Senegal wählt einen neuen Präsidenten
Senegal ‐ Fünf Politiker kandidieren am Sonntag im Senegal um das höchste Staatsamt. Auch Amtsinhaber Macky Sall stellt sich erneut zur Wahl. Seine bekanntesten Kontrahenten wurden bereits im Vorfeld vom Stimmzettel gestrichen.
Aktualisiert: 20.12.2022
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Fünf Politiker kandidieren am Sonntag im Senegal um das höchste Staatsamt. Auch Amtsinhaber Macky Sall stellt sich erneut zur Wahl. Seine bekanntesten Kontrahenten wurden bereits im Vorfeld vom Stimmzettel gestrichen.
Der 57-jährige Präsident Macky Sall ist im Senegal derzeit omnipräsent. Seine Wahlkampftour wirkt bereits wie ein Siegeszug durch das 16-Millionen-Einwohner-Land. Wenn er kommt, lässt er sich im offenen Wagen im Schritttempo durch die Städte fahren. Am Straßenrand jubeln ihm Menschen zu und recken seine Plakate in die Luft. Bilder zeigen voll besetzte Stadien, die Auftritte werden auf Leinwände übertragen.
Am Sonntag stellt sich Sall, der in Dakar und Paris Geologie studierte, nun gemeinsam mit vier weiteren Kandidaten zur Wahl für das höchste Staatsamt. Sein Lieblingsthema im Wahlkampf waren die erfolgreichen Infrastrukturmaßnahmen der vergangenen sieben Jahre. Im Januar fand die erste Testfahrt des Pendlerzuges statt, der die Hauptstadt Dakar künftig mit dem Flughafen Blaise Diagne verbinden soll. Er liegt 45 Kilometer außerhalb und wurde im Dezember 2017 nach mehr als zehnjähriger Bauzeit eingeweiht.
Bau- und Infrastrukturmaßnahmen sind Teil des „Plans für den aufstrebenden Senegal“ (PES), der bis 2035 umgesetzt werden soll. Gestärkt werden sollen auch Landwirtschaft, Fischerei, Tierzucht und die Ausbildung. Ein weiteres Ziel ist, das Land zum „Energie-Mittelpunkt“ zu machen, wie Sall es 2018 ankündigte. So sollen dieses Jahr mindestens 30 Prozent des Stroms aus einem Mix erneuerbarer Energien erzeugt werden.
Der Senegal zählt zwar zu den stabilsten Demokratien in Westafrika und als sicherer Herkunftsstaat. Doch der Druck durch das Bevölkerungswachstum ist enorm. Jede Frau bringt im Schnitt knapp 4,6 Kinder auf die Welt. Mehr als 61 Prozent der Einwohner sind jünger als 25 Jahre. Nach Einschätzung der Weltarmutsuhr leben fast 4,7 Millionen Menschen im Senegal in absoluter Armut. 2017 waren offiziell 15,7 Prozent der Senegalesen arbeitslos. Aktuellere Zahlen gibt es nicht.
Das erhöht bei vielen Menschen den Wunsch, ins Ausland zu gehen. Das Land hat ohnehin eine lange Migrationsgeschichte. Seit Jahrzehnten versuchen vor allem junge Männer, in Einbaum-Booten die Kanarischen Inseln zu erreichen. Ein Grund dafür ist die schwierige Wirtschaftslage, zu der auch die Überfischung der Meere beigetragen hat. Der Fischfang als stabile und traditionelle Einnahmequelle ist längst eingebrochen. Nach Angaben der Weltbank machen Rücküberweisungen von Emigranten 13,6 Prozent des Bruttosozialprodukts aus. Deutschland eröffnete im Januar 2018 ein Migrationszentrum in der Hauptstadt Dakar.
Macky Sall stehen vier Oppositionskandidaten gegenüber. Dass es nicht mehr geworden sind, liegt am sogenannten Parrainage-Prinzip. Wer antreten wollte, brauchte bis Ende Dezember Unterschriften von gut 53.000 Personen aus dem Wählerregister – was Issa Sall, Ousmane Sonko, Madicke Niang sowie Idrissa Seck gelang. Letzterer ist der bekannteste Kandidat, da er bereits 2007 und 2012 antrat. Unter dem früheren Präsidenten Abdoulaye Wade war er eineinhalb Jahre Premierminister.
Nicht zugelassen wurden unterdessen der ehemalige Bürgermeister von Dakar, Khalifa Sall, der eine fünfjährige Haftstrafe wegen der Veruntreuung öffentlicher Gelder verbüßt, sowie Karim Wade. Der Sohn des Ex-Staatschefs war ebenfalls ein Jahr in Haft. Wer im Senegal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, kann sich nicht ins Wählerregister eintragen lassen – was wiederum Voraussetzung für eine Kandidatur ist. Nach der Entscheidung des Verfassungsgerichts kam es im Januar zu einer spontanen Demonstration von Khalifa Salls Anhängern in Dakar.
Gegen Gewalt vor und während der Wahlen hat sich die katholische Bischofskonferenz ausgesprochen. Der Erzbischof von Dakar, Benjamin Ndiaye, fordert die Kandidaten zu einem respektvollen Umgang miteinander auf. Alle Senegalesen seien in der Verantwortung, das Land vor jeder Gewalt zu schützen. Wie bereits 2012 entsendet die Caritas 1.000 Wahlbeobachter, die in den vergangenen Wochen ausgebildet wurden. Im Senegal sind rund 95 Prozent der Einwohner Muslime.
Teilergebnisse werden bereits für Sonntagabend erwartet. Erreicht kein Kandidat die absolute Mehrheit, findet am 10. oder 17. März eine Stichwahl statt.