Fachkräfte "konkretes Zeichen der Solidarität"
Positiv hebt die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete den Einsatz des Krisenstabes im Entwicklungsministerium hervor. Alle Freiwilligen und diejenigen Fachkräfte, die nach Hause zurückkehren wollten, seien inzwischen in Deutschland angekommen. Hier stehen sie nun vor der Frage, wie es weitergeht. In ihre Einsatzländer werden sie vorerst nicht zurückkehren können; in Deutschland haben sie keinen Erstwohnsitz, was wiederum hohe bürokratische Hürden bei der Beantragung von staatlichen Leistungen mit sich bringt.
Wer dagegen vor Ort geblieben ist, klagt selten über Corona-bedingten Leerlauf. So wie Andre de la Chaux, der in dem von jahrelangen Konflikten gezeichneten Osttimor in der Jugendarbeit tätig ist. Schnell habe sich seine Organisation Ba Futuru auf die neuen Herausforderungen eingestellt, berichtet de la Chaux. So arbeite man mit einer Band aus der Hauptstadt Dili zusammen, die einen Corona-Aufklärungssong geschrieben habe.
„Das Lied soll jetzt aufgenommen und über Social Media-Kanäle wie WhatsApp und TikTok an Jugendliche und junge Erwachsene im ländlichen Bereich verschickt werden, zusammen mit einem Musikvideo und weiteren kleinen Aufklärungsvideos“, sagt de la Chaux. Solche Initiativen sollen dazu beitragen, dass sich Corona in dem bettelarmen Land im indonesischen Insel-Archipel nicht zu sehr ausbreitet.
Lücking-Michel wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für de la Chaux sowie seine Kollegen. Die Zahl der Entwicklungshelfer mag sehr überschaubar erscheinen. Aber an dem Umgang mit ihnen könne sich auch zeigen, wie ernst es Deutschland mit der internationalen Solidarität in der Corona-Krise sei, sagt Lücking-Michel.
Ihr Zwischenfazit fällt ernüchternd aus: „All die milliardenschweren Schutzschirme und Finanzhilfen enden bisher an Deutschlands Grenzen.“ Die Unterstützung der Partnerorganisationen durch Fachkräfte der Entwicklungszusammenarbeit wäre dagegen „gerade jetzt und vor allem für die Zeit nach der Krise ein ganz konkretes Zeichen der Solidarität“.
Von Joachim Heinz (KNA)
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