Kirche spricht Exorzismusgebet für Nicaragua
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Kirche spricht Exorzismusgebet für Nicaragua

Gewalt ‐ Bei der Belagerung einer Kirche wurden am Samstag zwei Menschen von Heckenschützen erschossen. Die Bischöfe Nicaraguas kritisieren die Regierung - und rufen die Gläubigen nicht nur zum Fasten auf.

Erstellt: 16.07.2018
Aktualisiert: 26.10.2022
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Angesichts der anhaltenden Unruhen und der Gewalt in Nicaragua betet die Kirche des mittelamerikanischen Landes einen Exorzismus. Nicaraguas Bischofskonferenz rief am Sonntag "alle gläubigen Katholiken und Menschen guten Willens" auf, am Freitag zu fasten und das "Gebet zum heiligen Erzengel Michael" zu sprechen. Dieses Gebet aus der Feder von Papst Leo XIII. wird auch "Kleiner Exorzismus" oder "Laienexorzismus" genannt.

Am Samstag wurden bei Angriffen nicaraguanischer Regierungstruppen auf Studenten, die in einer Kirche verschanzt waren, zwei Menschen getötet und Dutzende verletzt. Wie das Erzbistum Managua mitteilte, wurde die Kirche Divina Misericordia in der Hauptstadt von Polizisten und paramilitärischen Einheiten beschossen. Mindestens 60 Studenten, mehrere Geistliche und einige internationale Journalisten hatten in dem Gotteshaus Schutz vor den Attacken der Regierungsanhänger gesucht.

In ihrer Reaktion auf die neuerliche Gewalt übten Nicaraguas Bischöfe scharfe Kritik an der Regierung des sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega. "Nicaraguas Regierung hat die Grenze zu Inhumanität und Unmoral überschritten", schrieb Managuas Weihbischof Silvio Baez auf Twitter. Er war wenige Tage zuvor selbst bei einem Angriff auf die Basilika San Sebastian in Diriamba verletzt worden.

Appell an das Gewissen von Polizisten, Militärs und Beamten

Der Tag des gemeinsamen Fastens solle auch ein Aufruf zum Umdenken an jene Kräfte in Polizei, Militär und Verwaltung sein, deren Gewissen ihnen sagt, dass sie das Vorgehen der Regierung nicht mehr mittragen dürfen, heißt es in der Erklärung. Es solle "ein Tag der Sühne für die Profanierungen, die in den vergangenen Monaten gegenüber Gott begangen wurden", sein. "Wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs", heißt es mit Bezug auf Epheser 6,12 weiter in der Erklärung.

Des Weiteren rufen die Bischöfe zu einem Monat des fürbittenden Gebets auf, der am Sonntag begann und am 15. August enden soll. Dabei werden Gläubige donnerstags zur eucharistischen Anbetung, freitags zum Fasten, samstags zur "Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens" und sonntags zur Erneuerung der Taufversprechen eingeladen.

Seit Beginn der ursprünglich friedlichen Proteste gegen Sozialversicherungsreformen im April kommt es in Nicaragua zu anhaltenden gewalttätigen Ausschreitungen mit inzwischen mehr als 350 Todesopfern und über 2.100 Verletzten. Ein "nationaler Dialog" unter Federführung der katholischen Kirche strebt eine Lösung der Krise an, wird aber durch die Gewalt immer wieder unterbrochen. (luk/KNA)

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