
Wachsende Kritik an Sport-Events
Kurz vor dem Start der Fußball-WM in Brasilien wächst die Kritik an den Vergabekriterien für sportliche Großereignisse. Die für die Olympischen Spiele und die WM zuständigen Organisationen IOC und FIFA müssten mehr Verantwortung übernehmen, forderte der CDU-Politiker Klaus Töpfer im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). Das gelte sowohl mit Blick auf einen transparenten Bewerbungsprozess wie auch die konkrete Durchführung der Wettbewerbe.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Kurz vor dem Start der Fußball-WM in Brasilien wächst die Kritik an den Vergabekriterien für sportliche Großereignisse. Die für die Olympischen Spiele und die WM zuständigen Organisationen IOC und FIFA müssten mehr Verantwortung übernehmen, forderte der CDU-Politiker Klaus Töpfer im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). Das gelte sowohl mit Blick auf einen transparenten Bewerbungsprozess wie auch die konkrete Durchführung der Wettbewerbe.
„Unter sozialem Aspekt betrachtet, werden die Menschen, die arm sind, nach sportlichen Großereignissen in ihren Ländern oder Städten nicht reicher, sondern noch ärmer“, sagte der langjährige Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und frühere Bundesumweltminister. Zugleich prangerte der Politiker gigantische Bauprojekte an, die niemandem nützten. Schließlich hätten Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele immer öfter negative Auswirkungen auf die Lebensqualität, „weil sich nicht der Mensch der Natur anpasst, sondern die Umwelt ihm gefügig gemacht wird“.
Bischof Overbeck: Fairness gegenüber den Armen
Mit Blick auf die bevorstehende WM in Brasilien warfen die katholischen Bischöfe in Deutschland die Frage auf, ob es dem Gastgeber gelingen werde, „neben der Investition in Fußballarenen auch die sozialen Grunddienste zu sichern“. Angesichts des Großereignisses dürfe man die Belange der Benachteiligten nicht aus den Augen verlieren, mahnte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Er ist in der Deutschen Bischofskonferenz auch für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig.
Bischof Overbeck sieht faire Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft als gutes Vorbild für einen respektvollen Umgang in der Bevölkerung Brasiliens: „Leider fehlen Regeln wie im Fußball häufig in der brasilianischen Gesellschaft, wo sich allzu oft der Stärkere durchsetzt.“ Im Vorfeld der WM haben sich deshalb Adveniat und mehrere katholische Verbände zum Aktionsbündnis „Steilpass“ zusammengeschlossen. Mit der Aktion soll auf Missstände aufmerksam gemacht und für Gerechtigkeit in Brasilien geworben werden.
In Rio de Janeiro und den anderen Spielorten werden die Forderungen des Aktionsbündnisses auch von den brasilianischen Bischöfen erhoben. Sie verteilen „Rote Karten“ an Politiker, die die Menschenrechte missachten, und warnen vor einer Zunahme der Gewalt, wenn die Regierung auf die berechtigten Anliegen der Demonstranten nicht eingeht.
Korruptionsvorwürfe um die Fußball-WM in Katar
Nicht nur das Gastgeberland der aktuellen WM zieht derzeit die Kritik auf sich, sondern auch Katar, Austragungsort der Fußball-WM im Jahr 2022. Angesichts immer neuer Korruptionsvorwürfe um die Vergabe des sportlichen Großereignisses an Katar fordert die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, den DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach auf, sich für eine Neuvergabe und geänderte Vergabekriterien einzusetzen. „Korruption darf nicht toleriert, Menschenrechte müssen eingehalten und unsere Umwelt bewahrt werden“, zitiert die „Bild“-Zeitung (Mittwoch) aus einem Brief Göring-Eckardts an Niersbach. Die FIFA sei offenkundig nicht in der Lage, eine „saubere Weltmeisterschaft“ zu veranstalten.
Im Zusammenhang mit der Entscheidung für Katar gerät laut Informationen der „Welt“ (Dienstag) auch der Ehrenpräsident des FC Bayern, Franz Beckenbauer, unter Druck. Wie die Zeitung berichtet, erwägt die FIFA-interne Ethikkommission Sanktionen gegen den 68-Jährigen. Beckenbauer weigere sich, Aussagen zum Verlauf der Abstimmung im Dezember 2010 zu machen, bei der Russland und Katar den Zuschlag für die WM 2018 beziehungsweise 2022 erhielten. Der Leiter der Kommission, Michael Garcia, werde mit „sehr großer Wahrscheinlichkeit“ eine Strafe beantragen, zitiert die „Welt“ einen ungenannten hochrangigen FIFA-Mitarbeiter. „Alles andere würde unseren Ethikkodex ad absurdum führen.“ (lek mit KNA/DBK)