Kuba – China – Cotonou
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Kuba – China – Cotonou

Taize ‐ Ein Blick zurück dient oft auch der Selbstvergewisserung. Die Gemeinschaft von Taize hat am Sonntag mit vielen tausend Besuchern ihren vor zehn Jahren ermordeten Gründer geehrt. Nun aber soll es weiter nach vorne gehen.

Erstellt: 17.08.2015
Aktualisiert: 17.08.2015
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Die Kulisse ist imposant auf dem Hügel von Taize. Doch nicht durch prächtige Gewänder, Weihrauch oder eine ausgeklügelte Liturgie. Es ist jene Stille, die Tausende Besucher über Minuten ein- und auszuhalten imstande sind: im Gebet für Menschen in Not, für Flüchtlinge, Kranke, Ausgegrenzte und Gestrandete des Alltags.

Tausende Menschen auf dem Hügel, den Blick auf den einen gerichtet. Die Bergpredigt kommt einem in den Sinn, mit der Jesus sein öffentliches Wirken begann. Barmherzigkeit forderte er, Sanftmut, Suche nach Gerechtigkeit und Frieden. Eine neue Botschaft für das Volk Israel. Auch die Brüdergemeinschaft von Taize hat sich diesen Zielen verpflichtet: Versöhnung, Barmherzigkeit, Einfachheit und Solidarität.

Mitten im Volk sitzen sie, ein Korridor von 100 weißen Gewändern inmitten von 7.000 Jugendlichen und solchen, die mit Taize älter geworden sind. Rechts davon, neben dem byzantinischen Kreuz, eine Ehrentribüne: Tribut an 2.000 Jahre Kirchengeschichte mit all ihren Spaltungen. Rund 100 Vertreter von allzu vielen christlichen Konfessionen. Sie miteinander zu versöhnen und wieder eine sichtbare Einheit aller Christen entstehen zu lassen, das war das große Anliegen von Taize-Gründer Frere Roger.

Vor zehn Jahren wurde der Taize-Gründer Frere Roger ermordet

Gestern vor genau zehn Jahren, am 16. August 2005, wurde der Prediger des Friedens, 90-jährig, von einer verwirrten Frau in seiner Kirche erstochen. Auch um ihn, den calvinistischen Ökumeniker, zu ehren, sind sie heute hier: der vatikanische „Ökumene-Minister“, Kurienkardinal Kurt Koch; der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit; die Nummer zwei der Anglikaner, Erzbischof John Sentamu von York; der Generalsekretär des Christlichen Weltforums, Larry Miller; orthodoxe Metropoliten, die lutherische Domdekanin von Göteborg.

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Sind sie Zaungäste eines Geschehens, wie es ihre Tribüne suggeriert? Oder sind sie Protagonisten jenes Einheitswillens, den sie heute in ihren Statements in heimische Mikrofone oder der anwesenden Jugend bekundet haben? In einem Jahr voller Gedenktage – 100. Geburtstag und 10. Todestag von Frere Roger, 75. Jahrestag der Grundsteinlegung für Taize – dient der Blick zurück auch der Selbstvergewisserung. Taize sei unter ihm katholischer geworden, sagt der katholische Nachfolger Frere Rogers, Frere Alois, geradeheraus – und dann, ein bisschen spitz: „und auch evangelischer“.

Taize habe seine Wurzeln auch in der Reformation, so der Prior. „Von mir persönlich kann ich sagen: Ich habe hier einen viel stärkeren Bezug zum Wort Gottes gefunden. Ich habe viel tiefer verstanden, dass die Liebe und die Gnade Gottes immer zuerst da ist.“ Zugleich hat die Gemeinschaft von Taize immer betont, „dass für die Einheit der Christen auch ein Dienst an der Einheit nötig ist“. Und der werde vom Bischof von Rom ausgeübt. „Papst Franziskus spricht ja längst nicht mehr nur zu den Katholiken, sondern wird auch von anderen Christen und anderen Religionen gehört.“

Weiter zu neuen Ufern

Stillstand und Selbstzufriedenheit, das waren Horrorszenarien für den Taize-Gründer Frere Roger. Und so soll es nach dem Gedenken auch weiter zu neuen Ufern gehen. Im September eröffnet die Gemeinschaft eine kleine Fraternität auf Kuba, um Jugendlichen in ihrer Perspektivlosigkeit beizustehen.

Als weiteren wichtigen Ort nennt Frere Alois China. „Wir müssen dieses Land viel besser verstehen lernen“, mahnt er. Es brauche mehr als wirtschaftliche Expansion. Wenn man nicht zugleich den Menschen nahe sei, entstünden „große kulturelle und historische Missverständnisse“. Und für 2016 bereitet die Gemeinschaft in Cotonou, Benin, ein großes afrikanisches Jugendtreffen vor: in „einer jungen Kirche mit enormer Vitalität“.

Am Hang jenes Hügels von Taize, wo die Sonne so wunderschön untergehen kann, klangen an einem Regentag vor zehn Jahren die Gesänge von der Beisetzung Frere Rogers wider. Heute sitzen dort junge Erwachsene, die damals noch mit Puppen und Raketen spielten. In der Dämmerung eines denkwürdigen Tages träumen sie von der besseren Welt.

Von Alexander Brüggemann (KNA)

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