„Geschichten wie diese müssen erzählt werden“
Bild: © KNA

„Geschichten wie diese müssen erzählt werden“

Mit dem Recherchepreis-Osteuropa ist am Donnerstag, 26. Juni, in Berlin die Ärztin und Journalistin Astrid Viciano ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand im Rahmen des „n-ost-Reportagepreises“ statt. Ihr Recherchevorhaben, in Rumänien das Schicksal verwahrloster Waisenkinder, die vor 25 Jahren in den Blick der Öffentlichkeit gerieten, wieder aufzugreifen, überzeugte die Jury. Der Preis, der gemeinsam vom katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und Brot für die Welt in Kooperation mit dem Journalistennetzwerk n-ost , vergeben wird, ist mit 7.000 Euro dotiert und ermöglicht nun eine intensive Recherche.

Erstellt: 27.06.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Mit dem Recherchepreis-Osteuropa ist am Donnerstag, 26. Juni, in Berlin die Ärztin und Journalistin Astrid Viciano ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand im Rahmen des „n-ost-Reportagepreises“ statt. Ihr Recherchevorhaben, in Rumänien das Schicksal verwahrloster Waisenkinder, die vor 25 Jahren in den Blick der Öffentlichkeit gerieten, wieder aufzugreifen, überzeugte die Jury. Der Preis, der gemeinsam vom katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und Brot für die Welt in Kooperation mit dem Journalistennetzwerk n-ost , vergeben wird, ist mit 7.000 Euro dotiert und ermöglicht nun eine intensive Recherche.

Verängstigte, verwahrloste und unterernährte Kinder: Mittlerweile ist es 25 Jahre her, dass Bilder aus rumänischen Waisenhäusern hierzulande für erschreckende Eindrücke in das unmenschliche System unter Nicolae Ceauşescu sorgten. So schnell wie die Reporter und Journalisten damals kamen, waren sie auch wieder verschwunden. Die Menschen hinter den Geschichten allerdings blieben zurück.

Bild: © Renovabis

Die Ärztin und freie Journalistin Astrid Viciano will nun, 25 Jahre später, nach Siret in Rumänien reisen und die Lebenslinien der damaligen Heimkinder nachzeichnen. Für dieses Vorhaben erhielt Viciano jetzt den Recherchepreis-Osteuropa. Dieser Förderpreis, der vom Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und Brot für die Welt in Kooperation mit „n-ost“ vergeben wird, ist mit 7.000 Euro dotiert und soll die qualifizierte Berichterstattung zu osteuropäischen Themen stärken.

Die fünfköpfige Jury, bestehend aus Holger Gertz (Süddeutsche Zeitung), Burkhard Haneke (Renovabis), Kerstin Holm (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Tamina Kutscher (n-ost) und Dieter Pool (Brot für die Welt), war sich einig, dass sie diesen Beitrag aus den 73 Einsendungen fördern will: „Geschichten wie diese müssen erzählt werden“, lobte Holger Gertz in seiner Laudatio den Rechercheplan von Viciano. Für ihn ist ihr Vorhaben nicht nur deshalb besonders unterstützenswert, weil sie nach 25 Jahren noch einmal hinschauen wolle, sondern, weil sie sich auch vor der wissenschaftlich anspruchsvollen Arbeit nicht scheue.

Viciano möchte in Rumänien den amerikanischen Kinderpsychologen Charles Nelson begleiten, der über 13 Jahre hinweg das Leben der Kinder und Säuglinge aus Siret dokumentierte und dabei über die Folgen des frühen Verlassen-Werdens forschte. Im Herbst 2014 wird Nelson in Bukarest einige der Kinder noch einmal treffen und für seine wissenschaftliche Untersuchung befragen. Die Ärztin und Journalistin Viciano wird dabei sein und kann die mittlerweile jungen Erwachsenen direkt kennen lernen. Das Ergebnis ihrer Recherchen im Herbst wird dann in absehbarer Zeit, pünktlich zum Gedenken an „25 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs“ nachzulesen sein.

Zur Person

Astrid Viciano wurde am 21. April 1973 geboren. Nach dem Abitur in Braunschweig, studierte sie Medizin in Regensburg, Würzburg und Saragossa. Nach ihrer Promotion am Institut für Virologie und Immunologie an der Universität in Würzburg, arbeitete sie für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften u.a. Focus, die Zeit, Stern, Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online. Seit 2003 arbeitet Viciano auch als Dozentin für Wissenschaftsjournalismus in Mexiko. Für ihre Arbeiten wurde Viciano bereits mit Preisen und Ehrungen ausgezeichnet und erhielt verschiedene Stipendien. Sie erhielt u.a. den Journalistenpreis der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurowissenschaften, den Journalistenpreis der Stiftung Rufzeichen Gesundheit. Zudem erhielt sie ein Recherche-Stipendium des „EU Fund for Investigative Journalism“ und ein Stipendium der Internationen Journalistenprogramme in Mexico-City.