
Riesige Flüchtlingstragödie vor Lampedusa
Vor der süditalienischen Insel Lampedusa hat sich am Donnerstag eine der größten Flüchtlingstragödien dieses Jahres ereignet. Nach Angaben von Rettungskräften erlitten rund 500 Menschen, die meisten von ihnen aus Somalia und Eritrea, bei der Überquerung des Mittelmeers Schiffbruch. Ihr Boot hatte etwa einen Kilometer vor der rettenden Küste Feuer gefangen.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Vor der süditalienischen Insel Lampedusa hat sich am Donnerstag eine der größten Flüchtlingstragödien dieses Jahres ereignet. Nach Angaben von Rettungskräften erlitten rund 500 Menschen, die meisten von ihnen aus Somalia und Eritrea, bei der Überquerung des Mittelmeers Schiffbruch. Ihr Boot hatte etwa einen Kilometer vor der rettenden Küste Feuer gefangen.
Küstenwache und Fischer bargen bis Donnerstagmittag mehr als 80 Tote sowie rund 150 Überlebende. Mittlerweile ist von mindestens 133 Toten die Rede. Zahlreiche weitere Menschen, darunter viele Kinder, trieben lebend oder tot in den Wellen. Die Rettungskräfte legten die Leichen in Plastiksäcken an der Hafenmole ab, von wo sie zum Flughafen-Hangar weiter transportiert werden sollten. Dieser soll als provisorische Leichenhalle dienen.
Unter dem Eindruck der Tragödie forderte Staatspräsident Giorgio Napolitano eine Revision der italienischen Asylgesetze. Bereits am Vortag hatte Ministerpräsident Enrico Letta in seiner Rede vor der Vertrauensabstimmung eine Neuausrichtung der italienischen Migrationspolitik in Aussicht gestellt. Ausgangspunkt solle der Appell von Papst Franziskus sein, den dieser bei seinem Besuch auf Lampedusa am 8. Juli formuliert hatte. Der Papst hatte damals eine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ beklagt und die Italiener aufgefordert, den Flüchtlingen als Brüdern und Schwestern zu begegnen.
„Vereinen wir unsere Anstrengungen, damit sich solche Tragödien nicht wiederholen.“

Papst: Schiffsunglück ist „eine Schande“
Franziskus selbst zeigte sich unterdessen entsetzt vom tragischen Schiffsunglück. Dieses sei eine „Schande“, für die sich die Welt schämen sollte. „Wenn wir von Frieden und einer unmenschlichen Weltwirtschaftskrise sprechen, die ein Symptom für fehlenden Respekt gegenüber dem Menschen ist, dürfen wir die vielen Opfer des erneuten Schiffsunglücks heute im Meer vor Lampedusa nicht vergessen“, sagte er bei einer Audienz am Donnerstag. „Es ist eine Schande. Bitten wir Gott für die Toten, für die Männer, Frauen und Kinder, für die Familienangehören, für alle Flüchtlinge“, sagte er bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 50. Jahrestags der Friedens-Enzyklika „Pacem in terris“ von Johannes XXIII.
„Vereinen wir unsere Anstrengungen, damit sich solche Tragödien nicht wiederholen. Nur eine entschlossene Zusammenarbeit aller kann zur Vorbeugung beitragen“, forderte der Papst die Weltgemeinschaft auf.
Erzbischof Schick erschüttert
Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zeigte sich betroffen von der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa. Seine Trauer gelte den Getöteten, sein Mitleid deren Angehörigen, sagte Schick am Donnerstag in Bamberg. Der für Fragen der Weltkirche zuständige Bischof rief dazu auf, endlich zu verhindern, dass Menschen sich mit Schlepperbanden einließen und auf solche Schiffe stiegen. Vor allem aber müssten die Lebensbedingungen in den Ursprungsländern der Flüchtlinge verbessert werden.
Der italienische Ministerpräsident Enrico Letta ließ am Donnerstagabend über Twitter mitteilen, er habe das Kabinett zu Beratungen über einen nationalen Trauertag zusammengerufen. (KNA)