Update zum Krieg in der Ukraine

Update zum Krieg in der Ukraine

Invasion der Ukraine ‐ Der Salesianer-Orden stellt Schutzräume zur Verfügung, Militärbischof Overbeck betont das Recht auf Selbstverteidigung und ein russisches Bistum betet für den Frieden in der Ukraine. Das Update.

Erstellt: 07.03.2022
Aktualisiert: 07.03.2022
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Der Salesianer-Orden stellt Schutzräume zur Verfügung, Militärbischof Overbeck betont das Recht auf Selbstverteidigung und ein russisches Bistum betet für den Frieden in der Ukraine. Das Update.

Orden der Salesianer in Ukraine stellt Schutzräume zur Verfügung

Die Ordensgemeinschaft der Salesianer in der Ukraine hat mehrere ihrer Häuser für schutzsuchende Menschen zur Verfügung gestellt. In Kiew sowie den Großstädten Lwiw (Lemberg) und Schytomyr habe der Orden sichere Unterkünfte bereitgestellt und versuche derzeit ebenfalls Schutzräume vor Bombenangriffen einzurichten, sagte der Salesianer Maksym Ryabukha dem vatikanischen Pressedienst Fides (Samstag). Dort sollen die Bedürftigen neben Schutz auch Essen und spirituelle wie psychologische Unterstützung erhalten.

Laut Ryabukha, der ein Ordenshaus in Kiew leitet, haben immer mehr Ukrainer ihre Häuser durch die Angriffe verloren und müssen in Sicherheit gebracht werden. Auch würden die Schlangen, um Grundnahrungsmittel und Hygieneprodukte zu erhalten, täglich länger. „Viele Menschen brauchen nun die Unterstützung, Stärke und Präsenz Gottes sowie die ihrer Nachbarn und der ganzen Welt.“

Die Salesianer hätten seit Beginn des Krieges nicht damit aufgehört, Messen zu feiern, so Ryabukha weiter. Diese würden auch online in Sozialen Netzwerken übertragen. „Es ist wichtig, dass wir jetzt nicht aufhören zu beten: In diesem Moment ist das Gebet unsere stärkste Waffe“, betonte der Ordensmann.

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Caritas-Mitarbeiterin in der Ukraine: Wir arbeiten ohne Pause

Der Krieg in der Ukraine stellt auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas vor riesige Herausforderungen. „Ich arbeite den ganzen Tag, ohne Pause. Und es kommen jeden Tag neue Aufgaben dazu“, sagte Olena Noha von der Caritas Kiew am Samstag dem Portal katholisch.de: „Wir müssen Bunker in den Städten organisieren und mit dem Nötigsten ausstatten. Das sind wichtige Schutzorte für die Menschen in der Stadt.“

Momentan sei sie auch dabei, die Kinderheime der katholischen Hilfsorganisation zu evakuieren, ergänzte Noha: „Wir müssen die Kinder da rausholen! Es gibt so viel zu tun. Auch die Pfarreien brauchen dringend unsere Hilfe.“ Sie stelle Kontakte zu Hilfsorganisationen im Ausland her, schreibe Anträge an Partnerorganisationen und „sammle Geld bei Freunden im Ausland, um den Menschen hier zu helfen, unseren Leuten“.

Noha erklärte weiter, sie wolle ihre Heimat nicht verlassen, weil sie bei den Menschen vor Ort sein wolle: „Wir müssen hierbleiben und helfen. Hier werden Kinder in den Bunkern geboren, hier kämpfen Kinder. Wir müssen für sie da sein. Wir haben wenig Zeit, wir müssen die Leute retten.“

Kraft erhalte sie auch durch das Gebet, fügte die Caritas-Mitarbeiterin hinzu: „Menschen beten hier so viel, wie nie zuvor. Aber nicht nur die Menschen in der Ukraine, auch die Menschen überall auf der Welt beten für uns, wir spüren das.“

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So hilft Caritas international in der Ukraine.

