen fragten meist nicht danach, aber auch bei den Beratern gibt es Verbesserungsbedarf. Denn Finanzdienstleister, die nicht ausschließlich ethisch-nachhaltige Produkte in ihrem Portfolio hätten, kämen oft in einen Interessenskonflikt mit anderen angebotenen Anlageformen. Auch interessierten sie sich meist nicht für moralische Werte und Aspekte aus Kundensicht. Stattdessen werde angeboten, was am meisten Geld bringe.

Die höchsten Renditen versprechen ethische Anlagen auf den ersten Blick vielleicht nicht. In Relation zur Sicherheit ist es laut Alfred Wasserle von der Kapitalanlagegesellschaft MEAG MUNICH dennoch momentan die ökonomisch vernünftigste Form, sein Geld zu vermehren. Wer in Nachhaltigkeit investiere, vermeide hohe Risiken. Wasserle hofft auf ein Gesetz wie in Frankreich, das Institutionen verpflichtet, einen bestimmten Anteil ihres Geldes ethisch-nachhaltig anzulegen.

Bis es so weit ist, muss sich jeder selbst darum kümmern. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken haben zusammen schon mal eine Orientierungshilfe vorgelegt, wie ethisch-nachhaltiges Investieren gehen könnte. Dabei gelte es die Worte von Papst Franziskus zu beherzigen, der in seinem Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ betont: „Das Geld muss dienen und nicht regieren!“

Von Julia Haase (KNA)

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