Auszeichnung für Pater Shay Cullen
Bild: © Missio

Auszeichnung für Pater Shay Cullen

Philippinen ‐ Am Freitag wird der auf den Philippinen tätige Ordensmann Pater Shay Cullen ausgezeichnet: Für seinen jahrzehntelangen unermüdlichen Kampf für Kinderrechte erhält er in Kerkrade die Martin-Buber-Plakette.

Erstellt: 17.11.2017
Aktualisiert: 16.11.2017
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Morddrohungen und andere Anfeindungen sind für Pater Shay Cullen fast Alltag - und das seit vielen Jahren. Ob als verdeckter Ermittler in Bars, Bordellen und Gefängnissen auf den Philippinen, ob als scharfer Kritiker westlicher Reiseveranstalter und der philippinischen Regierung oder als Zeuge gegen Sextouristen vor Gericht: Immer wieder eckt der aus Irland stammende Ordensmann an und sorgt weltweit für Furore.

Am Freitag wird der 74-Jährige einmal mehr ausgezeichnet: Für seinen jahrzehntelangen unermüdlichen Kampf für Kinderrechte erhält er in Kerkrade die Martin-Buber-Plakette. Cullen gilt als Mitinitiator der UN-Kinderrechtskonvention, wurde mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen und erhielt in Deutschland unter anderem den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar und den Shalompreis an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Seit vielen Jahren arbeitet er eng zusammen mit den katholischen Hilfswerken Missio, Misereor und Kindermissionswerk „Die Sternsinger“.

Dass am Freitag TV-Star Dietmar Bär eine Laudatio auf den katholischen Priester hält, hat eine lange Vorgeschichte: 1998 beriet Cullen das WDR-Team beim Dreh des legendären „Tatort: Manila“, in dem die Kommissare Freddy Schenk (Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) auf den Philippinen einen deutschen Kinderschänder zur Strecke bringen.

Bild: © Missio

Beeindruckt von den Dreharbeiten in den Slums und von Cullens Kinderschutzzentrum Preda gründeten sie den Verein „Tatort – Straßen der Welt“. Er setzt sich gegen Kinderprostitution und für mehr Kinderrechte ein und holt bis heute zusammen mit Cullen Kinder aus Bordellen und Gefängnissen.

Angefangen hat alles 1969, als die Missionsgesellschaft von St. Columban den jungen Missionar aus Irland auf die Philippinen schickte: „Ich war noch keine Stunde an Land, da sah ich, wie auf offener Straße kleine Mädchen angeboten wurden“, erzählte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Diese brutale Missachtung der Menschenwürde hat mich richtig wütend gemacht.“

Aus Wut wurde Engagement: 1974 gründete er Preda am ehemaligen US- Marinestützpunkt Olongapo, drei Autostunden nordwestlich von Manila. Dort spürt er immer wieder Kinderschänder auf und bringt sie vor Gericht. Zugleich versucht er, im Kinderschutzzentrum die Opfer der Kinderprostitution zu therapieren und wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Seit einigen Jahren gehört zu Preda auch ein Team, das arme Kinder und Jugendliche aus Gefängnissen und Polizeistationen befreit. Dort werden sie unschuldig oder wegen kleinster Vergehen manchmal über Jahre ohne Rechtsbeistand festgehalten.

1996 schrieb Cullen Justizgeschichte: Als ein deutscher Kinderschänder, der tagelang ein elfjähriges Mädchen sexuell misshandelt hatte, von philippinischen Behörden gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wurde und nach Deutschland floh, heftete sich der Geistliche an die Fersen des Täters und brachte ihn vor ein deutsches Gericht. Erstmals wurde ein Deutscher für ein Vergehen im Ausland verurteilt. Dieser Fall war dann auch Vorbild für den „Tatort: Manila“.

Derzeit gehört Cullen zu den schärfsten Kritikern der Drogenpolitik des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte: „Wir sagen ihm immer wieder, dass man Patienten heilen muss und nicht abschlachten darf“, sagte der prominente Menschenrechtler vor kurzem im KNA-Interview. Auch für die Straßenkinder in dem asiatischen Land werde es immer gefährlicher, denn bei Dutertes Krieg gegen die Drogen gerieten sie ganz schnell unter die Räder: „Oft reicht schon der bloße Verdacht, sie könnten etwas mit Drogen zu tun haben – und dann sind Dutertes Todesschwadronen nicht zimperlich.“

Klar, dass sich der „irische Dickschädel“, wie sich Cullen selbst charakterisiert, auch damit wenig Freunde macht in seiner Wahlheimat. Doch das ist er ja seit langem gewohnt: „Mit Lügengeschichten ziehen sie unseren Namen in den Dreck. Sie bedrohen uns und überziehen uns mit Klagen und Prozessen. Aber wir machen weiter den Mund auf.“ Sicher auch jetzt bei der Preisverleihung in Kerkrade.