
Hirtenvolk in Nigeria wird zu terroristischer Bedrohung
Nigeria ‐ Kirche in Not warnt vor einer neuen islamistischen Welle der Gewalt in Nigeria - dieses Mal nicht von Boko Haram, sondern von einem Hirtenvolk namens Fulani. Immer häufiger zerstörten Angehörige des Nomadenstammes mit ihren Viehherden Ackerflächen, überfielen Bauernhöfe, misshandelten und töteten Menschen.
Aktualisiert: 05.05.2017
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Das Hilfswerk Kirche in Not warnt vor einer neuen islamistischen Welle der Gewalt in Nigeria - dieses Mal nicht von Boko Haram, sondern von einem Hirtenvolk namens Fulani. „Es handelt sich um ein gut geplantes und finanziertes Programm der systematischen Vernichtung,“ zitiert das Hilfswerk Bischof Joseph Bagobiri aus Kafanchan im zentralnigerianischen Bundesstaat Kaduna.
Immer häufiger zerstörten Angehörige des Nomadenstammes mit ihren Viehherden Ackerflächen, überfielen Bauernhöfe, misshandelten und töteten Menschen. „Die Fulani-Extremisten sind die ideologischen Brüder von Boko Haram. Die Zahl der Toten steigt von Tag zu Tag“, so der Bischof. Seiner Einschätzung nach seien allein im vergangenen Jahr 1.000 Menschen durch extremistische Fulani getötet worden. „Es handelt sich nach ,Boko Haram' und dem ,Islamischen Staat' um die drittgefährlichste Terror-Organisation, die genauso international vernetzt ist.“

Im Visier stehen laut Bischof Bagobiri besonders die Christen. „Wir beobachten eine furchtbare Tendenz: Die Fulani nehmen immer mehr Gottesdienste ins Visier“, so der Bischof. Jüngster Vorfall: Am Karsamstag überfielen Extremisten im Dorf Asso in der Nähe der Provinzhauptstadt Kaduna eine Gruppe von Gläubigen, die sich zur Feier der Osternacht versammelt hatten. 12 Menschen starben. Die Täter wurden zwar erkannt, es habe bislang jedoch keine Festnahmen gegeben, berichtete Bagobiri.
In der Nähe des Tatorts gefundene Waffen seien den Behörden übergeben worden – ohne Reaktion. Noch eines sei auffällig, so der Bischof: „Die Waffen, die bei den Anschlägen verwendet werden, sind neu und hochwertig. Die Vermutung liegt nahe, dass diese von Fulani beschafft werden, die bei der Regierung oder beim Militär arbeiten.“ Denn in zahlreichen Behörden würden Angehörige des Volksstammes wichtige Führungspositionen bekleiden: „Und diese Menschen scheinen stärker mit den Angreifern zu sympathisieren als mit den Opfern“, sagte der Bischof.

Diese Unterwanderung durch islamistische Extremisten habe zugenommen, seit die Regierung mit einer Wahlkreisreform die Christen auch politisch ins Abseits gestellt habe. Es sei für sie nicht nur schwieriger geworden, ein politisches Mandat zu erhalten. Auch Ämter in der Verwaltung würden mittels Mehrheitsproporz vergeben. „Es ist offensichtlich, dass diese Wahlkreisverschiebung im Bundesstaat Kaduna nur einer Religion genützt hat – dem Islam“, erklärte Bagobiri. Er fordert die staatlichen Stellen auf, die Reform zu korrigieren.
© Kirche in Not/cze