Präsident Macron und Bischöfe wollen Dialog ausbauen
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Präsident Macron und Bischöfe wollen Dialog ausbauen

Frankreich ‐ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich für einen Neuaufbruch im Dialog zwischen französischem Staat und katholischer Kirche ausgesprochen.

Erstellt: 10.04.2018
Aktualisiert: 10.04.2018
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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich für einen Neuaufbruch im Dialog zwischen französischem Staat und katholischer Kirche ausgesprochen. Die von der Kirche aufgeworfenen Fragen beträfen nicht eine Minderheit, sondern die Gesellschaft als Ganzes, sagte Macron am Montagabend in Paris.

Bei seiner gut einstündigen Rede, die er auf Einladung der Französischen Bischofskonferenz vor Repräsentanten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur im College des Bernardins hielt, rief Macron die Kirche auf, weiter Präsenz in den öffentlichen Debatten zu zeigen.

Eine Kirche, die sich nicht mit aktuellen Fragen auseinandersetze, verfehle ihren Auftrag, betonte Macron und fügte hinzu, das Gleiche gelte für einen französischen Präsidenten, der sich nicht mit der katholischen Kirche auseinandersetze. Notwendig sei ein „ehrlicher Meinungsaustausch“, der unterschiedliche Sichtweisen nicht einebne, zugleich aber Verständnis für die jeweils andere Seite zeige.

„Die Republik erwartet viel von ihnen“, sagte Macron in Richtung der Kirchenvertreter. Mit Blick auf die Diskussionen um bioethische Fragen und die Aufnahme von Migranten plädierte der Präsident für einen „realistischen Humanismus“. Politische Wirklichkeit und christliche Ideale seien nicht immer deckungsgleich. Macron betonte aber auch: „Wir zucken nicht mit den Achseln, wenn wir die Einwände der Kirche hören.“

Zuvor hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georges Paul Pontier, Sorgen um den Zusammenhalt der Gesellschaft formuliert. Der Erzbischof von Marseille verurteilte Egoismus und Gewinnstreben, aber auch Antisemitismus und einen Generalverdacht gegenüber dem Islam infolge von Extremismus und islamistischen Anschlägen. Darüber hinaus beklagte er eine mangelnde Solidarität unter den politisch Verantwortlichen in Frankreich und Europa bei der Aufnahme von Flüchtlingen.

Den Schutz der Schwachen nannte Pontier einen Gradmesser für die Güte einer Gesellschaft. „Wir dürfen niemanden allein lassen.“ Der Erzbischof verwahrte sich dagegen, etwa bei der Begleitung Schwerstkranker aktive Sterbehilfe als „letzten Dienst“ am Patienten zu verstehen. Dessen ungeachtet äußerte auch Pontier die Hoffnung auf neuen Elan in den Beziehungen zwischen Staat und Kirche.

Zu den Teilnehmern des Treffens zählten Spitzenpolitiker ebenso wie Behinderte, ehemalige Obdachlose und katholische Laien, die von gemeinsamen Projekten und Erfahrungen berichteten. Macron war in Begleitung seiner Frau Brigitte in das College des Bernardins gekommen. Das Bildungszentrum befindet sich in einem ehemaligen Zisterzienserkloster aus dem 13. Jahrhundert im Herzen von Paris.

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