Kardinal Marx ruft zum Einsatz für den Frieden auf

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ruft in seinem Fastenhirtenbrief zum Einsatz für den Frieden auf. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Krisen in der Welt schreibt er, die Botschaft Jesu von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden richte sich „nicht exklusiv an eine ausgewählte Gemeinschaft, sondern an alle Menschen“. Das Gebet um Frieden in der Welt sowie „um Frieden zwischen den Menschen und unsere tatkräftige Hilfe für Menschen, die durch den Krieg bedroht sind, soll uns in der Zeit bis Ostern leiten“.

In seinem Schreiben, das am ersten Fastensonntag in allen Gottesdiensten des Erzbistums München und Freising verlesen wurde, stellte Marx mit Blick auf die Situation der Kirche auch die Frage, „ob wir in eine neue Epoche des Christentums gehen“. Es dränge sich auf, zu ergründen, was los sei in und mit der Kirche. Ob sie „einen unaufhaltsamen Niedergang“ erlebe oder in Europa gar verschwinde. Oder ob eine Entwicklung im Gange sei und es „durch Krisen hindurch Erneuerung geben“ könne.

Zu einer solchen gehöre vor allem auch „der ehrliche und schmerzende Blick auf die Gewalt und den Missbrauch, den insbesondere Kinder und Jugendliche sowie Schutzbefohlene in der Kirche erlitten haben“, schreibt der Kardinal. Diese Erfahrungen sollten nicht aus dem Gedächtnis getilgt werden, sondern es gelte, im Erzbistum daraus zu lernen und sich „als Gemeinschaft gerade auch in der Begegnung mit betroffenen, verletzten und zweifelnden Menschen“ weiterzuentwickeln.

Auf dem Weg der Veränderung könne es nie ein Ende geben, so Marx. Wichtig sei aber, „dass wir uns darüber klar sind, um welchen Kern es wirklich geht, was wir bewahren und was wir neu entdecken möchten: Und das ist die Botschaft und Wirklichkeit des Reiches Gottes mitten unter uns.“ Als Grundvoraussetzung für ein „mutiges und beherztes Weitergehen in und mit der Kirche“ nennt der Kardinal die Auseinandersetzung mit der Frage, „ob wir glauben und vertrauen, dass die Gemeinschaft der Kirche notwendig und unverzichtbar ist, dass sie Zukunft hat – nicht um ihrer Selbsterhaltung willen, sondern um der Menschen willen, als Zeichen für alle Menschen“.

Dabei gelte, dass eine Kirche, die sich zurückziehe hinter Mauern nicht in die Zukunft gehen könne. Stattdessen müsse sie sich als „lernende Organisation“ verstehen, „die neue Erfahrungen aufnimmt, Fehler korrigiert, sich ändert und sich in jeder Zeit neu auf den Weg macht, das Evangelium zu leben und zu bezeugen“.

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Katholischer Militärbischof betont Recht auf Selbstverteidigung

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung betont. Das Gebot „Du sollst nicht töten“ gelte für jeden Menschen. Wer sich daran aber nicht halte, müsse davon abgehalten werden, weiter zu töten, sagte der Essener Bischof am Freitag der „Bild“. „Von daher gibt es ein Verteidigungsrecht für jeden Menschen.“

Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine müsse alles getan werden, damit es nicht noch mehr Opfer gebe, sagte Overbeck weiter. „Es ist deshalb wichtig, dass es erste Schritte gibt, dem anderen zu zeigen, es ist Schluss mit der Gewalt. Es muss jetzt Frieden werden.“ In diesem Sinn sei auch Deutschland in der Pflicht, „alles dafür zu tun, was wir im Hintergrund tun können, um in diesem Konflikt deeskalierend zu wirken. Aber auch deutlich machen – und das hat die Bundesregierung jetzt auch mit der Lieferung von Waffen getan –, dass wir dem ukrainischen Volk beistehen.“

