Mexiko: Weltweit größtes katholisches Pilgerfest abgesagt

Mexiko: Weltweit größtes katholisches Pilgerfest abgesagt

Corona-Pandemie ‐ Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie hat sich die Kirche in Mexiko entschieden, die Guadalupe-Basilika im Dezember zu schließen. Die Hauptstadt rüstet sich dennoch für den Besuch von Pilgern.

Erstellt: 24.11.2020
Aktualisiert: 09.12.2022
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Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie hat sich die Kirche in Mexiko entschieden, die Guadalupe-Basilika im Dezember zu schließen. Die Hauptstadt rüstet sich dennoch für den Besuch von Pilgern.

Das wahrscheinlich größte katholische Pilgerfest der Welt fällt in diesem Jahr aus. Die Kirche in Mexiko gab am Montag (Ortszeit) via Twitter bekannt, dass die Türen der Basilika in Mexiko-Stadt zum weltberühmten Guadalupe-Fest vom 10. bis 13. Dezember komplett geschlossen bleiben. Die Mexikanische Bischofskonferenz rief dazu auf, die Guadalupe-Feierlichkeiten in diesem Jahr in den Pfarreien oder zu Hause mit den entsprechenden Hygienemaßnahmen stattfinden zu lassen oder die Feier im Internet zu verfolgen.

Die Entscheidung solle mithelfen, große Menschenansammlungen zu verhindern, hieß es. Die Verwaltung von Mexiko-Stadt werde zudem ein Sicherheitskonzept für die entsprechenden Tage entwickeln. Damit wollen sich die offiziellen Stellen offenbar auf Pilger vorbereiten, die trotzdem zur Basilika strömen. Auch Mexikos Staatspräsident Andres Manuel Lopez Obrador war in den Entscheidungsprozess eingebunden.

Laut Tageszeitung „El Universal“ ist es das fünfte Mal in der langen Geschichte der Basilika, dass sie ihre Türen für die Gläubigen schließt. Die längste Schließung erfolgte demnach zwischen 1926 und 1929, als Katholiken im Zuge des Bürgerkrieges vom mexikanischen Staat verfolgt wurden.

Während der ersten beiden Dezember-Wochen strömen normalerweise bis zu 15 Millionen Pilger auf das großräumige Areal, sagte der Rektor der Basilika, Bischof Salvador Martinez, in einem online verbreiteten Video. Im vergangenen Jahr gab es einen neuen Rekord von rund elf Millionen Pilgern, die die Basilika rund um die eigentlichen Dezember-Festtage betreten hatten.

Erst vor wenigen Wochen hatten tausende Gläubige ohne Masken und Abstand bei einem katholischen Fest in Mexiko für Besorgnis gesorgt. Mexiko zählt zu den weltweit am härtesten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern. Mit rund 80 Toten pro 100.000 Einwohner und rund einer Million registrierten Infektionen liegt das Land auf Rang zehn der weltweiten Tabelle der Johns-Hopkins-Universität. Auch die katholische Kirche ist schwer getroffen: Laut Katholischem Medialen Zentrum waren bis zum 7. Oktober mehr als 100 Geistliche und Ordensmitglieder an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben.

Das Marienfest geht auf die Ereignisse zwischen dem 9. und 12. Dezember 1531 im heutigen Stadtgebiet der mexikanischen Hauptstadt zurück. Dem schon zuvor zum Christentum übergetretenen Indigenen Juan Diego Cuauhtlatoatzin, der 2002 als erster Ureinwohner Amerikas heiliggesprochen wurde, erschien damals laut der Überlieferung an vier Tagen eine schwangere Frau mit Gesichtszügen einer Mestizin, die sich als Mutter Gottes bezeichnete und auf Juan Diegos Umhang („Tilma“) das weltberühmte Gnadenbild „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“ hinterließ.

Am Fuß des Erscheinungshügels, dem Tepeyac, wurde auf ihre Bitte eine große Kirche errichtet. Die „Guadalupana“ ist Patronin von Mexiko, Lateinamerika und ganz Amerika, der Philippinen, der indigenen Völker sowie auch der Ungeborenen.

In der 1974 errichteten Basilika ist über dem Altar der Umhang ausgestellt, der das bekannte Gnadenbild zeigt. Die direkt darunter verlaufenden Rollbänder für die Besucher werden laut Angaben der Erzdiözese Mexiko-Stadt dieser Tage von 15.600 Menschen pro Stunde genutzt. Viele Pilger begnügen sich aufgrund des großen Andrangs damit, das Bild von weitem zu sehen und dann die Kirche zu verlassen. Hunderttausende Pilger erreichen ihr Ziel üblicherweise in tage- bis wochenlangen Fußmärschen. Die werden in diesem Jahr wohl ausfallen – wenn sich die Pilger denn daran halten.

Von Tobias Käufer (KNA)

© Text: KNA