Heilige Drei Könige go Tokio
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Heilige Drei Könige go Tokio

Japan ‐ Erzbischof Okada freut sich auf Besuch aus Tokios langjähriger Partnerdiözese Köln: Am Donnerstag machen sich der Kölner Kardinal Woelki, Generalvikar Meiering und drei Könige auf den 10.000 Kilometer langen Weg vom Rheinland nach Fernost.

Erstellt: 02.03.2016
Aktualisiert: 02.03.2016
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Die Heiligen Drei Könige haben ja schon einiges an Strecke gemacht. Sie kamen daher aus dem Morgenland, ursprünglich zur Krippe in Bethlehem. Von dort ging es zunächst nach Konstantinopel und kurz darauf nach Mailand, dann, 1162/64, als Kriegsbeute von Erzkanzler Reinhald von Dassel nach Köln. Während der Französischen Revolution kurzzeitig ins sauerländische Arnsberg ausgewichen, steht ihnen - zumindest einem streichholzschachtelgroßen Teil von ihnen - nun ihre größte Reise bevor: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki fliegt an diesem Donnerstag mit dieser Fracht aus dem heiligen Köln nach Tokio, um dort mit ihr als Geschenk die über 60 Jahre alte Partnerschaft der beiden Erzdiözesen zu erneuern.

Es ist Woelkis Antrittsbesuch in Tokio – zumindest als Kölner Kardinal. 2004 war er bereits mit seinem Vorgänger Joachim Meisner in Japans Hauptstadt, damals noch als Weihbischof. Begleitet wird er diesmal von Generalvikar Dominik Meiering. Bei Woelkis Amtseinführung in Köln im Herbst 2014 war der Tokioter Erzbischof Peter Okada eigens nach Köln gereist. Eine Geste der über Jahrzehnte gewachsenen Freundschaft – denn eigentlich hätte damals umgekehrt Köln nach Tokio reisen müssen: Im Dezember 2014 wurde dort der 50. Jahrestag der Weihe der Tokioter Marienkathedrale gefeiert.

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Das Geschenk der Kölner Erzdiözese, die in den 60er Jahren finanziell erheblich zu dem Bau beitrug, überbringt Woelki nun nachträglich:  eine Reliquie der „Weisen aus dem Morgenland“. Ihre symbolische Aufteilung steht künftig für die Gebetsgemeinschaft der beiden Diözesen. Seit mehr als 100 Jahren hat Köln keine Dreikönigsreliquien mehr vergeben – damals nach Mailand als eine Art symbolischer Entschädigung oder Rückgabe.

Fünf Jahre nach Fukushima

Ein politisches Thema der beiden Erzbischöfe dürfte in diesen Tagen der fünfte Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima (11. März) sein. Erzbischof Okada und seine japanischen Amtsbrüder sind vehemente Befürworter eines japanischen Atomausstiegs. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) räumte Okada jedoch auch ein, dass jeder, der mit dem Atomstrom sorglos umgegangen sei, um sein Leben luxuriöser zu gestalten, eine Mitverantwortung für den Super-GAU trage.

Das Besuchsprogramm Woelkis in Tokio ist gedrängt. Vorgesehen ist unter anderem ein Besuch des mit Kölner Hilfe neu gebauten Karmels in der Stadt Chofu westlich der Millionenmetropole. In der deutschen Auslandsgemeinde St. Michael spendet der Kardinal das Firmsakrament. Für Montag stehen Besuche des nationalen Priesterseminars sowie des Altenpflegeheims der Jesuiten auf dem Zettel; dort leben auch zwei alte Kölner Missionare. Später besichtigt Woelki die Baustelle des neuen „Glaubens- und Evangelisierungszentrums“, mit dem die Erzdiözese Tokio große Hoffnungen verbindet. Am folgenden Tag stehen Besichtigungen buddhistischer Tempelanlagen im Umland auf dem Programm.

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Zum Abschluss erhält Woelki am Mittwoch (9. März) die Ehrendoktorwürde der Sophia-Universität der Jesuiten – in Anerkennung seiner Verdienste in der Flüchtlingsarbeit und für eine Willkommenskultur in Deutschland.

Ehrenplatz für Drei-Königs-Reliquien in Marienkathedrale von Tokio

Höhepunkt aber ist zuvor am Sonntag die Übertragung der Reliquien der Heiligen Drei Könige im Rahmen einer Messe in der Tokioer Marienkathedrale. Konzelebrant ist neben Erzbischof Okada auch der Papstbotschafter in Japan, Erzbischof Joseph Chennoth. Okada freut sich bereits auf die Reliquien. Sie seien einst aus dem Osten in den Westen gekommen, sagte er im Interview der KNA. Nun kehrten sie als völkerverbindendes Zeichen wieder in den Osten zurück – wenn auch in einen ferneren Osten als zuvor. Ein Ehrenplatz am Eingang der Kathedrale ist bereits für sie vorbereitet, gleich neben der Reliquienbüste des heiligen Japan-Missionars und Jesuiten Franz Xaver (1506–1552). Und auch die neueste Ausgabe der Kirchenzeitung des Erzbistums Tokio vom Dienstag macht mit dem Besuch aus Deutschland auf: Titelfoto ist der Dreikönigsschrein aus dem Kölner Dom, flankiert von einem Porträt Woelkis.

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Kirche in Japan

Das Christentum spielt in Japan nur eine geringe Rolle. Die Vorstellung eines einzigen, allmächtigen Gottes hat nur wenig Übereinstimmung mit den traditionellen religiösen Vorstellungen des Shinto und des Buddhismus. Derzeit bekennen sich nur rund ein Prozent der japanischen Staatsbürger, also etwa eine Million Menschen, zu einer der christlichen Konfessionen. Von den bislang 62 Ministerpräsidenten Japans waren 7 bekennende Christen, zuletzt der Katholik Taro Aso (2008/09). Zwischen 1614 und 1873 war die Verbreitung des Christentums in Japan unter strengsten Strafen verboten. Nach der Wiederöffnung des Landes in religiöser Hinsicht bekannten sich die meisten der wenigen verbliebenen Geheimchristen aus dieser Zeit zur katholischen Kirche. Die katholische Kirche in Japan zählt zurzeit rund 440.000 registrierte Mitglieder - wobei nur japanische Staatsbürger aufgeführt werden. Die steigende Zahl der katholischen Gastarbeiter von den Philippinen, aus Korea und Brasilien dürfte bei über einer halben Million liegen. (KNA)