
„Der Terror im Irak muss aufgehalten werden“
Die katholischen Bischöfe Deutschlands halten militärisches Eingreifen gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ und die Lieferung von Waffen unter bestimmten Umständen für gerechtfertigt. Sie riefen am Montag in Bonn zur humanitären Hilfe für Flüchtlinge und bedrohte Minderheiten im Irak auf. Zugleich warnten sie vor Vorurteilen gegenüber dem Islam. Andererseits müsse sich die „überwältigende Mehrheit der friedliebenden Muslime der Frage stellen, welche Faktoren den beängstigenden Entwicklungen in der eigenen Religionsgemeinschaft zugrunde liegen“.
Aktualisiert: 12.07.2015
Lesedauer:
Die katholischen Bischöfe Deutschlands halten militärisches Eingreifen gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ und die Lieferung von Waffen unter bestimmten Umständen für gerechtfertigt. Sie riefen am Montag in Bonn zur humanitären Hilfe für Flüchtlinge und bedrohte Minderheiten im Irak auf. Zugleich warnten sie vor Vorurteilen gegenüber dem Islam. Andererseits müsse sich die „überwältigende Mehrheit der friedliebenden Muslime der Frage stellen, welche Faktoren den beängstigenden Entwicklungen in der eigenen Religionsgemeinschaft zugrunde liegen“.
„Militärische Maßnahmen, zu denen auch die Lieferung von Waffen an eine im Konflikt befindliche Gruppe gehört, dürfen niemals ein selbstverständliches und unhinterfragtes Mittel der Friedens- und Sicherheitspolitik sein“, erklärten die Bischöfe im Anschluss an ein Treffen ihres Ständigen Rates in Würzburg. „Sie können aber in bestimmten Situationen auch nicht ausgeschlossen werden, sofern keine anderen – gewaltfreien oder gewaltärmeren – Handlungsoptionen vorhanden sind, um die Ausrottung ganzer Volksgruppen und massenhafte schwerste Menschenrechtsverletzungen zu verhindern.“
Bischöfe betonen Schutzverantwortung der Staaten
Die Bischöfe erinnern in diesem Zusammenhang an eine rechtliche Pflicht der Staaten, gegen Völkermord aktiv tätig zu werden. Es gebe die sogenannte „Schutzverantwortung“ (responsibility to protect) zur Abwehr schlimmster, viele Menschen bedrohender Verbrechen. Diese Maßgabe entspreche den Grundsätzen der katholischen Lehre über den gerechten Frieden .
Zum Islam erklären die Bischöfe, sie stellten sich auch weiterhin „all jenen entgegen, die das Feindbild eines seinem Wesen nach gewalttätigen Islam propagieren. Islam und ISIS sind nicht dasselbe“. Vielmehr tobe in der muslimischen Welt selbst ein hitziger, manchmal erbarmungsloser Kampf um das rechte Verständnis der eigenen Religion. Zu Recht werde immer wieder auf die große Zahl der Muslime hingewiesen, die Opfer dieses Konflikts werden. „Hier sind die muslimischen Religions- sowie Staatsführer in besonderer Weise gefordert, Position zu beziehen.“
Ruf nach humanitärer Hilfe
Mit Blick auf die Lage der Christen und der jesidischen Minderheit fordern die Bischöfe ein Ende des Terrors und der Vertreibungen. „In der Folge von Zwangskonversionen, Vertreibung und Mord stehen die Christen und die kleine Glaubensgemeinschaft der Jesiden im Herrschaftsgebiet der Terror-Milizen vor der Auslöschung.“
Die Opfer der Katastrophen im Mittleren Osten brauchten unmittelbare humanitäre Unterstützung, verlangt die Bischofskonferenz. Gefordert seien nicht nur die Staaten, sondern auch jeder einzelne Bürger, der durch Spenden oder die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen helfen könne.