Polens Caritas baut Zelte für Migranten an belarussischer Grenze
Warschau ‐ Die katholische Kirche in Belarus ruft zu Gebeten für die Menschen an der Westgrenze des Landes auf. Währenddessen bereitet die polnische Caritas Hilfsgüter vor. Bis zu den Hilfsbedürftigen selbst werden die Helfer aber bislang nicht durchgelassen.
Aktualisiert: 22.04.2024
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Die katholische Kirche in Belarus ruft zu Gebeten für die Menschen an der Westgrenze des Landes auf. „Lassen Sie uns in einer Zeit, in der sich an den Grenzen unseres Landes eine echte humanitäre Krise ausbreitet, für die Menschen beten, die zur verletzlichsten Gruppe gehören: Migranten und Flüchtlinge“, schrieb die Kirche am Mittwoch auf ihrer Internetseite catholic.by. Diese Menschen sollten wie Schwestern und Brüder angenommen werden und ein „neues Zuhause und neue Hoffnung“ finden, heißt es in dem Gebet.
Die Caritas will unterdessen im Nordosten Polens nahe der Grenze zu Belarus in zunächst vier Pfarreien beheizte sogenannte „Zelte der Hoffnung“ mit Betten errichten. In ihnen soll Ankömmlingen aus Belarus geholfen werden, wie der Vizechef der polnischen Caritas, Pater Cordian Szwarc, sagte. Demnach sollen die Zelte auch als Treffpunkt für engagierte Menschen dienen, die Unterstützung anbieten wollen. Die Bewohner in der polnischen Grenzregion hätten nicht nur mit Angst zu kämpfen, sondern befänden sich in einem schwierigen Dilemma, so der katholische Sozialverband. Sie wünschten sich Sicherheit und seien in Sorge um ihre Angehörigen. Andererseits spürten sie eine starke moralische Pflicht, Migranten in Not zu helfen, so der Franziskaner, der sich seit Tagen in der Region aufhält.
Weder das Regime in Belarus noch die Regierung in Warschau lassen Kirchenvertreter ins Grenzgebiet. Polens Staatspräsident Andrzej Duda rief Anfang September den Notstand in einem etwa drei Kilometer breiten Streifen entlang der mehr als 400 Kilometer langen Grenze zu Belarus aus. Hilfsorganisationen und Journalisten dürfen die Notstandsgemeinden seither nicht mehr betreten.
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Auf belarussischer Seite der Grenze sitzen aktuell Schätzungen zufolge rund 3.000 Menschen aus Syrien, Irak und anderen Krisenländern unter katastrophalen Bedingungen fest. Polnische Grenzschützer hindern sie daran, die Grenze zu überqueren. Belarus verweigert ihnen, das Grenzgebiet zu verlassen. Mehrere Menschen starben an Unterkühlung oder Erschöpfung.
Polen und die EU machen Belarus für die Fluchtbewegung verantwortlich. Sie werfen dem Regime vor, Zehntausende Menschen aus Krisenländern im Nahen Osten und anderswo per Flugzeug nach Minsk und dann an die Grenze zu den EU-Staaten Polen, Litauen und Lettland gebracht zu haben. Die Regierung in Warschau steht in der Kritik, weil sie ihnen ein Asylverfahren verwehre und sie stattdessen gewaltsam nach Belarus zurückdränge.
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Polens katholische Kirche hat eine landesweite Spendenaktion für die Migranten an der Grenze zu Belarus gestartet. In allen polnischen Kirchen solle am 21. November Geld für Hilfsangebote der Caritas in der Grenzregion im Nordosten und die „langandauernde Integration“ von Bleibewilligen gesammelt werden, kündigte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Posens Erzbischof Stanislaw Gadecki, an. „Vor unseren Augen geschieht eine humanitäre Katastrophe“, so der Erzbischof am Freitag bei einer Messe. An der polnisch-belarussischen Grenze „leiden und sterben Menschen“. Die dort angekommenen Geflüchteten seien Opfer unzulässiger Spiele der internationalen Politik.
AKTUALISIERUNG 12.11.2021 16:00
Erste Hilfe für Geflüchtete im belarussisch-polnischen Grenzgebiet
Nach einer Zuspitzung der humanitären Lage an der polnisch-belarussischen Grenze im Laufe dieser Woche haben nun die ersten Hilfsorganisationen Zugang zu den gestrandeten Migranten erhalten. Humanitäre Helfer der Vereinten Nationen sowie Vertreter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) konnten am Donnerstag erste Nothilfe in ein Behelfscamp auf belarussischer Seite am Grenzübergang Kuznica-Bruzgi bringen, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag mitteilte. Das Belarussische Rote Kreuz liefere unterdessen notwendige Güter wie Decken und warme Kleidung für Kinder.
Vorrang habe jetzt, den Tod weiterer Menschen zu verhindern und die Behörden dazu zu bewegen, die Migranten an sichere Orte zu bringen, wo sie angemessene Hilfe und Beratung finden können, erklärte das UNHCR. Unter anderen informierten die Mitarbeiter die Gestrandeten über ihre Möglichkeiten, etwa Asylanträge in Belarus. Einige Asylsuchende und Flüchtlinge hätten aber möglicherweise auch Gründe für eine Einreise in die EU, etwa weil schon Familienangehörige dort seien. Eine andere Option sei eine freiwillige Rückkehr mit Hilfe der IOM auf einem sicheren und legalen Reiseweg.
Von Oliver Hinz (KNA)
© KNA