Auf Twitter schrieb der Schwiegersohn des verstorbenen Revolutionsführers Hugo Chavez: „Bogota hat sich in ein Zentrum der Konspiration gegen die Demokratie und den Frieden in Venezuela verwandelt.“ Auch ein biblischer Vergleich musste herhalten: Kolumbien sei der „Kain von Amerika“. Der Nachbar, so kritisierte Arreaza weiter, unterstütze damit das Verbrechen und die Korruption.
Ortega, die sich zuletzt auf juristischem Wege gegen die Entmachtung des frei gewählten venezolanischen Parlaments wehrte, war am Freitag über Aruba nach Kolumbien ausgereist. Zuvor hatte sie mitgeteilt, im Besitz von belastendem Material über Schmiergeldzahlungen des brasilianischen Baukonzerns Odebrecht an die Maduro-Regierung zu sein. Die Einberufung der Verfassunggebenden Versammlung (ANC) erklärte sie für verfassungswidrig. Das Oberste Gericht schmetterte allerdings all ihre Vorstöße ab.
Ortega war jahrelang eine enge Vertraute von Chavez, ehe sie sich von dessen Nachfolger Nicolas Maduro lossagte. Die ANC hat sie inzwischen abgesetzt und durch einen neuen regierungsnahen kommissarischen Generalstaatsanwalt ersetzt, der Ortega jüngst als „geistige Urheberin“ für die Gewalt bei den wochenlangen Protesten verantwortlich machte. Aus der Wegbegleiterin der Sozialisten ist eine erbitterte Feindin geworden.
Die Beziehungen zwischen dem gemäßigt bürgerlich-konservativ regierten Kolumbien und der sozialistischen Regierung in Caracas sind seit Wochen angespannt. Seit Jahresbeginn reisten mehr als 260.000 Venezolaner auf offiziellem Wege in Kolumbien ein. Viele um in der Grenzregion Lebensmittel und Medikamente einzukaufen, die es in Venezuela nicht gibt. Zehntausende haben vor, in Kolumbien zu bleiben. Jüngst erteilte Bogota mehr als 50.000 Venezolanern einen dauerhaften Aufenthaltsstatus. Die katholische Kirche unterhält in der Grenzregion sowie in den großen Städten Cucuta und Bucaramanga Suppenküchen und Anlaufstellen, um die Flüchtlinge zu versorgen.