Gleichzeitig warnte Ackermann davor, „die Entwicklungen in der Region nur noch durch die Brille unserer eigenen Bedrohung zu sehen. Sonst verlieren wir den Blick für die Möglichkeiten, die Gewalt zu beenden und den Menschen in der betroffenen Region zu neuen Lebensperspektiven zu verhelfen.“
Militärische Mittel könnten also nicht die einzige Maßnahme gegen die Extremisten sein. Sie könnten eine wichtige Funktion bei der Eindämmung des IS spielen, wenn sie in ein tragfähiges politisches Konzept eingebunden seien. „Die Lösung bringen können sie nicht“, betonte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax.
Die Verteidigung der europäischen Werte zeige sich vielmehr auch bei ihrer praktischen Anwendung, führte Ackermann weiter aus. Ein Beispiel dafür sei die Flüchtlingsfrage. „Nur ein Europa, das in dieser Situation konsequent an Menschenwürde und Menschenrechten Maß nimmt, wird jene Glaubwürdigkeit zeigen, die in der jetzigen Situation von ihm verlangt ist.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich vor der Abstimmung im Bundestag beunruhigt. Wenn Deutschland in einen Krieg hineingehe, sollte dies „nicht nur hoffnungsfroh machen, sondern auch traurig“, sagte er in München. Die Krise sei allein mit Gewalt nicht zu lösen. „Ohne langfristige Idee wird es keinen Frieden geben, die Zahl der Flüchtlinge wird noch steigen“, so Marx.
Bischof Algermissen gegen möglichen Syrien-Einsatz
Der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, Bischof Heinz Josef Algermissen, warnte vor der Bundestagsabstimmung vor einer Kriegsbeteiligung. Dies wäre „ein militärisches Abenteuer“ ohne absehbares Ziel und Ende, und das „in einer Region, wo bereits viele Akteure bombardieren und kämpfen“, sagte Algermissen am Freitag in Berlin. Damit würde Deutschland sich „von seiner Entscheidung für zivile Wege in der Politik“ entfernen.
Die Bundesregierung will bis zu 1.200 Soldaten für den Einsatz in Syrien bereitstellen. Damit will Deutschland den Kampf gegen den IS unterstützen. Der Beschluss ist eine Reaktion auf die jüngsten Anschläge in Paris, zu denen sich die islamistische Terrorgruppe bekannte. Das Mandat, über das der Bundestag am Freitag entscheiden soll, ist zunächst auf ein Jahr befristet. Die Kosten für den Einsatz werden mit 134 Millionen Euro beziffert. (lek/KNA)
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