Südsudan: Tausende suchen Hilfe bei Salesianerorden

Südsudan: Tausende suchen Hilfe bei Salesianerorden

Südsudan ‐ Aufgrund der eskalierenden Gewalt im Südsudan suchen immer mehr Menschen Zuflucht bei den dortigen Salesianern. Die stoßen an ihre Grenzen. Auch anderen Hilfsorganisationen machen die Kämpfe große Sorgen.

Erstellt: 15.07.2016
Aktualisiert: 30.11.2022
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Aufgrund der eskalierenden Gewalt im Südsudan suchen immer mehr Menschen Zuflucht bei der dortigen Salesianer-Ordensgemeinschaft Don Bosco. Auf dem Gelände in der Hauptstadt Juba habe sich die Zahl der Flüchtlinge fast verdoppelt und belaufe sich auf mehr als 4.000 Menschen, teilte das Hilfswerk des Ordens, die Don Bosco Mission Bonn, am Freitag mit.

„Es wird immer schwieriger, Lebensmittel zu beschaffen - und die Preise steigen stündlich“, zitierte das Hilfswerk Salesianerpater David Tullimelli aus Juba. „Ein großes Problem ist auch, dass es keine Ärzte gibt.“ Tausende Menschen schliefen zurzeit in der Kirche und den Don Bosco Schulgebäuden, weil ihre Häuser zerstört seien und sie Angst vor weiteren Übergriffen hätten.

Die Salesianerbrüder versuchten gemeinsam mit den Don Bosco Schwestern, die Flüchtlinge mit Essen und Wasser zu versorgen, so Tullimelli. „Wir hoffen sehr auf internationale Unterstützung, denn hier spielt sich eine menschliche Tragödie ab.“ Die Flüchtlinge hätten praktisch alles verloren und seien häufig traumatisiert. Nahezu jeder habe den Verlust eines Familienangehörigen zu beklagen. Viele Kinder würden vermisst.

Die katholische Ordensgemeinschaft ist nach eigenen Angaben an vier Standorten im Südsudan in der Jugendhilfe und der Gesundheitsversorgung tätig und leitet in Juba und Wau eine der wenigen technischen Berufsschulen des Landes. Schon seit mehreren Jahren sei die Pfarrei in Juba Anlaufstelle von Flüchtlingen aus entfernteren Teilen des Landes. Auch in Wau im Norden warteten rund 5.000 Menschen auf internationale Hilfe.

Die anhaltenden Kämpfe im Südsudan machen auch anderen Hilfsorganisationen große Sorgen. Die Hilfswerke befürchten den Ausbruch von Krankheiten und eine wachsende Ernährungskrise. Die Bundeswehr teilte am Donnerstag mit, dass sie 154 Menschen aus dem Land in Sicherheit gebracht habe, darunter 32 Deutsche.

Hilfswerk missio: „Tausende Tote“

Wenn die Äcker nicht bestellt würden, könne die Nahrungsmittelkrise in dem afrikanischen Land sich weiter verschärfen, warnte Caritas International in Berlin. „Uns treibt besonders um, dass die Bevölkerung derzeit eigentlich auf den Feldern sein müsste“, sagte der Leiter des Hilfswerks, Oliver Müller. Bereits jetzt sei der Südsudan eines der ärmsten Länder der Welt.

Zuletzt wurden dem südsudanesischen Gesundheitsministerium zufolge mindestens 270 Menschen getötet. Hilfsorganisationen berichteten jedoch von mehreren Tausend Toten. Der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zufolge haben sich mehr als 170.000 Menschen in UN-Camps geflüchtet.

Das internationale katholische Missionswerk missio München berichtete von einem Massaker mit „Tausenden von Toten“. Zudem herrschten in der Hauptstadt Juba chaotische Zustände. Die Menschen seien in Panik, würden fliehen, verschanzten sich in ihren Häusern oder suchten Zuflucht in Kirchen. „Wer irgendwo unterwegs ist, riskiert sein Leben, wird brutal zusammengeschlagen oder 'mitgenommen'“, schreibt missio-Partner Bruder Bernhard Hengl.

Der Südsudan hatte 2011 seine Unabhängigkeit erlangt. Seit 2013 liefert sich Präsident Salva Kiir einen blutigen Machtkampf mit Herausforderer Riek Machar. Trotz eines Friedensabkommens flammen immer wieder Gefechte auf. (luk/KNA)

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