Geschwisterlichkeit und Solidarität als Grundlagen einer „neuen Welt“
Papst-Botschaft zum Welttag des Friedens am 1. Januar

Geschwisterlichkeit und Solidarität als Grundlagen einer „neuen Welt“

Bonn ‐ Am 1. Januar 2023 begeht die katholische Weltkirche den 56. Welttag des Friedens. Papst Franziskus hat ihn unter das Motto gestellt: „Niemand kann sich allein retten. Nach Covid-19 neu beginnen, um gemeinsam Wege des Friedens zu erkunden.“

Erstellt: 01.01.2023
Aktualisiert: 28.12.2022
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In seiner Botschaft unterstreicht der Papst die Bedeutung von Geschwisterlichkeit und Solidarität als Voraussetzungen einer friedlicheren und gerechteren Welt. „Nachdem wir die Zerbrechlichkeit, die die menschliche Wirklichkeit und unsere persönliche Existenz kennzeichnet, selbst erfahren haben, können wir sagen, dass die größte Lektion, die uns Covid-19 hinterlässt, die Erkenntnis ist, dass wir alle einander brauchen, dass unser größter, wenn auch zerbrechlichster Schatz die menschliche Geschwisterlichkeit ist, die auf unserer gemeinsamen Gotteskindschaft beruht, und dass sich niemand allein retten kann,“ so Papst Franziskus. Er gibt der Hoffnung Ausdruck, dass die in der Pandemie gemachte Erfahrung das Bewusstsein gestärkt habe, „das Wort ‚gemeinsam‘ wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Denn nur gemeinsam, in Geschwisterlichkeit und Solidarität, sind wir in der Lage, Frieden zu schaffen, Gerechtigkeit zu gewährleisten und die schmerzlichsten Ereignisse zu überwinden.“

Der Papst kritisiert in diesem Zusammenhang ein falsches Vertrauen „in den Fortschritt, in die Technologie und in die Effekte der Globalisierung“. Gerade die Corona-Pandemie habe offengelegt, dass dieses Vertrauen „nicht nur übertrieben gewesen ist, sondern sich in eine individualistische und götzendienerische Vergiftung verwandelt hat, welche die erwünschte Sicherstellung von Gerechtigkeit, Eintracht und Frieden gefährdet“. Stattdessen sei in den zurückliegenden schwierigen Jahren deutlich geworden: „Nur der Friede, der aus geschwisterlicher und uneigennütziger Liebe entsteht, kann uns helfen, die persönlichen, gesellschaftlichen und weltweiten Krisen zu überwinden.“

„Der Krieg in der Ukraine rafft unschuldige Opfer hinweg und verbreitet Unsicherheit, nicht nur für die direkt Betroffenen, sondern in diffuser und unterschiedsloser Weise für alle, auch für diejenigen, die Tausende von Kilometern entfernt unter seinen Nebenwirkungen leiden – man denke bloß an die Getreidelieferungen und an die Kraftstoffpreise.“

—  Zitat: Papst Franziskus

Das Abschlusskapitel der Botschaft greift diesen Gedanken erneut auf und verbindet ihn mit einem Programm für eine „neue Welt“, die es aufzubauen gelte: „Wir müssen uns erneut mit der Gewährleistung einer öffentlichen Gesundheitsversorgung für alle befassen; Friedensaktionen fördern, um den Konflikten und den Kriegen ein Ende zu setzen, die fortwährend Opfer und Armut verursachen; uns konzertiert um unser gemeinsames Haus kümmern sowie klare und wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels treffen; das Virus der Ungleichheit bekämpfen sowie Nahrung und menschenwürdige Arbeit für alle sicherstellen.“ Ein besonderes Augenmerk richtet der Papst „auf die Migranten und auf diejenigen, die wie Ausgestoßene in unserer Gesellschaft leben“.

Wie weit die internationale Gemeinschaft von einem solchen neuen Kurs noch entfernt ist, zeigt der Krieg gegen die Ukraine. Papst Franziskus bezeichnet ihn als „ein neues schreckliches Unglück“, das „über die Menschheit hereingebrochen“ sei. Anders als die Corona-Pandemie sei diese „Plage“ jedoch „von schuldhaften menschlichen Entscheidungen gesteuert“. Eben deshalb sei das „Virus des Kriegs schwieriger zu besiegen als jene, die den menschlichen Organismus befallen, weil es nicht von außen kommt, sondern aus dem Inneren des menschlichen Herzens, das durch die Sünde verdorben ist“. Die päpstliche Botschaft gedenkt der Opfer des Ukraine-Krieges und schließt auch diejenigen ein, die unter dessen Nebenwirkungen, etwa durch fehlende Getreidelieferungen in arme Länder, leiden.

„Der Skandal hungernder Bevölkerungen verletzt uns.“

—  Zitat: Papst Franziskus

Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ (Hildesheim), unterstreicht heute (28. Dezember 2022) die innere Verbindung von Glaube und Welt-Zugewandtheit , die in der päpstlichen Botschaft zur Sprache gebracht wird: „Franziskus ist kein Politiker. Vielleicht kann er gerade deshalb den Zustand der Welt so präzise, pointiert und schonungslos ins Wort fassen, wie ihm dies in seinem neuen Dokument einmal mehr gelingt. Der Papst spricht Klartext. Er nennt die Ungerechtigkeiten beim Namen und weigert sich, einfache politische Rezepte in Umlauf zu bringen. Dennoch lässt er keine Resignation aufkommen. Im Gegenteil: Der Glaube nährt, so formuliert es Franziskus, ‚ein altruistisches Verlangen, das von Gottes unendlicher Liebe inspiriert ist‘. Und in diesem Geist können wir dazu beitragen, ‚das Reich Gottes zu errichten, das ein Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens ist‘. Das ist keine billige Mutmacherei, hier werden keine Durchhalteparolen angesichts miserabler Verhältnisse unter die Leute gebracht. Wenn es nur auf unsere menschliche Kompetenz, auf unsere Leistung ankäme, müssten wir in der Tat verzweifeln. Aber weil Gott selbst uns inspiriert, weil er seinen Geist unter uns wirken lässt, können wir uns mit Mut, Vertrauen und Hoffnung den Angelegenheiten dieser Welt zuwenden“, so Bischof Wilmer.

DBK

Mehr Informationen zum Thema finden Sie auf der DBK-Themenseite zum Welttag des Friedens.

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