Bischöfe und Präsident im Clinch
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Bischöfe und Präsident im Clinch

Philippinen ‐ Um den Krieg gegen die Drogen zu gewinnen, ist Rodrigo Duterte jedes Mittel recht. Mit Killerkommandos geht der neue philippinische Präsident gegen Dealer und deren Helfer vor. Trotz seines brutalen Kurses steht die Mehrheit der Bevölkerung hinter ihm. Die Bischöfe hingegen sind alarmiert und haben nun eine Protestkampagne gestartet.

Erstellt: 16.08.2016
Aktualisiert: 16.08.2016
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Als Drogendealer lebt man mittlerweile gefährlich auf den Philippinen: Seit der Amtseinführung des neuen Präsidenten Rodrigo Duterte Ende Juni sind nach Schätzungen philippinischer Menschenrechtler rund 500 Menschen wegen mutmaßlicher Verbindungen zur Drogenszene umgebracht worden. Die Tötungen von Dealern und Süchtigen werden von großen Teilen der Bevölkerung gebilligt. Die Bischöfe auf den mehrheitlich katholischen Philippinen sind hingegen alarmiert und haben nun eine Protestkampagne gestartet.

Werde das Blutvergießen nicht gestoppt, werde eine „Generation von Straßenmördern“ die „Generation der Drogensüchtigen“ ersetzen, warnte der Vorsitzende der philippinischen Bischofskonferenz, Socrates Villegas, in einer Botschaft, aus der Medien Anfang August zitierten.

Der Erzbischof von Lingayen-Dagupan betonte, er sei schockiert, dass die Morde der vergangenen Monate offenbar nur wenige Menschen beunruhigten. „Wenn Tränen von breitem Lächeln ersetzt werden, jedes Mal, wenn ein Mensch getötet wird, schüttle ich meinen Kopf und frage: Was ist mit der Menschheit geschehen?“, schrieb er in der Botschaft, die in allen Kirchen seiner Erzdiözese verlesen wurde.

„Das ist nicht hinnehmbar!“

Auch der italienische Missionar Pater Sebastiano D´Ambra, der auf der philippinischen Insel Mindanao tätig ist, ließ am neuen starken Mann in Manila kein gutes Haar. „Sein Stil ist sehr hart, auch wenn man mit einem Blick auf die Resultate sagen kann, dass er die Straßen durchaus von den Kriminellen befreit“, sagte der Ordensmann am Dienstag im Interview mit Radio Vatikan. „Aber wir dürfen nicht vergessen, was dahinter steckt: Es wurden über 300, einige sagen sogar 500, Menschen einfach so getötet – das ist nicht hinnehmbar!“, mahnte der Missionar.

Im Land herrsche eine Stimmung wie bei einer Hexenjagd. Das berichtete Johannes Icking vom Aktionsbündnis Menschenrechte Philippinen am Mittwoch im Gespräch mit dem Magazin „Weltsichten“. Alle möglichen Leute würden beschuldigt, darunter auch Polizisten, Richter und Politiker.

Dutertes Wahlversprechen, die Drogenkriminalität innerhalb des ersten halben Jahres seiner Amtsperiode auszulöschen, steht seit Amtsantritt im Mittelpunkt seiner Politik. Die Mehrheit der Philippiner hatte gerade wegen dieses Versprechens für ihn gestimmt. Bereits während seiner Amtszeit als Bürgermeister der Millionenstadt Davao hatte Duterte Kleinkriminelle und Drogenhändler ermorden lassen. „In Davao hat er damit eine Art Friedhofsruhe geschaffen. Deshalb haben ihn die Leute gewählt“, erklärte Menschenrechtler Icking gegenüber „Weltsichten“.

Der Experte zeigte sich skeptisch, ob die Proteste der Kirche und von Menschenrechtsbewegungen Wirkung zeigen. „In der Politik haben sie im Moment kaum Macht“, so Icking. Ob Duterte seinen Kurs über die sechsjährige Amtszeit durchhalte, hinge auch von der Stärke der innergesellschaftlichen Opposition ab. (lek/KNA/Radio Vatikan)

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