Overbeck räumte ein, dass es sich um einen Krieg zweier Länder handele, die christliche Wurzeln hätten. „Und so hoffe ich erst recht, dass die Kraft des Glaubens größer ist, als die Kraft, die gerade den Krieg vom Zaun gebrochen hat. Und auch dafür stehen wir als Kirchen ein.“ 

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Bund der Vertriebenen beklagt Anfeindungen in Deutschland

Der Bund der Vertriebenen (BdV) hat vermehrte Anfeindungen gegen Mitbürger mit Wurzeln im russischsprachigen Raum in Deutschland beklagt. BdV-Präsident Bernd Fabritius sagte am Freitag in Bonn: „Wir wollen Putins Krieg nicht in Deutschland.“ Gerade jetzt sei gesellschaftlicher Zusammenhalt nötig. Fabritius warnte vor „pauschaler Diskriminierung und Ausgrenzung von Russlanddeutschen, jüdischen Kontingentflüchtlingen und Russen in Deutschland“. Diese Menschen gehörten „zu den Opfern von Putins Attacke auf Freiheit und Frieden in Europa“, so der BdV-Präsident. 

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Verband Entwicklungspolitik und humanitäre Hilfe fordert Einhaltung humanitären Völkerrechts

Der entwicklungspolitische Dachverband VENRO hat nach dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine alle Konfliktparteien zur Einhaltung des humanitären Völkerrrechts aufgerufen. Dazu zähle der Schutz von Zivilist*innen und zivilen Einrichtungen wie Verwaltungsgebäuden, Wasser- und Stromversorgung, Krankenhäusern, Schulen und allen Wohngebieten sowie der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit militärischer Handlungen. Auch der Zugang zu humanitärer Hilfe müsse uneingeschränkt gewährleistet und die Vereinbarung zu den Schutzkorridoren ernsthaft umgesetzt werden. 

Zudem warnt VENRO vor den Auswirkungen des Krieges auf Menschen im globalen Süden. „Die Ukraine und Russland sind bedeutende Produzenten von Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Mais und pflanzlichen Ölen. Der Krieg in der Ukraine kann die ohnehin fragile Ernährungssicherheit im Nahen Osten und in vielen afrikanischen Ländern daher massiv beeinträchtigen." Mehr als 20  der globalen Weizen- und mehr als 30 Prozent der Maisexporte entfielen in den letzten Jahren auf Russland und die Ukraine.

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Katholische Unternehmer: Krieg hat Auswirkungen auf Wirtschaft

Der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Ulrich Hemel, ist überzeugt, dass der Krieg in der Ukraine „erhebliche“ Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hat. Das liege an der Erhöhung der Militärausgaben und an der Beeinträchtigung globaler Lieferketten, sagte Hemel dem Kölner Internetportal domradio.de am Freitag.

Deutschland hat laut Hemel das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Handelsbeziehungen zu Russland verloren. Die beschlossenen Sanktionen beträfen aber nicht nur den russischen Präsidenten Wladimir Putin, sondern in erster Linie das russische Volk. Deshalb könnten die Maßnahmen „nicht das letzte Wort sein“.

In Deutschland hätten mehr als 3.000 Unternehmen eine Niederlassung in Russland. Viele überlegten angesichts des russischen Angriffskrieges diese Beziehungen zu kappen. Der Rückzug aus den Geschäften habe jedoch bereits vor einigen Jahren im Zuge der Krim-Krise begonnen.

Angesichts der großen Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung zeigte sich Hemel „überwältigt“. Gleichzeitig warnte er vor einer „einseitigen“ und „feindseligen“ Haltung gegenüber Russland. Es handele sich um einen Krieg der russischen Regierung, „aber es ist nicht ein Krieg des russischen Volkes gegen das ukrainische Volk“.

