Bischöfe und Politiker rufen zu Dialog und Demokratieförderung auf
Berlin ‐ Beim internationalen Friedenstreffen der christlichen Gemeinschaft Sant'Egidio haben am Montag in Berlin hochrangige Kirchenvertreter mehr Dialog und Einsatz für die Demokratie gefordert.
Aktualisiert: 12.09.2023
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Das christliche Menschenbild verpflichte die Kirche auf der Seite der Demokratie zu stehen, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Demokratie sei kein Selbstläufer. Es müssten sich auch die Religionen und die Kirche in einer demokratischen Gesellschaft einbringen und selbst verändern. „Das ist auch eine Herausforderung für meine Kirche.“
Der Friedensbeauftragte von Papst Franziskus, Kardinal Matteo Zuppi, rief dazu auf, Abwehrmauern abzubauen. Den Grenzzaun, den Polen zur Kontrolle des Flüchtlingszuzugs aus Belarus errichtet hat, bezeichnete Zuppi als untragbar. Mauern würden schnell gebaut, doch es dauere oft Jahrzehnte, sich davon zu befreien, so der Kardinal. Eine ihrer schlimmsten Folgen sei, dass sie einen Dialog der Menschen auf beiden Seiten erschwerten. Deshalb sei es dringend notwendig, Alternativen zu solchen Mauern zu suchen.
Auf eine gemeinsame Friedensverantwortung von Christen und Muslimen wies Bischof Georg Bätzing hin. Ein friedliches Zusammenleben der beiden größten Religionsgemeinschaften ist seiner Ansicht nach elementar für den Weltfrieden. „Wir waren uns einig: Der Frieden ist für Christen und Muslime die große Aufgabe unserer Zeit. Packen wir es an und wirken wir gemeinsam als Friedensstifter“, erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz nach einem Gespräch am Rande des Friedenstreffens mit dem ägyptischen Großimam Ahmad al-Tayyeb, der vielen Muslimen als höchste theologische Autorität des sunnitischen Islam gilt. Er ist Scheich der ägyptischen Al-Azhar-Universität in Kairo.
Zu dem am Sonntag im Beisein von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier eröffneten Friedenstreffen sind zahlreiche hochrangige Religionsvertreter und Gäste aus 30 Ländern in die Hauptstadt gekommen. In 20 Foren geht es um Themen wie die Umweltkrise, Migration, interreligiösen Dialog, Demokratie, Globalisierung, Abrüstung und Künstliche Intelligenz. Das Treffen endet am Dienstag mit einer großen Friedenskundgebung am Brandenburger Tor.
Karin Wollschläger/KNA