Hilfswerke: Geberkonferenz für Afghanistan muss Zeichen setzen
Zusammenarbeit ‐ Vor der internationalen Afghanistan-Konferenz in der kommenden Woche fordern Hilfsorganisationen und Menschenrechtler, bei der Unterstützung für das Krisenland nicht nachzulassen.
Aktualisiert: 28.12.2022
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Vor der internationalen Afghanistan-Konferenz in der kommenden Woche fordern Hilfsorganisationen und Menschenrechtler, bei der Unterstützung für das Krisenland nicht nachzulassen. Wiederaufbau, humanitäre Not und die weiterhin angespannte Sicherheitslage in Afghanistan verlangten von der Staatengemeinschaft einen entschlosseneren Einsatz, so die Experten am Samstag.
Das katholische Hilfswerk Misereor drängt auf größere finanzielle Hilfen und fordert zudem einen Abschiebestopp für afghanische Migranten in Deutschland. Mit Blick auf den kommenden Winter stellte Misereor nach eigenen Angaben selbst 200.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. „Die Not ist so groß, weil einfach zu viele Krisen zusammentreffen: anhaltende Kampfhandlungen und instabile Sicherheitslage, verlorene Ernten nach Dürren und Überschwemmungen und nun auch noch die Covid-19-Pandemie“, sagte Misereor-Afghanistanreferentin Anna Dirksmeier. Als Folge seien 13 Millionen Menschen, etwa ein Drittel der Bevölkerung, von Hunger bedroht.
Die Bundesregierung müsse einen sichtbaren Beitrag leisten und zusätzlich einen Stopp der Sammelabschiebungen aus Deutschland beschließen, forderte Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Unter humanitären Gesichtspunkten seien die Rückführungen unvertretbar.
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes mit Sitz in Freiburg, erklärte, die Lebensgrundlagen in Afghanistan verschlechterten sich stetig: „Dürren, der seit vier Jahrzehnten andauernde bewaffnete Konflikt und der coronabedingte Einbruch der auf dem informellen Sektor beruhenden Wirtschaft haben das Land in eine Dauerkrise versetzt.“ Aktuell lebten 55 Prozent der Bevölkerung unter der nationalen Armutsgrenze; mehr als 70 Prozent könnten es laut Prognosen bereits im nächsten Jahr sein.
Dass die USA ihre militärische Präsenz in Afghanistan noch einmal verringern wollen, darf nach den Worten von Caritas-Präsident Peter Neher keinen Unterschied für die Hilfsanstrengungen machen. Das müsse auch die Botschaft sein, die von der Geberkonferenz für Afghanistan ausgehe. „Es braucht ein starkes Signal an die Menschen dort, dass die internationale Gemeinschaft sie und das Land nicht aufgibt.“
Unterdessen forderte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), stärker in die Bildung für Mädchen und Frauen, in Gesundheit und den Aufbau unabhängiger Medien zu investieren. Gerade im Bereich der Schulbildung für Mädchen dürften die Fortschritte der vergangenen Jahre jetzt nicht verspielt werden, erklärte HRW in Genf. Auch in von den Taliban kontrollierten Gebieten sei es teilweise gelungen, eine Bildungsinfrastruktur aufzubauen. „Die Geber sollten sich zumindest fest dazu bekennen, ihren bisherigen Unterstützungslevel für die Bildung von Mädchen aufrechtzuerhalten.“
Am Montag und Dienstag wird sich die internationale Gemeinschaft zu der von den Vereinten Nationen in Genf koordinierten virtuellen Geberkonferenz zusammenfinden, um Geld für Afghanistan zu sammeln. Auf der Geberkonferenz in Brüssel vor vier Jahren wurden 15,2 Milliarden Dollar von den Staaten zugesagt.
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© Text: KNA