Der BKU wurde 1949 als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kirche und Politik gegründet. Deutschlandweit zählt er laut Angaben rund 1.100 Unternehmerinnen und Unternehmer, Selbstständige und leitende Angestellte.

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Katholische Bischöfe in Asien warnen vor einem Nuklearkrieg

Kardinal Charles Bo, Präsident der Vereinigung der katholischen Bischofskonferenzen in Asien, hat in einem dramatischen Appell vor einem weltweiten Nuklearkrieg als Folge des Kriegs in der Ukraine gewarnt. Wie Missio Aachen am Freitag mitteilte, appellieren auch weitere prominente Partner des katholischen Hilfswerks an Russlands Präsident Wladimir Putin, die Kämpfe gegen die Ukraine sofort einzustellen.

„Der Albtraum einer globalen Selbstvernichtung ist möglich geworden, die Welt steht am Abgrund“, schreibt Kardinal Bo, der als Erzbischof von Yangon in Myanmar derzeit nach dem Militärputsch in seinem Land nach friedlichen Lösungen sucht. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit zwei Weltkriegen lehre, dass es im Krieg keine Gewinner gebe, so Kardinal Bo. „Wir appellieren direkt an Russland als Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, alle Angriffe gegen die Ukraine einzustellen, und im Rahmen der Vereinten Nationen alle anstehenden Fragen friedlich zu lösen.“

Der katholische Priester Shay Cullen, Missio-Projektpartner in den Philippinen und weltweit bekannt als Menschenrechtsaktivist, ruft in einem Beitrag für den Blog LiCAS ebenfalls zum Protest gegen den Angriffskrieg von Wladimir Putin auf. „Die Rückkehr des Krieges nach Europa schockiert uns und ist nicht zu begreifen. Es wird ein Krieg ohne Ende sein und seine Folgen Generationen beschäftigen“, schreibt er. „Wenn wir angesichts des Bösen, der Untaten und der Menschenrechtsverletzungen schweigen, werden wir zu Komplizen der Verbrecher, weil wir es unterlassen, dagegen aufzustehen“, so Cullen.

„Wir beobachten, dass unsere Partnerinnen und Partner in Afrika, Asien und Ozeanien den Krieg in Europa aufmerksam verfolgen. Sie haben Angst, dass dieser Krieg alle autoritären Regime weltweit noch mehr ermutigt, auf Gewalt und Unterdrückung in der Außen- und Innenpolitik zu setzen, um ihre Interessen durchzusetzen“, erklärte Missio-Pressesprecher Johannes Seibel.

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Moraltheologe: Tyrannenmord an Putin ethisch nicht tragbar

Der Tübinger Moraltheologe Franz-Josef Bormann, Mitglied im Deutschen Ethikrat, hält einen sogenannten Tyrannenmord an Putin, um weitere Opfer zu verhindern, für ethisch nicht tragbar. „Wenn wir jetzt anfangen würden, alle unliebsamen Staatschefs dieser Welt mit Verweis auf den Tyrannenmord aus dem Weg zu räumen, wäre das sicher nicht die richtige Lösung“, sagte Bormann dem Internetportal katholisch.de am Donnerstag im Interview.

Die antike Grundidee des Tyrannenmords gehe davon aus, dass anschließend aus den Kreisen der demokratischen Gremien neue, gerechtfertigte Regierende heranwachsen. „Fatal ist etwa bei Putin, dass er in den vergangenen Jahren alles daran gesetzt hat, eine vitale Opposition zu zerstören. Dieses Nachrücken demokratischer Kräfte wäre also nicht möglich, weil es diese nicht in ausreichendem Umfang gibt, sondern das totalitäre System unter den russischen Eliten eine breite Basis hat“, erklärte der Moraltheologe. Zahlreiche Oligarchen profitierten vom Putin-Regime und würden auch durch eine Ermordung Putins nicht verschwinden. „Die jetzige Situation also mit einem Tyrannenmord bereinigen zu wollen, halte ich für keine tragbare Vorstellung.“

Als nicht nur ethisch gerechtfertigt sondern als „eine moralische Pflicht“ bezeichnete Bormann hingegen Waffenlieferungen an die Ukraine. „Wenn ein viel stärkerer Aggressor einen viel schwächeren Gegner überfällt, müssen die Anrainerstaaten handeln, um diesem überfallenen Opfer zu helfen“, sagte er. „Es besteht hier also durchaus eine moralische Pflicht zur Unterstützung der Ukraine“.

