Gemeinsam durch die Krise – weltweit
Zusammenarbeit ‐ Überall auf der Welt hat die Corona-Pandemie die Arbeit von Organisationen und Gruppen wie beispielsweise Kolpingverbänden vor große Herausforderungen gestellt. Gleichzeitig zeigte die Krise, wie wertvoll die internationale Gemeinschaft und ihre Solidarität in solchen Notzeiten ist. Ein Beispiel aus der Karibik.
Aktualisiert: 29.06.2021
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Überall auf der Welt hat die Corona-Pandemie die Arbeit von Organisationen und Gruppen wie beispielsweise Kolpingverbänden vor große Herausforderungen gestellt. Gleichzeitig zeigte die Krise, wie wertvoll die internationale Gemeinschaft und ihre Solidarität in solchen Notzeiten ist. Ein Beispiel aus der Karibik.
Die Dominikanische Republik ist bekannt für ein lebendiges Miteinander – so auch der dortige Kolpingverband. Doch im vergangenen März wurde es plötzlich ungewöhnlich still. Kolpingsfamilien konnten sich nicht mehr treffen, Aktivitäten wurden abgesagt. Darunter Jugendcamps, in denen jungen Menschen die Kolpingarbeit nähergebracht wird. Förderkurse für Kleinunternehmer, Berufsbildung, Workshops: Fast nichts davon konnte 2020 stattfinden – zumindest nicht in gewohnter Form. Erst befand sich der kleine Karibikstaat drei Monate in einem harten Lockdown. Danach galten Kontaktbeschränkungen. Das setzte dem sonst so agilen Kolpingverband schmerzlich zu. Zusammenkommen, sich austauschen, Gemeinschaft erleben: All das war und ist kaum möglich. Und auch neue Mitglieder lassen sich so natürlich schwer gewinnen. „Seminare und Workshops sind ein unverzichtbarer Teil jeder Gründung einer Kolpingsfamilie. Denn wir müssen den neuen Mitgliedern Werte, Strukturen und Abläufe vermitteln“, erklärt Geschäftsführerin Yudy Garcia.
Umstellung auf digitale Projektarbeit
Mehr noch als der geringe Zuwachs an Neumitgliedern bereitete dem Team des Nationalbüros die gestoppte Projektarbeit Sorgen. Zum Beispiel die der Kolping-Berufsschule in Bonao: Über 20 handwerkliche Ausbildungen bietet das Bildungszentrum an – vornehmlich für junge Erwachsene, die sich selbständig machen möchten. Von einem auf den anderen Tag durfte kein Unterricht mehr stattfinden. Yudy Garcia und ihren Kollegen blieb nichts anderes übrig, als sich komplett neu zu organisieren. „In den drei Monaten, in denen wir uns im vollständigen Lockdown befanden, haben wir uns mit der Umstellung auf Zoom beschäftigt“, erzählt sie. Dafür mussten auch die Lehrkräfte entsprechend geschult werden, weshalb der digitale Unterricht erst nach und nach eingeführt werden konnte. „Seit wieder zehn Personen zusammenkommen dürfen, machen wir Wechselunterricht.“
„Wir waren auch sehr gerührt, dass es am anderen Ende der Welt Menschen gibt, die an uns denken“
Das erste, was die Leiterin der Schneiderkurse online stellte, war ein Video, in dem gezeigt wurde, wie man Masken näht. Dieser Anreiz wurde dankbar angenommen und verhalf den Nähschülerinnen zu einer guten Einkommensquelle. Auch mit seinen Mitgliedern traf sich der Verband nun online. „Auf diese Weise ist es uns gelungen, wenigstens das bestehende Netzwerk zusammenzuhalten“, berichtet die Geschäftsführerin.
Als Weltfamilie zusammenstehen
Trotzdem fühlte sich das Kolping-Team an seinen Schreibtischen wie gefangen. Unvergessen für sie der Tag, an dem sich dies durch den Kolping-Corona-Fonds änderte: „Uns erreichte die Nachricht, dass in Europa Spenden gesammelt worden waren, die ausreichten, um für jedes unserer 1.500 Kolpingmitglieder ein Hilfspaket zusammenstellen zu können. Plötzlich waren wir wieder handlungsfähig, konnten etwas gegen die größte Not tun!“ Umgehend bestellte die Geschäftsführerin Nahrungsmittel in großen Mengen, füllte mit Kollegen und freiwilligen Helfern Reis, Mehl, Nudeln und Öl ab – und verteilte Nothilfepakete.
Eines der Dörfer, in das das Team fuhr, war Hato San Pedro. Obwohl die abgelegene Region keine Coronafälle zeigte, hatte die Pandemie das Leben dort völlig verändert. Denn anstatt auf den Feldern der Großgrundbesitzer zu arbeiten, mussten alle wegen des Lockdowns zu Hause bleiben. Die wenigen Vorräte und mageren Ersparnisse waren schnell aufgebraucht – und schon bald begannen die Menschen zu hungern. „Als der Lastwagen vorfuhr und jeder von uns einen Sack mit dem Nötigsten erhielt, da waren wir nicht nur froh, dass wir etwas zu essen hatten. Wir waren auch sehr gerührt, dass es am anderen Ende der Welt Menschen gibt, die an uns denken“, sagt die Begünstigte Magarita de León Brasoban. „Das Essen ist inzwischen verzehrt. Aber das Wissen, dass wir der Kolpinggemeinschaft nicht egal sind, bleibt für immer“, würdigt sie die internationale Solidarität. Und weil das Kolping-Team bei den Lebensmitteleinkäufen gut verhandelt hatte, konnten sogar fast 200 zusätzliche Pakete geschnürt werden. Diese wurden an Schulen, Kinder- und Altenheime sowie besonders Bedürftige verteilt.
Gerade in einer Krise wie dieser Pandemie zeigt sich, was die Gemeinschaft im Verband zu leisten vermag. Nicht nur Spender aus Europa halfen. „Es war phantastisch zu sehen, wie solidarisch die Menschen hier waren. Selbst diejenigen, die nur wenig haben, gaben ab“, so Garcia. Da seien Mitglieder gewesen, die Tomaten oder Eier von ihrer Farm für die Hilfspakete abgezweigt hätten oder Pickup-Besitzer, die kein Benzingeld für die Fahrten wollten. Ebenso Frauen, die jeden Tag das Homeschooling von Kindern betreuen, die seit einem Jahr nicht zur Schule gehen können. „So schlimm die Pandemie auch ist: Ich glaube fest daran, dass auch etwas Gutes darin steckt. Wir haben viel gelernt – vor allem zu verstehen, wie wichtig Freunde und Familie sind. Und dass wir zusammenstehen müssen.“
Von Katharina Nickoleit und Michaela Roemkens
© Kolping International