Eine Spritze mit Corona-Vakzin liegt auf einem Impfpass

Kolumbien bittet Deutschland um Impfstoff für Flüchtlinge

Pandemie weltweit ‐ Die kolumbianische Regierung will Deutschland um Hilfe bei der Versorgung der rund 1,8 Millionen Flüchtlinge aus Venezuela bitten. Das sagte Vizepräsidentin und Außenministerin Marta Lucia Ramirez in einem Interview am Sonntag. „Ich möchte Deutschland in aller Form bitten, dass sie uns Impfdosen spenden", erklärte sie.

Erstellt: 07.06.2021
Aktualisiert: 07.06.2021
Lesedauer: 

Die kolumbianische Regierung will Deutschland um Hilfe bei der Versorgung der rund 1,8 Millionen Flüchtlinge aus Venezuela bitten. Das sagte Vizepräsidentin und Außenministerin Marta Lucia Ramirez in einem Interview der „Welt“ (Sonntag, online). „Ich möchte Deutschland in aller Form bitten, dass sie uns Impfdosen spenden, damit wir das kolumbianische Volk und alle venezolanischen Migranten impfen können, so dass wir zeitgleich ein Wirtschaftswachstum starten und Arbeitsplätze für die Kolumbianer und Venezolaner schaffen können“, sagte die konservative Politikerin. Kolumbien hat in den vergangenen fünf Jahren etwa 1,8 Millionen Flüchtlinge aus dem krisengeschüttelten Nachbarland aufgenommen und entschieden, ihren Aufenthaltsstatus zu legalisieren.

Kolumbien wurde in den vergangenen Wochen von schweren Unruhen erschüttert, die sich an einer inzwischen zurückgenommenen Steuerreform entzündet und sich später zu breiten Sozialprotesten ausgeweitet hatten. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) soll offiziell am Dienstag ihre Untersuchung der Vorwürfe wegen massiver Gewaltanwendung von Teilen der Polizei und der Demonstranten beginnen. Bei den Unruhen sollen bis zu 70 Menschen ums Leben gekommen sein, die meisten Zivilisten. Human Rights Watch und Amnesty International erhoben schwere Vorwürfe gegen Kolumbien.

Ihr Land sei selbst an diesem Besuch interessiert, wies Ramirez Meldungen zurück, Kolumbien habe sich gegen einen Besuch der CIDH-Kommission gesperrt. Kolumbien sei ein Land, das Verletzungen der Menschenrechte weder durch Amtsträger noch durch die Polizei toleriere: „Wenn Korrekturen ergriffen werden müssen, werden wir diese auch ergreifen. Es muss allerdings auch klar gesagt werden, dass die kolumbianische Demokratie einem beispiellosen Angriff ausgesetzt war.“ Gewalt sei über Soziale Netzwerke geschürt worden.

Derzeit versuchen die Regierung von Präsident Ivan Duque und das Komitee des Generalstreiks in Gesprächen eine Lösung für die innenpolitische Krise zu finden. Die Vereinten Nationen und die katholische Kirche begleiten die Gespräche als Beobachter.

© KNA