Ägypten legalisiert weitere Kirchen

Ägypten legalisiert weitere Kirchen

Afrika ‐ Ägypten hat weitere 82 bisher unlizenzierte Kirchbauten legalisiert. Der zuständige Ausschuss unter Vorsitz des ägyptischen Ministerpräsidenten Mustafa Madbuli war am Montag zusammengetroffen, wie örtliche Medien (Montagabend Ortszeit) berichteten.

Erstellt: 15.04.2021
Aktualisiert: 14.04.2021
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Ägypten hat weitere 82 bisher unlizenzierte Kirchbauten legalisiert. Der zuständige Ausschuss unter Vorsitz des ägyptischen Ministerpräsidenten Mustafa Madbuli war am Montag zusammengetroffen, wie örtliche Medien (Montagabend Ortszeit) berichteten. Damit hat das Land seit Beginn der Legalisierungskampagne im Jahr 2017 insgesamt 1.882 ohne Erlaubnis operierende christliche Gotteshäuser nachträglich genehmigt.

Nach Angaben des koptisch-ägyptischen Nachrichtenportals „Watani“ haben die Kirchen in Ägypten Legalisierungsanträge für insgesamt 3.730 Bauten gestellt. Voraussetzungen für eine nachträgliche Genehmigung sind demnach die Erfüllung von Zivilschutzordnungen, bauliche Stabilität und die Zahlung entsprechender Gebühren.

Hintergrund ist ein im August 2016 verabschiedetes Gesetz zum Bau und der Renovierung von Kirchenbauten. Es soll in Verbindung mit Artikel 64 der ägyptischen Verfassung zur Religions- und Kultfreiheit für Anhänger der drei abrahamitischen Religionen Christen den Erhalt von Baugenehmigungen für Gotteshäuser erleichtern. Vor Inkrafttreten des Gesetzes hatten Ägyptens Christen über quasi aussichtslose Genehmigungsverfahren für den Bau oder die Instandsetzung von Kirchen geklagt. Zahlreiche Kirchbauten entstanden ohne die nötigen Genehmigungen.

Schätzungen zufolge stellen Christen zwischen 10 und 14 Prozent der rund 101 Millionen Einwohner Ägyptens. Der Großteil von ihnen gehört der koptisch-orthodoxen Kirche an, die ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurückführt. Angaben über Mitgliederzahlen der altorientalischen Kirche schwanken zwischen acht und zwölf Millionen.

Muslime dürfen künftig am Bau von Kirchen mitwirken

Eine Schwierigkeit war, dass bis Februar 2021 Muslime in Ägypten nicht am Bau von nichtislamischen Kultstätten wie Kirchen mtiwirken durften. Das hat die Regierung von Präsident Abdel-Fatah al-Sisi nun geändert, wie Asianews berichtet. Die Regierung folgt damit einem islamischen Rechtsgutachten (Fatwa) des ägyptischen Großmuftis Shawki Allam vom 24. Januar. Nun dürfen sie dies nur bei Kirchen „gegen Bezahlung" und „in jeder Hinsicht" tun, wie es in der Fatwa heißt.

Christen wie auch Menschenrechtsorganisationen begrüßen diesen für Ägypten weitgehenden Schritt, der jedoch in der Bevölkerung auch als umstritten gilt. Kritiker sprechen davon, das Christentum sei „Blasphemie".

© KNA