Bei seiner Rede im Kaba Aye Centre – eine der bekanntesten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens – forderte Franziskus erneut die Achtung der Menschenwürde ein. Katholiken und Buddhisten seien aufgerufen, gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten. Nicht nur in Myanmar, sondern auf der ganzen Welt brauchten die Menschen dieses „gemeinsame Zeugnis der religiösen Führer“.
Zudem nahm er auch den Staat und die Gesellschaft in die Pflicht. Um die „Wunden der Konflikte zu heilen, die im Laufe der Jahre Menschen verschiedener Kulturen, Ethnien und religiöser Überzeugungen getrennt haben“, sei die gesamte Gesellschaft gefragt. Jeder einzelne müsse daran arbeiten, „dass Konfliktsituationen und Unrecht überwunden werden“. Wie bereits am Vortag fiel auch diesmal das Wort „Rohingya“ nicht. Der Papst betonte jedoch, jeder Mensch sei zu achten.
Der Präsident des staatlichen Sangha-Rates, Bhaddanta Kumarabhivamsa, betonte, alle Religionen vereine, dass sie den „Weg zum Gemeinwohl“ beschritten. Er verurteilte Terrorismus und religiösen Extremismus als „böswillige Interpretation der ursprünglichen Lehren der jeweiligen Religion“. In den vergangenen Monaten war es in Myanmar vereinzelt zu Hetze radikaler Buddhisten gegen andere Völker und Religionen gekommen.
Bei seiner Begegnung mit den Bischöfen des Landes würdigte der Papst den Einsatz der Katholiken für Bildung, Karitatives und Menschenwürde. Am Sitz des Erzbischofs von Rangun, Kardinal Charles Maung Bo, ermutigte er die Kirchengemeinschaft, weiterhin eine „konstruktive Rolle im Leben der Gesellschaft einzunehmen“. Das Land befinde sich nach konfliktreichen Jahren auf dem Weg zu Einheit und Frieden. Aufgabe der Kirche sei es zu heilen – Seelen, Herzen und körperliche Wunden. Zudem mahnte Franziskus zu weiteren Schritten in der Ökumene und im interreligiösen Dialog.
Nach seinem Treffen mit den Bischöfen segnete Franziskus Grundsteine, die zur Errichtung der ersten Vatikanbotschaft in Myanmar sowie einiger Kirchen und eines Priesterseminars dienen sollen.
Den ersten Besuch eines Papstes in Myanmar beschließt Franziskus am Donnerstag. In der Marienkathedrale in Rangun feiert er eine Messe mit Jugendlichen, bevor er zum zweiten Teil seiner Reise ins benachbarte Bangladesch fliegt.
© KNA