
Frieden durch Dialog und Gebet
Vor einem Millionenpublikum hat Papst Franziskus das erste Weihnachtsfest seines Pontifikates gefeiert. Verbunden mit der christlichen Botschaft von der Geburt Christi richtete er einen Friedenswunsch an die ganze Welt und schloss dabei ausdrücklich die Nichtglaubenden ein. Vor allem forderte er ein Ende der Gewalt in den Krisenregionen.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Vor einem Millionenpublikum hat Papst Franziskus das erste Weihnachtsfest seines Pontifikates gefeiert. Verbunden mit der christlichen Botschaft von der Geburt Christi richtete er einen Friedenswunsch an die ganze Welt und schloss dabei ausdrücklich die Nichtglaubenden ein. Vor allem forderte er ein Ende der Gewalt in den Krisenregionen.
Am Zweiten Weihnachtstag, dem Fest des ersten christlichen Märtyrers Stephanus, betonte er zudem, wie eng Freude und Leben mit Verfolgung und Tod zusammenhingen. Bei seinem Mittagsgebet am Donnerstag gedachte er der verfolgten Christen in der Welt. Deren Zahl sei heute größer als in der Anfangszeit des Christentums.
Franziskus nutzte seine Weihnachtsbotschaft zu einer Tour d''horizon durch die Krisen und Leiden einer zerrissenen Welt: Nahost, Südsudan , Zentralafrika , Nigeria, Horn von Afrika. Er rief zu Frieden und Dialog auf, erbat Hilfe und Solidarität für die Opfer von Naturkatastrophen und Gewalt, aber auch für die Armen und Schwachen, für Ausgegrenzte, Flüchtlinge und Opfer von Menschenhandel .
Syrien, Irak und das Heilige Land
Ganz oben stand für Franziskus auch diesmal Syrien . Der Konflikt habe dort schon zu viele Leben zerschlagen, sagte er vor rund 70.000 Menschen auf dem Petersplatz. Auch der Irak werde immer noch von häufigen Attentaten heimgesucht. Auf die Anschläge vom Ersten Weihnachtstag, bei dem nahe einer Kirche zahlreiche Menschen getötet wurden, ging der Papst nicht eigens ein. Ein chaldäischer Kirchenführer wies die Bombenattentate der gemeinsamen Gewalt im Land zu; sie seien nicht direkt gegen die Christen oder gegen Weihnachten gerichtet gewesen.

Ausdrücklich ging Franziskus auch auf das Heilige Land ein, das er im Mai besuchen möchte. Er bat darum, dass „die Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern zu einem glücklichen Ergebnis kommen“. Besonders lenkte Franziskus den Blick der Öffentlichkeit zu Weihnachten auf die Kinder, die die schwächsten Opfer der Kriege seien, sowie auf die alten Menschen, auf misshandelte Frauen, Kindersoldaten und Kranke. Und er sprach von Flüchtlingen und von der Mittelmeerinsel Lampedusa, wo auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Menschen ertranken. Solche Tragödien dürften „nie wieder geschehen“.
Gebet für Frieden und Versöhnung
Der Weg zum Frieden führt für Franziskus aber nicht nur über Politik, Diplomatie und Dialog, sondern auch über das Gebet. Er verwies auf den Friedensgebetstag für Syrien , den er angesichts der drohenden Militärintervention für den 7. September angesetzt hatte – und dem sich auch Muslime und Juden anschlossen. „Wir haben gesehen, wie mächtig das Gebet ist!“, rief er. Die Intervention blieb aus; nicht wenige gaben der vatikanischen Friedensinitiative einen Anteil.
Franziskus erfüllte zum christlichen Hochfest der Geburt Christi das gleiche Programm wie seine Vorgänger. Der Petersdom war zur Christmette am Dienstagabend überfüllt, der 77-Jährige zelebrierte in der Kirchensprache Latein. Überfüllt war auch der Petersplatz am Ersten Weihnachtstag zum Segen „Urbi et orbi“ – obwohl der Wetterbericht schweren Regen vorausgesagt hatte.
Bescheidenes Weihnachtsfest
Doch einiges war auch anders als bei früheren Weihnachtsfeiern im Vatikan, schlichter, bescheidener. Die Christmette war kürzer, auch die Übertragung der Weihnachtsbotschaft ging früher zu Ende als geplant – was auch daran lag, dass Franziskus „Frohe Weihnachten“ nur auf Italienisch wünschte und nicht in mehreren Dutzend Sprachen wie seine Vorgänger. Franziskus erschien beim Auftritt auf der Mittelloggia des Petersdoms im schlichten weißen Papstgewand, ohne roten Umhang. Nur zum Segen selbst legte der Zeremoniar ihm eine rote Stola über die Schultern.
Deutlich kleiner und kostengünstiger als in früheren Jahren war schließlich die Krippe auf dem Petersplatz, ein Geschenk aus dem für seine Krippenkunst berühmten Neapel. Anstelle einer großen Landschaft bestand sie aus einem kleinen Ensemble eng gruppierter Figuren. Dennoch wirkte sie nicht weniger farbenfroh und prächtig. Zudem, so hört man im Vatikan, soll der Plan bereits vorgelegen haben, bevor das neue Pontifikat eine neue Bescheidenheit empfahl.
Von Johannes Schidelko