Dies gelte umso mehr, als sich die russischen Truppen nicht an die Regeln des humanitären Kriegsvölkerrechts hielten und zivile Einrichtungen angriffen. „Wenn andere Länder in dieser Situation Waffen an die Ukraine liefern, tun sie das, um einem Gewaltopfer die Möglichkeit zu geben, sich gegen eine völlig ungerechtfertigte Aggression zu verteidigen.“ Sofern diese Waffenlieferungen der effizienten und verhältnismäßigen Selbstverteidigung dienten, seien sie als gerechtfertigt einzuschätzen.

Dabei müsse jedoch darauf geachtet werden, dass keine endlose Eskalationsspirale entstehe. „So sehr also einerseits eine Hilfspflicht besteht, so sehr besteht andererseits die Verpflichtung zu politischem Handeln, um diese Aggressionssituation aufzulösen“, betonte Bormann. Wichtig sei, dass eine Verhandlungsoption gewahrt und geöffnet werden müsse. Dies gelte auch für die Kirche. Ziel aller Maßnahmen müsse es sein, die grundlegenden Rechte des Aggressionsopfers, im aktuellen Fall die territoriale Integrität und das Selbstbestimmungsrecht der Ukraine, zu verteidigen.

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Mainzer Bischof sieht „friedensethisches Dilemma“ in der Ukraine

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, Vorsitzender der katholischen Friedensbewegung Pax Christi in Deutschland, sieht angesichts des russischen Kriegs in der Ukraine ein „friedensethisches Dilemma“. Einerseits stünden die Kirche und die katholische Friedensethik „immer für eine gewaltfreie Lösung“, sagte Kohlgraf am Freitag im Deutschlandfunk. Andererseits gebe es aber auch die Verpflichtung dazu, Menschen zu helfen, sich zu verteidigen.

„Wir sind schon in dem Dilemma, Menschen dürfen befähigt werden, sich selbst zu verteidigen, ihre Familien, ihre Dörfer und Städte zu verteidigen. Ich glaube, das darf man auch als katholischer Bischof und auch als Friedensethiker sagen“, so der Mainzer Bischof. Zugleich müsse man sich jedoch die Frage stellen, inwieweit eine waffenmäßige Verteidigung eine Verhältnismäßigkeit der Mittel gefährde. Derzeit sei es daher wichtig, „alle deeskalierenden Möglichkeiten auszuschöpfen“, etwa Sanktionen, Verhandlungen und soziale Hilfen.

Kohlgraf lobte in dem Zusammenhang das Verhalten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Er kommuniziere „sehr eindeutig über die Folgen des Krieges“ und mache deutlich, dass nicht nur die Ukrainer, sondern auch die russischen Männer, die in den Krieg geschickt würden, Opfer seien. „Ich glaube, dass das auch wichtig ist, dass nach Russland zu kommunizieren, ihr unterliegt einer Propagandamaschine.“

Gefragt, ob ein Tyrannenmord an Putin gerechtfertigt sein könne, betonte Kohlgraf: „Bei Hitler war man damals so weit, ob jetzt der Tyrannenmord als Ultima Ratio, also als letzte Möglichkeit im Blick ist, weiß ich nicht, ich wäre da vorsichtig.“ Dennoch stelle auch er fest, „dass die wenigsten Diktatoren friedlich im Bett gestorben sind“.

