Organisationen fordern mehr Anstrengungen im Kampf gegen Aids

Organisationen fordern mehr Anstrengungen im Kampf gegen Aids

HIV/Aids ‐ Die Vereinten Nationen wollen die Aids-Epidemie bis zum Jahr 2030 beenden. Derzeit sind allerdings immer noch 37 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert oder bereits an Aids erkrankt. Darum fordern Experten zum heutigen Welt-Aids-Tag mehr Anstrengungen im Kampf gegen die Krankheit.

Erstellt: 01.12.2016
Aktualisiert: 12.04.2018
Lesedauer: 

Wissenschaftler, Politiker und Hilfswerke rufen zum Welt-Aids-Tag an diesem Donnerstag dazu auf, im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit nicht nachzulassen. Seit Bekanntwerden der ersten Fälle habe das HI-Virus weltweit 35 Millionen Tote gefordert, so UNAIDS-Direktor Michel Sidibe in seiner Botschaft zum Welt-Aids-Tag.

Die Staatengemeinschaft habe sich dazu verpflichtet, bis 2030 der Epidemie ein Ende zu bereiten, so Sidibe weiter. In vielen Bereichen gebe es Fortschritte. Aber es sei immer noch nicht gelungen, die Zahl der Neuinfektionen unter Erwachsenen zu senken. Besonders gefährdet seien junge Mädchen und Frauen in Subsahara-Afrika.

Auch Klemens Ochel vom Missionsärztlichen Institut in Würzburg wies zum Welt-Aids-Tag auf die Gefährdungslage von Mädchen und Frauen im südlichen Afrika hin. „Eine große Sorge von mir ist, dass sich die Weltgemeinschaft zu sehr auf die medizinischen Lösungen des Problems fokussiert. Aber was ist mit den jungen Frauen im südlichen Afrika, die zwar noch nicht infiziert sind, aber ein hohes Ansteckungsrisiko haben?“, fragte Ochel am Mittwoch im Interview mit dem Internetportal Weltkirche. Besonders gefährdet seien Frauen in Zwangsehen oder Mädchen, die schon früh von ihren Familien verheiratet würden.

Prävention und medizinische Behandlung müssten als zwei Seiten einer Medaille betrachtet werden. „Dann können wir die Ausbreitung von HIV/Aids bis 2030 tatsächlich stoppen“, so Ochel. Gleichwohl werde es auch im Jahr 2030 Menschen geben, die mit der Immunschwäche-Krankheit leben müssten.

Missio: Aids nicht zu einer vergessenen Krankheit machen

Bild: © Missio München

Von den 37 Millionen Menschen, die mit HIV infiziert oder bereits an Aids erkrankt sind, leben mehr als zwei Drittel im südlichen Afrika. Angesichts dessen mahnte der Präsident des katholischen Hilfswerks Missio in München, Wolfgang Huber: „Wir dürfen die am stärksten betroffene Weltregion, nämlich die Sub-Sahara-Staaten Afrikas, nicht aus dem Blick verlieren.“ Bewusstseins- und Präventionsprogramme seien dort äußerst wichtig. Daneben gelte es, vor Ort nachhaltige Hilfe zu leisten, wo die Bevölkerung am ärmsten sei, so Missio-Präsident Huber. Auch Papst Franziskus forderte am Mittwoch eine bessere medizinische Versorgung für Aidskranke in Entwicklungsländern. „Millionen Menschen leben mit dieser Krankheit, aber nur die Hälfte von ihnen hat Zugang zu lebensrettenden Therapien“, sagte er anlässlich des Welt-Aids-Tags.

In Deutschland stieg die Zahl der HIV-Infizierten in den vergangenen Jahren leicht an. Wie das Robert Koch-Institut Mitte November mitteilte, lebten Ende 2015 rund 84.700 Menschen in der Bundesrepublik, die mit dem HI-Virus infiziert sind oder bereits an Aids leiden. Im Jahr zuvor waren etwa 83.400 Infizierte erfasst worden. Die Zahl der Neuinfektionen blieb im Vergleich zu 2014 unverändert bei rund 3.200. Die Zahl der geschätzten Todesfälle lag mit 460 etwas unter dem Wert im Jahr zuvor.

Unicef: Mehr Jugendliche mit HIV

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt anlässlich des Welt-Aids-Tages am heutigen Donnerstag vor einem dramatischen weltweiten Anstieg von HIV-Neuinfektionen bei Jugendlichen. Diese Zahl könne bis 2030 um fast 60 Prozent steigen, wenn Jugendliche nicht besser aufgeklärt würden, heißt es in einem neuen Unicef-Bericht, der am Mittwoch in New York veröffentlicht wurde. Auf den Philippinen ist etwa von einer „HIV-Epidemie“ unter jungen Leuten die Rede. Hauptübertragungsweg sei ungeschützter Geschlechtsverkehr, betonte die Nationale Jugendkommission (NYC) des Landes.

„Die Welt hat enorme Fortschritte in der globalen Anstrengung gemacht, Aids ein Ende zu setzen, aber der Kampf ist noch lange nicht vorbei – vor allem für Kinder und Jugendliche“, sagte Unicef-Direktor Anthony Lake. „Alle zwei Minuten infiziert sich ein weiterer Jugendlicher – höchstwahrscheinlich ein Mädchen – mit HIV.“ Aids habe im Jahr 2015 das Leben von 41.000 Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren gekostet. (lek/KNA/Missio)

© weltkirche.katholisch.de

HIV/Aids

Aids steht als Abkürzung für das „Acquired Immune Deficiency Syndrome“. Die „erworbene Immunschwäche“ führt zu einem Zusammenbruch des körpereigenen Abwehrsystems. Ende 2015 waren laut Schätzungen der UN-Organisation UNAIDS knapp 37 Millionen Menschen mit dem humanen Immunschwäche-Virus (HIV) infiziert oder bereits an Aids erkrankt. Davon leben mehr als zwei Drittel im südlichen Afrika. Die Zahl der Aidstoten weltweit beziffert die UN-Organisation auf bislang 35 Millionen seit Beginn der Epidemie in den 1980er Jahren. Trotz Fortschritten beim Kampf gegen die Krankheit stecken sich den Angaben zufolge pro Jahr etwa zwei Millionen Menschen mit dem HI-Virus an. Zugleich sinkt die Zahl der Menschen, die an den Folgen von Aids sterben. Im Vergleich zum Spitzenwert 2005 fiel die Rate um 46 Prozent, wobei Tuberkulose die Haupttodesursache blieb. Im vergangenen Jahr starben 1,1 Millionen Menschen an den Folgen ihrer Aids-Erkrankung. Ein Problem ist nach wie vor der Zugang zu Medikamenten. In Deutschland leben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) derzeit etwa 84.700 HIV-Infizierte. Die Zahl der Neuinfektionen liegt seit einigen Jahren bei rund 3.200. Im vergangenen Jahr starben in Deutschland schätzungsweise 460 Patienten an den Folgen ihrer HIV-Infektion. (KNA)