Apartheid in der Schule
Im Laufe ihrer Missionsarbeit wurde sie zur Leiterin einer Schule. Das Apartheidsystem nahm sie bis dahin nicht als Unrechtssystem wahr. Die Menschen, die sie unterrichtete, lebten in so verschiedenen Welten, hatten so unterschiedliche Erfahrungen, dass ihr eine Trennung der unterschiedlichen Ethnien auf unterschiedliche Schulgebäude logisch vorkam, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Erst später wurde ihr bewusst, wieviel Unrecht und Unterdrückung mit diesem System einhergingen.
Europäische Samen, afrikanische Blüten
Als sie einem Mädchen mit kranker Mutter keinen Platz an ihrer Schule anbieten konnte, weil es die falsche Hautfarbe hatte, stellte dies eine Zäsur in Sr. Justinas Leben dar. Sie konnte nicht so weitermachen wie bisher. Sie sah das Bedürfnis der einheimischen Bevölkerung, sich weiter zu entwickeln und setzte sich verstärkt für sie ein. Im Jahr 2001 verließ sie den Schuldienst und widmete sich Flüchtlingen, die der englischen Sprache nicht mächtig waren. „Ich selber habe erfahren, dass man nur ein halber Mensch ist, wenn man sich nicht verständigen kann“, erinnert sie sich an ihre Ankunft in Südafrika.
Rückblickend auf ihr Leben sagt sie: „Wir haben europäische Samen gesät, es gehen afrikanische Blüten auf, und die Früchte sind international. Aber im Kern hat sich vieles festgesetzt, was wir mitgebracht haben.“
Von Tobias Böcher, stadtgottes
Mit freundlicher Genehmigung von stadtgottes, Magazin der Steyler Missionare
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