Mit Blick auf die Lehre vom sogenannten gerechten Krieg äußerte sich Kohlgraf zurückhaltend. Die Definition und die Kennzeichen eines gerechten Krieges seien sehr abstrakt. Zudem habe es zuletzt vor allem mit Blick auf atomare Bedrohungen wachsende Zweifel an der entsprechenden Lehre gegeben. Stattdessen habe sich „eher eine Sprache vom gerechten Friede etabliert“.

Kritisch äußerte sich Kohlgraf mit Blick auf „die innige Beziehung“ zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der politischen Macht in Russland. Es sei grundsätzlich problematisch, „politische Macht mit theologischen Motiven zu fundieren“. Krieg und Gewalt gegen andere könnte nie theologisch gerechtfertigt werden, betonte er.

Der Mainzer Bischof verwies auch auf die Rolle von Papst Franziskus, der zuletzt den russischen Botschafter im Vatikan aufgesucht hatte. Diese sei nicht zu unterschätzen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass im Hintergrund ganz ganz viel an politischen und auch kirchenpolitischen Verhandlungen läuft“, so Kohlgraf.

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Renovabis hilft in der Ukraine

Papst fleht um Kriegsende – Zwei Kardinäle in Ukraine entsandt

Papst Franziskus hat zwei Kardinäle aus seiner engsten Umgebung in die Ukraine geschickt und den Vatikan als Vermittler im Krieg vorgeschlagen. Franziskus persönlich verkündete am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz, dass er die Kurienkardinäle Konrad Krajewski und Michael Czerny in das Kriegsland entsandt habe „um dem Volk zu dienen und helfen“.

Sie stünden vor Ort für die Präsenz des Papstes und aller Gläubigen, erklärte das Kirchenoberhaupt weiter: „Sie soll zeigen: Der Krieg ist ein Wahnsinn! Hört auf mit dieser Grausamkeit!“. Der Pole Krajewski ist Sozialbeauftragter des Papstes, Czerny leitet aktuell die Entwicklungsbehörde.

Gleichzeitig flehte der Papst erneut um ein Ende des Krieges: „Ströme von Blut und Tränen fließen in der Ukraine. Es handelt sich nicht nur um eine Militäroperation, sondern um einen Krieg, der Tod, Zerstörung und Elend mit sich bringt.“ Dabei dankte Franziskus all jenen, die Flüchtlinge aufnehmen und appellierte „von ganzem Herzen“, für sichere humanitäre Korridore. Zugleich rief er dazu auf, „den Zugang zu Hilfsgütern in den belagerten Gebieten zu erleichtern, um lebenswichtige Hilfe leisten zu können“.

Einen weiteren Dank richtete der Papst an Journalisten, die im ukrainischen Kriegsgebiet tätig sind. Ihr Dienst erlaube, „dem Drama der Bevölkerung nahe zu sein“ und die Grausamkeit des Krieges zu sehen, so Franziskus. Dafür riskierten die Journalisten auch ihr eigenes Leben.

Das Mittagsgebet am Sonntag markierte den vorerst letzten öffentlichen Auftritt des Papstes. Bis kommenden Freitag werden sich das Kirchenoberhaupt und die in Rom ansässigen Kardinäle und Kurienleiter zu den traditionellen Fasten-Exerzitien zurückziehen und sich dem Gebet widmen. Coronabedingt finden die Exerzitien in diesem Jahr erneut in privatem Rahmen statt.

