Erntehelfer erhalten weniger als ein Prozent des Tee-Endpreises
Obwohl die Nachfrage immens ist, kommt bei den einfachen Arbeitern laut Studie so gut wie nichts davon an. Vom Tee-Endpreis landet weniger als ein Prozent bei den Erntehelfern. Supermärkte und Einzelhändler streichen im Schnitt 53 Prozent ein. Der wirtschaftliche Druck, der auf den Plantagenbetreibern lastet, ist groß. Zudem nimmt die Konzentration in dem Geschäft zu. So gibt es lediglich drei große Auktionshäuser, in denen die Tee-Ernte gehandelt wird. Die Vermarktung liegt zu 80 Prozent in der Hand dreier Konzerne.
Gesetze und internationale Übereinkünfte zum Schutz der Arbeiter gibt es zwar. Doch die werden meist nicht eingehalten. So müssen sich Pflücker mit befristeten Verträgen und Dumpinglöhnen über Wasser halten. Zwölf-Stunden-Schichten, sexuelle Belästigung von Frauen und eine Unterbringung in ärmlichen Unterkünften kennzeichnen allzu oft die Arbeitsbedingungen.
In Plantagengebieten ist jedes dritte Kind unterentwickelt
Zu spüren bekommen das auch die Jüngsten. Die chronische Mangelernährung von Kindern unter fünf Jahren liegt in fast allen Kernregionen der Teeproduktion in Sri Lanka, Kenia und Indien bei über 30 Prozent. Amtliche Daten aus Sri Lanka besagen, dass in Plantagengebieten jedes dritte Kind unterentwickelt ist. Im nationalen Durchschnitt betrifft das nur jedes neunte Kind in ländlichen Regionen.
Die Autoren der Studie fordern unter anderem die Bundesregierung auf, mehr Druck auf die Lebensmittelbranche in Deutschland auszuüben, damit diese ihre Zulieferer besser kontrollieren. Vorbild soll die von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) angestoßene Initiative in der Textilindustrie sein. Aber dieser Prozess stockt. Händler wie TeeGschwendner, Betreiber der Kette „Der Teeladen“, bezweifeln zudem, dass ein rein deutscher Ansatz weiterführt.
„Bis es zu einer europäischen Lösung für Arbeitsbedingungen kommt, sehen wir die Verantwortung in den Händen der Unternehmen“, sagt Tea-Taster Daniel Mack. Das Unternehmen aus Meckenheim bei Bonn gibt an, die Lieferkette „bis zur einzelnen Pflücksektion“ zurückverfolgen zu können. Das wäre ein wichtiger Schritt. Doch davon ist die gesamte Branche wohl noch weit entfernt. TeeGschwendner ist Fachhändler für handgepflückten Blatt-Tee – und spricht damit lediglich für 0,5 Prozent der Tee-Ernte weltweit.
Von Joachim Heinz