Ein Holzkreuz wirft Schatten auf eine rustikale braune Wand
Bischof von Jagdalpur (Chhattisgarh) befürchtet weitere Übergriffe

Indien: Extremisten verwüsten Kirche

Neu-Delhi ‐ Im zentralindischen Bundesstaat Chhattisgarh haben religiöse Extremisten eine Kirchenemeinde angegriffen. Wie das Portal „Matters India“ berichtet, verwüstete der Mob eine Kirche im Bezirk Narayanpur.

Erstellt: 03.01.2023
Aktualisiert: 03.01.2023
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Augenzeugen zufolge drangen Hunderte mit Stöcken bewaffnete Menschen auf das Areal der Herz-Jesu-Kirche vor, bewarfen sie mit Steinen und zerstörten die gesamte Inneneinrichtung einschließlich des Altarkreuzes. Auch eine Mariengrotte auf dem Gelände der Kirche sei demoliert worden. Von der vor 50 Jahren errichteten Kirche, die vor fünf Jahren renoviert wurde, sei nichts mehr übrig, zitiert der Bericht den Gemeindepfarrer.

Erst vor wenigen Wochen wurden in derselben Region und im Nachbarbezirk Kondagaon bei einer konzertierten Aktion radikaler Hindu-Nationalisten 33 Dörfer angegriffen und dabei die dort lebenden christlichen Adivasi – so werden die Indigenen der Region genannt – aus ihren Häusern vertrieben. Ein aktueller Bericht nennt als Ursache Bestrebungen einer gewaltsamen Bekehrung zum Hinduismus und sieht die Christen vor Ort in akuter Gefahr.

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Zeitungen: Über 2.000 Menschen beteiligt

Laut dem zuständigen Diözesanbischof von Jagdalpur, Joseph Kollamparambil, sind weitere Angriffe auf kirchliche Einrichtungen in der Region absehbar. Der Erzbischof von Chhattisgarhs Hauptstadt Raipur, Victor Henry Thakur, verurteilte den Angriff, forderte eine Verfolgung der Täter und appellierte an den zuständigen Ministerpräsidenten des Bundesstaats Chhattisgarh, Bhupesh Baghel. Die Situation in Narayanpur habe sich dramatisch verschlechtert, da Christen laufend angegriffen und attackiert würden, so der Erzbischof.

Nach Angaben der „Hindustan Times“ und der „Times of India“ waren an dem Mob mehr als 2.000 Menschen beteiligt. Zehn Polizisten seien verletzt worden, darunter auch der Polizeichef. Ihren Ausgang genommen habe die Gewaltorgie beim Treffen einer radikal-hinduistischen Bewegung, die gegen den Übertritt von Stammesangehörigen zu anderen Glaubensrichtungen wie insbesondere zum Christentum und zum Islam auftritt. Behauptet werde, diese Übertritte fänden unter Zwang statt, was von den Glaubensgemeinschaften jedoch zurückgewiesen wird.

Missio-Länderbericht Religionsfreiheit (45): Indien

Indien ist ein Subkontinent mit einer immer noch wachsenden Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen unterschiedlicher ethnischer Abstammung und religiöser Zugehörigkeit, die unter einer demokratischen Verfassung zusammenleben. In den nunmehr gut 70 Jahren des Bestehens der Indischen Union hat das Land immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen auf der Basis der ethnischen und religiösen Zugehörigkeit erlebt, die den demokratischen Prozess gefährdet haben. Die demokratischen Institutionen des Landes haben jedoch immer standgehalten. Ein wichtiger Erfolg der demokratischen Kräfte ist es, dass sich das Militär in Indien in all den Jahren der Kontrolle der politischen Macht untergeordnet hat.

dr/KNA