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Friedensappelle von Missio-Partnern

Angesichts des Krieges in der Ukraine treffen beim Internationalen katholischen Missionswerk Missio München Solidaritätsbekundungen und Friedensappelle aus den Partnerländern ein. „Das schreckliche Leid, der Tod von so vielen Unschuldigen und vor allem die oft hilflose Situation von Familien und Kindern in diesem Krieg machen unsere Projektpartnerinnen und -partner weltweit betroffen,“ erklärt Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von Missio München. „Mit ihnen zusammen verbinden wir uns mit den Menschen in der Ukraine im Gebet und der uns möglichen Solidarität.“

Die Folgen der Ereignisse in Europa sind dabei auch ganz konkret in Afrika zu spüren, wie Projektpartner von Missio berichten. „Was in der Ukraine geschieht, hat Auswirkungen auf alle, sogar auf uns in Kenia und in ganz Afrika,“ sagt James Kimani Kairu, Priester der katholischen Diözese Eldoret in Kenia. „Wir spüren die Folgen der Krise bis hierher. Die Preise für Lebensmittel steigen, und die Menschen haben große Angst.“ Er fährt fort: „Wir rufen alle Verantwortlichen, besonders in Russland und in der Ukraine, zu Verhandlungen und zum Dialog auf, damit es Frieden gibt.“ Priester James Kimani Kairu äußerte sich im Gespräch mit einem Reporterteam von Missio München, das sich vor Ort in Kenia aufhielt.

Missio-Präsident Msgr. Wolfgang Huber betont: „Diese weltweite Verbundenheit zeigt, dass es sich nicht nur um eine katastrophale Situation in Europa handelt, sondern dass die Menschheit insgesamt angegriffen wird. Für eine dauerhafte Lösung der Krise ist es daher wichtig, dass wir die weltweiten Auswirkungen dieses Krieges nicht aus dem Blick verlieren.“ In Zeiten der globalen Vernetzung sind auch die Menschen in Afrika abhängig vom Frieden in Europa. „Russland und die Ukraine gehören zum Beispiel zu den größten Weizenlieferanten vieler afrikanischer Länder“, sagt der Missio-Präsident. „Außerdem sind viele junge Menschen aus Afrika als Gaststudenten in der Ukraine und werden jetzt plötzlich zu Flüchtlingen.“ 

© Missio München

HINWEIS: Auf https://www.missio.com/friedensgebet-ukraine hat Missio München ein ökumenisches Friedensgebet veröffentlicht, das gerne geteilt werden darf.

Hilfe für die Ukraine auch aus Afrika

Im Ukraine-Krieg kommt humanitäre Unterstützung nun auch aus Afrika. Die südafrikanische Hilfsorganisation Gift of the Givers unterstützt Krankenhäuser und Binnenvertriebene in dem Kriegsland mit „medizinischer und nichtmedizinischer Nothilfe“, wie lokale Medien (Montag) berichten. Erste Hilfsgüter hätten bereits die westukrainische Stadt Ivano-Frankivsk erreicht.

Wie Gift of the Givers, eines der größten humanitären Hilfswerke auf dem Kontinent, am Wochenende mitteilte, sehe man sich in der Ukraine einer „fast identischen“ Situation wie in Syrien gegenüber. Dort hatten die Helfer aus Südafrika ein Feldkrankenhaus im Kampfgebiet errichtet. Zudem könne man auf Erfahrung aus den Einsätzen in Afghanistan und Tschetschenien zurückgreifen. Die Entscheidung, den Ukrainern zu helfen, sei nach Beratungen mit ukrainischen, slowakischen und kroatischen Behörden gefallen. Hilfsgüter würden in Europa angeschafft und zusätzlich über Linienflüge aus Südafrika geschickt.

Gift of the Givers wurde 1992 von dem südafrikanischen Arzt Imtiaz Sooliman in Pietermaritzburg gegründet. Die Nichtregierungsorganisation unterstützt weltweit Notleidende an Kriegsschauplätzen und nach Naturkatastrophen. Neben mehreren Standorten in Südafrika hat sie Büros in sechs weiteren Ländern, darunter im Jemen und in Syrien.

