Gefährliche Mission
Das Auswärtige Amt in Berlin hat seine Reisewarnung für den Südsudan aktuell bestätigt. Ausländer verlassen das Land, Firmen und Behörden holen ihre Leute zurück. Die Angst vor weiteren Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen ist zu groß.
Aktualisiert: 30.11.2022
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Hans Eigner aus dem Bistum Eichstätt dagegen wird Ende des Monats nach Nairobi fliegen. Von dort aus reist er wenige Tage später in den Südsudan. „Es ist unsere Berufung hinauszugehen, Brücken zu bauen zum Anderen“, sagt der Combonimissionar , „zu zeigen, dass wir zur weltweiten Solidarität fähig sind“. Am 19. Januar verabschiedete sich Bruder Hans in einem Aussendungsgottesdienst in seiner Heimatpfarrei Mariä Himmelfahrt in Laibstadt – genau 30 Jahre zuvor tat er das an derselben Stelle schon einmal. Als Missionar auf Zeit ging der damals frischgebackene Bauingenieur in die Elendsviertel der kenianischen Hauptstadt Nairobi, wo er drei Jahre lebte und arbeitete. Das mit dem Brückenbauen machte er in zweifacher Weise wahr. Er baute in der Gemeinde von Kariobangi und andernorts Brücken, Wege und Gebäude und lebte brüderlich mit den Christen dort zusammen.
1988 trat Eigner ins Noviziat der Combonimissionare ein, der Orden, den er seit seiner Schulzeit in Neumarkt kannte. Es folgten weitere sieben Jahre Kenia. Seit 18 Jahren ist Eigner wieder in Deutschland tätig. Zuletzt war er aktiv an der Restrukturierung seines Ordens mitbeteiligt und richtete die neue Zentrale der Combonis in St. Kunigund in Nürnberg mit ein. In den nächsten Wochen wird Eigner 58 Jahre alt. Wer ihn kennt, weiß, dass er nicht nur genau weiß, was er will, sondern dass er auch eine ziemlich genaue Vorstellung davon hat, was ihn erwartet. Eigner hat das krisengeschüttelte Land und die Menschen dort kennengelernt. Während seiner Jahre im Nachbarland Kenia war er zweimal für Aufbauprojekte im Südsudan.
„Meine Entscheidung für Afrika erscheint mutig und mein Glaube erscheint groß. Aber glaubt mir, ich bin wie ihr alle ein Gottsuchender, wie ein Blinder, dem man den Aufgang der Sonne verheißt.“
Afrika durch Afrika entwickeln
So wenig man Eigner eine romantische Vorstellung von Mission unterstellen kann, so wenig durfte man die Stimmung bei dem festlich gestalteten Aussendungsgottesdienst, dem Kaplan Dominik Pillmayer vorstand, sentimental nennen. Es war ehrliche Ergriffenheit spürbar bei dieser Aussendung und Provinzial Pater Karl Peinhopf redete in seiner bewegenden Ansprache nicht um die ernste Lage herum. Er fand Worte für den ernsten Mut Eigners, für den Verlust für Orden und Heimatgemeinde, für die Sorge und Trauer der Familie, die den Sohn, Bruder und Onkel dennoch unterstützt im Gebet und in der Tat. „Meine Entscheidung für Afrika erscheint mutig und mein Glaube erscheint groß. Aber glaubt mir, ich bin wie ihr alle ein Gottsuchender, wie ein Blinder, dem man den Aufgang der Sonne verheißt. Und nur in diesem Vertrauen gehe ich meinen Berufungsweg weiter“, sagt Eigner der Gemeinde.
An seinem neuen Wirkungsort, einer Gemeinde am Rand der explosionsartig wachsenden Hauptstadt Juba, wird Eigner auf Mitstreiter und Mitbrüder treffen, etwa auf Bruder Bernhard Hengl. Er stammt ebenfalls aus der Diözese Eichstätt und ist als Koordinator der Bischofskonferenz im Südsudan für den Bereich Entwicklung in den sieben südsudanesischen Bistümern verantwortlich. Die Brüder werden dort entsprechend eines Gedankens ihres Ordensgründers Daniele Comboni wirken: Afrika durch Afrika entwickeln.
Von Michael Heberling
Mit Dank für die freundliche Abdruckgenehmigung an die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt .