Äthiopien: Tigray-Konflikt eskaliert

Äthiopien: Tigray-Konflikt eskaliert

Afrika ‐ Anfang November ist der Konflikt um den Bundesstaat Tigray in Nordäthiopien eskaliert. Ministerpräsident Abiy Ahmed Ali warf der Führung des Bundesstaats vor, gegen die Verfassung zu verstoßen. Diese weist die Anschuldigungen zurück. Seitdem sprechen die Waffen.

Erstellt: 13.11.2020
Aktualisiert: 11.01.2023
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Anfang November ist der Konflikt um den Bundesstaat Tigray in Nordäthiopien eskaliert. Ministerpräsident Abiy Ahmed Ali warf der Führung des Bundesstaats vor, deren paramilitärischer Arm TPLF (Volksbefreiungsfront von Tigray) habe eine Basis der äthiopischen Streitkräfte angegriffen und gegen die Verfassung verstoßen.

Seine Regierung stelle nun mit einer Militäroffensive den Rechtsstaat wieder her, schrieb der Regierungschef auf Twitter. Die TPLF, bis zu Abiy Ahmeds Amtsantritt Teil der äthiopischen Regierung, streitet den Angriff ab und wirft dem Ministerpräsidenten ebenfalls Verfassungsbruch vor. Dieser habe die für August 2020 geplanten Parlamentswahlen wegen der Corona-Pandemie irregulär verschoben.

Bei den bisherigen Kämpfen zwischen Armee und Truppen der Regionalregierung kamen BBC-Berichten zufolge Hunderte Menschen ums Leben. Telefon- und Internetleitungen bleiben nach einer Woche weiter gekappt; in einigen Städten wurde zudem der Strom abgestellt. Die Vereinten Nationen fürchten derweil eine Massenflucht aus Nordäthiopien und rufen die Nachbarländer auf, ihre Grenzen für Vertriebene von Gewalt offenzuhalten. In den vergangenen zwei Tagen seien mehr als 7.000 Äthiopier in den Sudan geflohen, teilte das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) in der Nacht zum Donnerstag mit. Die UN-Agentur rechnet nun mit einem „starken Anstieg“ der Flüchtlingszahlen in den kommenden Tagen. Man sei zudem tief besorgt um die rund 100.000 Binnenflüchtlinge in Tigray sowie die 96.000 eritreischen Flüchtlinge im Land.

Vatikan und UNO „besorgt“

Auch Papst Franziskus hat sich besorgt über die Lage in Äthiopien geäußert. „Ich fordere alle eindringlich auf, der Versuchung der bewaffneten Konfrontation zu widerstehen“, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz im Vatikan. Er lade „zu Gebet und brüderlichem Respekt, zu Dialog und zur friedlichen Lösung der Auseinandersetzungen ein“.

UN-Chef Antonio Guterres rief zur sofortigen Deeskalation im Norden Äthiopiens auf. „Die Stabilität in Äthiopien ist wichtig für die gesamte Region am Horn von Afrika“, schrieb Guterres auf Twitter. Auch die Afrikanische Union sprach von einer „sehr heiklen“ Situation. Ähnliche Warnungen kamen von US-Außenminister Mike Pompeo und seinem deutschen Kollegen Heiko Maas.

Äthiopien, Afrikas zweitbevölkerungsreichstes Land, schloss 2018 Frieden mit seinem Nachbarn Eritrea. Seither nahmen aber die Spannungen zwischen den mehr als 90 verschiedenen Volksgruppen Äthiopiens zu.

© Text: KNA/DR/Weltkirche.de/KNA