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Moskaus Patriarch: Krieg soll Gläubige vor „Gay-Parade“ schützen

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hat den Schutz der Gläubigen vor „Gay-Pride-Paraden“ Homosexueller indirekt als Legitimation für den russischen Einmarsch in die Ukraine benannt. Seit acht Jahren werde versucht, „das Bestehende im Donbass zu zerstören“, sagte er in seiner Sonntagspredigt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. In der südostukrainischen Region, die seit 2014 von russischen Separatisten kontrolliert wird, gebe es „eine grundsätzliche Ablehnung der so genannten Werte, die heute von denen angeboten werden, die die Weltmacht beanspruchen“.

Gegenüber dieser Macht gebe es einen „Test der Loyalität“, bei dem es sich nach Ansicht des russisch-orthodoxen Patriarchen um „Gay-Pride-Paraden“ handelt. Der Begriff „Gay-Pride“ stammt aus der Lesben- und Schwulenbewegung und steht für einen selbstbewussten Umgang mit der eigenen sexuellen Identität.

Menschen und Länder, die diesen Test ablehnten, würden von den Mächten verstoßen und „zu Fremden in dieser Welt“, so Kyril weiter. Die „Gay-Pride-Paraden“ würden deshalb nicht veranstaltet, um ein echtes Statement abzugeben, sondern lediglich auf Druck, „um in den Club dieser Länder aufgenommen zu werden“. Doch handle es sich um schwere Sünde und einen „Verstoß gegen die Gesetze Gottes“.

Die Gläubigen im Donbass litten darunter aus Treue zur Kirche, ergänzte der Patriarch: „Wer greift die Ukraine heute an? Acht Jahre Unterdrückung und Vernichtung von Menschen im Donbass, acht Jahre Leiden, und die ganze Welt schweigt – was bedeutet das?“ Man befinde sich in einem Kampf, der „keine physische, sondern eine metaphysische Bedeutung hat“.

Weiter predigte Kyrill, man werde Gottes Wort und Gesetz treu sein, „und wenn wir Verstöße gegen dieses Gesetz sehen, werden wir niemals diejenigen dulden, die dieses Gesetz zerstören“.

Gleichzeitig betonte das Kirchenoberhaupt seine Hoffnung auf einen baldigen Frieden, „dass das Blut unserer Brüder und Schwestern aufhört zu fließen, dass der Herr dem leidgeprüften Land Donbass, das seit acht Jahren den traurigen Stempel der menschlichen Sünde und des Hasses trägt, seine Gnade schenkt“.

In der letzten Woche hatte Kyrill I. die Gegner Russlands als „Kräfte des Bösen“ bezeichnet. Die deutschen Bischöfe und andere Akteure aus Kirche, Politik und Gesellschaft hatten ihn daraufhin aufgefordert, sich deutlich gegen die militärische Aggression Russlands in der Ukraine zu wenden. Zudem kritisierten sie alle Versuche einer religiösen Rechtfertigung des Krieges.

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Russisches Bistum betet rund um die Uhr für Frieden

Im Bistum Saratow im Südwesten Russlands haben Katholiken ein neuntägiges Gebet um Frieden in der Ukraine begonnen. Bischof Clemens Pickel schrieb am Montag in seinem Blog, Pfarreien, Ordensgemeinschaften, Gruppen und Einzelpersonen hätten sich jeweils für mindestens eine Stunde in eine Gebetsliste eingetragen: „Innerhalb kürzester Zeit waren die 216 Stunden ‚belegt', in der Regel mehrfach.“

Nachts beten laut Worten Pickels vor allem Schwesterngemeinschaften im Bistum. Er selbst bete an diesem Montag gemeinsam mit den Schwestern in Orsk. Das Bistum Sankt Clemens in Saratow grenzt an die Ukraine. Wie alle vier katholischen Bistümer in Russland ist es aus ökumenischer Rücksicht auf die orthodoxe Kirche offiziell nach einem Heiligen und nicht nach der Bischofsstadt benannt. Das Bistum ist etwa so groß wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal zusammen. Etwa 20.500 der rund 51 Millionen Einwohner der Region sind katholisch.

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