Sie zeigte sich einerseits erleichtert, dass bereits 150 Staaten konkret mitgeteilt haben, was sie für den Klimaschutz tun wollen. Andererseits werde die globale Durchschnittstemperatur selbst bei konsequenter Umsetzung all dieser Vorhaben immer noch auf 2,5 bis 2,8 Grad steigen, erklärte Hoven. Deutlich zu viel gerade für jene überwiegend armen Länder, die am stärksten von den Klimaveränderungen betroffen sind. Daher hatte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel nochmals ausdrücklich betont, die Welt müsse den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen. Er setzte sich damit von der vorherrschenden Meinung ab, nach der eine Erhöhung um zwei Grad noch als vertretbar eingestuft wird. Spiegel warnte deshalb auch vor weiteren „Minimalkonsensen“. Um der Zukunft der gesamten Menschheit willen brauche es ambitionierte und verbindliche Klimaziele. Und es müsse Schluss sein „mit klimaschädlichen Subventionen in Milliardenhöhe“.
Hoven wiederum verwies auf die ihrer Meinung nach wegweisenden Beschlüsse der Bundesregierung – etwa den, bis zum Ende des Jahrhunderts vollständig auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Oder die finanziellen Beiträge Deutschlands zum Schutz des Weltklimas zu verdoppeln. „Das dürfte Signalwirkung haben. Wenn Deutschland so etwas tut, dann ziehen andere Länder nach“, betonte die Ministerialdirektorin.
Interessant, was in einer weiteren Gesprächsrunde Johannes Remmel, Umweltminister von Nordrhein-Westfalen, zu sagen hatte. Der Grünen-Politiker lobte zwar auf der einen Seite das Wachstum bei der Nutzung erneuerbarer Energien im bevölkerungsreichsten Bundesland. Doch auf der anderen Seite sei längst nicht genug getan. „Der Anteil der Erneuerbaren liegt in NRW bei zehn Prozent. Das muss noch viel mehr werden.“ Gleichzeitig plädierte Remmel für eine „Versöhnung von Industrie und erneuerbaren Energien“. Deutschland brauche naturverträgliche Lösungen, um Branchen wie die Aluminiumindustrie zu erhalten, es sei ein hocheffizienter Maschinenbau ebenso notwendig wie eine leistungsfähige Chemieindustrie, um zukunftsfähige Technologien zu entwickeln. Dazu seien hohe Investitionen und auch enormes Wachstum notwendig, schrieb er allen ins Stammbuch, die allein im Vermeiden von Wirtschaftswachstum den richtigen Weg sehen.
„Die Erde ist des Herrn“
Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, richtete einen biblischen Appell an die Versammlung und zitierte dazu Psalm 24: „Die Erde ist des Herrn.“ Sie sei nicht dafür da, ausgebeutet zu werden, sondern den Menschen „zum Bebauen und Bewahren anvertraut“. Das kann man nicht oft genug betonen.
Erzbischof Ludwig Schick, der Vorsitzende der Kommission Weltkirche in der Deutschen Bischofskonferenz, wies abschließend auf das Motto des Klimapilgerweges hin: „Geht doch!“ Und es müsse auch gehen, „denn sonst verspielen wir unsere Zukunft. Und das dürfen wir nicht“! Es sei von hoher Bedeutung, beim Klimaschutz die Perspektive auch derjenigen Menschen zu beachten, die weit weg von uns in anderen Weltregionen leben und unserer Solidarität bedürften. Schick dankte schließlich den wackeren Pilgern: „Sie verdienen Respekt und Hochachtung!“
Von Ralph Allgaier, Misereor
Quelle: Misereor-Blog. Mit freundlichem Dank für die Genehmigung.
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