
Venezuela: Kirche setzt auf Dialog
Kardinal Jorge Urosa hat die Regierung in Venezuela aufgerufen, den aggressiven Ton in ihren Reden zu überprüfen und sich mit den verschiedenen politischen Gruppen des Landes an einen Tisch zu setzen. Das sei nötig, „um den Puls der Realität zu spüren“ und die Motive der Menschen für die Proteste kennenzulernen, sagte der Erzbischof von Caracas in einem am Montag (Ortszeit) auf der Internetseite der Tageszeitung „El Nacional“ ausgestrahlten Video-Interview. Es sei zwingend notwendig, die schwerwiegenden Probleme des Landes zu lösen, denn die seien Ursache der Proteste.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Kardinal Jorge Urosa hat die Regierung in Venezuela aufgerufen, den aggressiven Ton in ihren Reden zu überprüfen und sich mit den verschiedenen politischen Gruppen des Landes an einen Tisch zu setzen. Das sei nötig, „um den Puls der Realität zu spüren“ und die Motive der Menschen für die Proteste kennenzulernen, sagte der Erzbischof von Caracas in einem am Montag (Ortszeit) auf der Internetseite der Tageszeitung „El Nacional“ ausgestrahlten Video-Interview. Es sei zwingend notwendig, die schwerwiegenden Probleme des Landes zu lösen, denn die seien Ursache der Proteste.
Ein Schritt in die richtige Richtung sei die von der Regierung einberufene Friedenskonferenz, die sich speziell um Wirtschaftsthemen kümmere. „Nun muss man abwarten, welche konkreten Ergebnisse dabei herauskommen“, so Urosa weiter. Der freie Zugang zu Informationen und hohe Kriminalität seien weitere Probleme, die dringend gelöst werden müssten. Jeder Venezolaner sei derzeit in Gefahr, ermordet, attackiert oder entführt zu werden: „Dieses Problem muss die Regierung in den Griff bekommen.“
Zugleich rief der Erzbischof von Caracas seine Landsleute dazu auf, den Weg der Gewalt wieder zu verlassen. „Ich glaube wir Venezolaner müssen darüber nachdenken, dass der Weg der Gewalt, der Repression und des Vandalismus nicht der Weg ist, die großen Probleme des Landes zu lösen.“
Lateinamerikas Bischöfe fordern Dialogbereitschaft
Auch die Bischöfe Lateinamerikas hatten in der vergangenen Woche zum Dialog aufgerufen. „Die Bischöfe haben eingeladen, sich zu einem Dialog zu treffen, aber das ist nicht einfach wenn es Differenzen und Meinungsverschiedenheiten gibt. Das ist aber die einzige Lösung, denn wenn das nicht gelingt, wird es noch mehr Probleme geben“, sagte der Generalsekretär der venezolanischen Bischofskonferenz, Bischof Jesús Gonzalez de Zárate, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Rande des Treffens der Generalsekretäre der lateinamerikanischen Bischofskonferenzen in Kolumbien. Das Wichtigste sei, dass es von beiden Seiten den ehrlichen Willen gebe, so der Bischof von Suava. Ein Dialog auf Augenhöhe garantiere den Teilnehmern das notwendige Vertrauen für ein Treffen.
„Was wir mit Klarheit sagen können, ist, dass der Dialog der einzige Ausweg ist.“
Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Erzbischof Carlos Aguiar Retes: „Was wir mit Klarheit sagen können, ist, dass der Dialog der einzige Ausweg ist.“ Es sei wichtig herauszufinden, was die Gründe für die Demonstrationen sind, so der Oberhirte der mexikanischen Erzdiözese Tlalnepantla. Der Dialog sei kein Tribunal, sondern Ziel sei es, zu verstehen, was sich hinter der jeweils anderen Position verberge.
Unterdessen haben mehrere hundert Sicherheitskräfte am Montag in der venezolanischen Hauptstadt eine Hochburg der Protestbewegung eingenommen. Bei den seit über einem Monat andauernden Protesten gegen die sozialistische Regierung von Präsident Nicolas Maduro sind nach offiziellen Angaben bislang 29 Menschen ums Leben gekommen. Die Demonstrationen richten sich gegen die Lebensmittelknappheit, die hohe Kriminalität, Polizeigewalt und Zensur. Die venezolanische Regierung betrachtet die Proteste als Putschversuch. (lek mit KNA)