Schick beendet Solidaritätsreise

Schick beendet Solidaritätsreise

Nigeria ‐ Der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick hat am Sonntag seine sechstägige Reise nach Nigeria beendet. Wichtig für ein friedliches Zusammenleben dort seien ein gegenseitiges Kennenlernen und Vertrauen, betonte er. Die Reise ist Teil der von der Deutschen Bischofskonferenz getragenen Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“.

Erstellt: 24.04.2017
Aktualisiert: 24.04.2017
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Der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, hat am Sonntag seine sechstägige Reise nach Nigeria beendet. Die Reise ist Teil der von der Deutschen Bischofskonferenz getragenen Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“.

In Lagos, Jos und der Hauptstadt Abuja besuchte er die katholischen Bischöfe und eine Reihe von Pfarreien und kirchlichen Organisationen. Daneben führte Erzbischof Schick Gespräche mit Vertretern der Politik, Repräsentanten des Islam und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Nach seiner Rückkehr zog er eine positive Bilanz und betonte: „In Zentralnigeria, wo es immer wieder zu Gewalt zwischen Christen und Muslimen und verschiedenen Ethnien kommt, wird deutlich, dass ein friedliches Zusammenleben auf Dauer nur möglich ist, wenn sich die verschiedenen Gruppen gegenseitig besser kennenlernen und Vertrauen zueinander aufbauen.“ Erzbischof Schick zeigte sich besonders von den verschiedenen Friedensinitiativen in der Erzdiözese Jos beeindruckt und sprach sich für eine weitere Intensivierung des christlich-islamischen Dialogs aus.

20.000 Tote durch islamistischen Terror

Während der Süden des Landes hauptsächlich von Angehörigen christlicher Konfessionen geprägt ist, stellen im Norden Muslime die Mehrheit. Dort und in der Mitte des Landes, in der Middle Belt-Region, kommt es immer wieder zu blutigen Zusammenstößen. Die Konflikte haben vielerorts neben dem religiösen einen ethnischen und ökonomischen Hintergrund. Häufig ist die Beziehung zwischen muslimischen, viehzüchtenden Nomadenvölkern und christlichen Volksgruppen, die sesshaft als Bauern leben, angespannt.

Bild: © Bistum Bamberg

Darüber hinaus tragen terroristische Angriffe der islamistischen Organisation Boko Haram auf Kirchen, Moscheen und andere öffentliche Einrichtungen seit Jahren zur Destabilisierung der Region bei und haben bisher mehr als 20.000 Tote gefordert. Unzählige Nigerianer sind als Binnenvertriebene auf der Flucht.

Kirche bemüht sich um Entschärfung der Konflikte

Auf seiner Reise informierte sich Erzbischof Schick persönlich über die Situation der Christen in den mittleren und nördlichen Teilen des Landes. „Mir ist es wichtig, mir selbst vor Ort ein Bild zu machen und unsere Solidarität mit der von gewaltsamen Konflikten gebeutelten Ortskirche zu zeigen.“

Das Erzbistum Jos stand im Mittelpunkt des Besuchsprogramms. Seit 2008 ist es in der Stadt immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen gekommen. Häufig wurden auch Kirchen Ziele von Anschlägen. Der Erzbischof von Jos, Ignatius Kaigama, bemüht sich seit Jahren darum, die Situation zu entschärfen. Erzbischof Schick traf bei seiner Reise auch mit den Emiren von Wase und Kanam zusammen, die als religiöse muslimische Autoritäten und zugleich als traditionelle Führer gemeinsam mit Erzbischof Kaigama um interreligiösen Dialog sowie um Friedensarbeit in der Region bemüht sind.

Bild: © Erzbistum Bamberg

Besuche in Friedenszentrum und Flüchtlingslager

Erzbischof Schick zeigte sich beim Besuch des neu gegründeten Friedenszentrums der Erzdiözese Jos und in der Begegnung mit der diözesanen Kommission Justitia et Pax von der konkreten und professionellen Mediations- und Friedensarbeit des Erzbistums beeindruckt. „Angesichts von nicht enden wollender Gewalt, von Leid und Not in Teilen Nigerias ist es leicht, abzustumpfen oder gar in Zynismus zu verfallen. Die Kirche geht einen anderen Weg: Immer neu entzündet sie das Feuer der Hoffnung“, unterstrich der Erzbischof.

Opfer der Terrororganisation Boko Haram traf Erzbischof Schick in einem der Flüchtlingslager von Jos: „Die vielen Menschen, die seit mehreren Jahren ohne dauerhafte Perspektive in Lagern leben müssen, machen auf erschreckende Weise das Versagen großer Teile der nigerianischen Elite und der Politik deutlich. Es ist die Kirche, die manches Mal auf sich gestellt und manches Mal im Verbund mit den moderaten muslimischen Kräften um wirksame Hilfe bemüht ist“, so Erzbischof Schick.

In Lagos tauschte sich Erzbischof Schick mit dem dortigen Erzbischof, Alfred Martins, über die pastoralen Herausforderungen der Kirche in einer der größten Metropolen der Welt aus. In der Hauptstadt Abuja kam es neben einer Begegnung mit dem Deutschen Botschafter, Dr. Bernhard Schlagheck, und Vertretern der deutschen politischen Stiftungen zu einem Gedankenaustausch mit dem Erzbischof von Abuja, Kardinal John Onaiyekan.

© Deutsche Bischofskonferenz