Firma gibt Verunreinigungen von Amazonasfluss zu
Brasilien ‐ Der norwegische Aluminiumhersteller Norsk Hydro hat zugegeben, verunreinigtes Wasser ungeklärt in einen Fluss abgeleitet zu haben. Das berichten brasilianische Medien.
Aktualisiert: 20.03.2018
Lesedauer:
Der norwegische Aluminiumhersteller Norsk Hydro hat zugegeben, verunreinigtes Wasser ungeklärt in einen Fluss abgeleitet zu haben. Das berichten brasilianische Medien. Ende Februar hatten Bewohner der Amazonasregion Barcarena von nach Regenfällen übergelaufenen Rotschlamm-Becken berichtet. Dadurch seien Flüsse der Region vergiftet worden. Das Unternehmen hatte dies zuerst zurückgewiesen.
Am Montag erklärte nun der Präsident der Norsk Hydro, Svein Richard Brandtzaeg, das Unternehmen habe ungeklärtes Wasser aus den Auffangbecken in den Para-Fluss abgelassen. Brandtzaeg entschuldigte sich für das Vorgehen, das nicht den üblichen Praktiken des Unternehmens entspreche. Er kündigte eine interne Untersuchung an, um künftig alle Umweltauflagen zu erfüllen. Dafür wolle man 52,6 Millionen Euro investieren.
Mitte Februar war es in der Region Barcarena, rund 15 Kilometer von der Millionenstadt Belem an der Flussmündung des Amazonas gelegen, zu ungewöhnlich heftigen Regenfällen gekommen. Bewohner der Region berichteten, dass die Auffangbecken der Werke von Hydro AluNorte und Albras, beide Tochterunternehmen von Norsk Hydro, übergelaufen seien.
Bewohner beklagen sich seitdem über Übelkeit, Durchfall und Hautjucken. Das Wasser von Flüssen der Region habe sich unnatürlich verfärbt. Behördliche Gutachten stellten erhöhte Werte von Natrium, Nitraten, Aluminium und Blei in umliegenden Gewässern fest. Zudem wies das Wasser einen ungewöhnlich hohen alkalischen Wert auf. Bei Inspektionen der Abraumbecken fanden die Behörden drei illegale Ablaufkanäle, über die Wasser vom Betriebsgelände in die Natur abgeleitet wurde.
Die Behörden haben dem Unternehmen inzwischen eine Strafe von umgerechnet rund 5 Millionen Euro auferlegt. Zudem musste die Produktion halbiert werden. AluNorte ist die größte Produktionsanlage ihrer Art weltweit. Jährlich können dort bis zu 6,3 Millionen Tonnen Aluminiumoxid hergestellt werden, das dann zu Aluminum weiterverarbeitet wird.
Zusätzliche Brisanz gewann der Fall durch die Ermordung eines Anführers der Anwohnervereinigung Cainquiama, die die Verschmutzung gemeldet hatte. Der 47-jährige Paulo Sergio Almeida Nascimento war vor einer Woche von Unbekannten vor seinem Haus erschossen worden. Zuvor hätten Polizisten Drohungen gegen Cainquiama ausgesprochen, wurde gemeldet. Die Vereinigung erklärte, dass die Polizisten nebenher als Wachmänner für Hydro AluNorte arbeiteten.
Norwegen hat in der Amazonasregion einen guten Namen zu verlieren. Die Regierung des skandinavischen Landes hat als größter Beitragszahler des „Amazon Funds“ in den vergangenen neun Jahren 1,15 Milliarden US-Dollar zur Rettung des Regenwaldes gespendet. Norsk Hydro stand zuletzt stark unter Druck. Die Aktie des Unternehmens sank in den vergangenen vier Wochen um fast 20 Prozent.
© KNA