Bildung für Flüchtlingskinder
Doch trotz allem bemühten sich diese Länder, einem großen Teil der Flüchtlingskinder weiterhin Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Vormittags werden die einheimischen Kinder unterrichtet, in Nachmittagsschichten werden hunderttausende syrische und irakische Kinder und Jugendliche unterrichtet. Trotzdem gibt es viele Flüchtlingskinder, die keinen Schulplatz haben. „Daher unterstützten wir zum Beispiel im Libanon und in Jordanien Projekte, die Schulunterricht und Kindergartenbetreuung anbieten“, so Bröckelmann-Simon.
Die Misereor-Partnerorganisation „Pontifical Mission Libanon“ organisiert für 350 muslimische Kinder in der libanesischen Bekaa-Ebene Bildung, Beschäftigung und Freizeitangebote. „Die Kleinen lernen Sprachen, Rechnen und Schreiben, haben aber auch die Möglichkeit, durch Rollenspiele, malen und basteln das Erlebte in ihren von Krieg und Terror geprägten Heimatländern zu verarbeiten. In einem armen christlichen Dorf, das ich besucht habe, und dessen Einwohnerzahl sich durch die sunnitischen Flüchtlinge glatt verdoppelt hat, ist beeindruckend viel Solidarität und Engagement für die angekommenen Menschen zu erleben“, so der Misereor-Geschäftsführer.
Europa in der Pflicht
Auch den Erwachsenen wird der Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten nicht verwehrt. „Sowohl im Irak als auch im Libanon haben wir erlebt, dass viele der Flüchtlinge selber Geld verdienen können und damit zumindest die Chance haben, die Flüchtlingslager zu verlassen und in ordentliche Wohnungen zu ziehen. Damit wird diesen Menschen für die Dauer ihres Aufenthaltes eine Chance gegeben, selber ihre Leben zu gestalten und nicht untätig auf Hilfe zu warten. Das müsste uns in Deutschland auch zu denken geben“, so Bröckelmann-Simon.
„Insgesamt müssen wir in Europa, gemessen an unseren finanziellen Möglichkeiten, weitaus mehr Flüchtlinge aufnehmen und diesen eine echte Chance zur Integration bieten. Wir können angesichts der Realität im Nahen und Mittleren Osten die Belastungen nicht allein den Nachbarländern aufbürden. Das würde auf kurze Sicht die Lage auch in diesen Ländern weiter destabilisieren und zu neuen Konflikten führen.“