Kirche in Osttimor ruft zu „freien und transparenten“ Wahlen auf

Dili ‐ Die Kirche im überwiegend katholischen Osttimor ruft zu einer „freien und transparenten“ Wahl des neuen Staatspräsidenten auf. Anders als bei früheren Wahlen könne die Kirche aus Geldmangel nicht in allen Wahllokalen Wahlbeobachter stellen, sagte Erzbischof Virgilio do Carmo da Silva dem asiatischen Pressedienst Ucanews.

Erstellt: 19.03.2022
Aktualisiert: 22.06.2022
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Die Kirche im überwiegend katholischen Osttimor ruft zu einer „freien und transparenten“ Wahl des neuen Staatspräsidenten auf. Anders als bei früheren Wahlen könne die Kirche aus Geldmangel nicht in allen Wahllokalen Wahlbeobachter stellen, sagte Erzbischof Virgilio do Carmo da Silva dem asiatischen Pressedienst Ucanews in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. In größeren Wahllokalen würden jedoch kirchliche Beobachter präsent sein. „Unsere Gegenwart soll sicherstellen, dass die Wahl transparent und frei ist“, betonte der Erzbischof der Hauptstadt Dili.

Der Salesianer gab zugleich seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Wahl am 19. März friedlich verlaufen werde. Auch die Präsidentschaftswahlen 2017 und die Parlamentswahlen 2018 seien friedlich gewesen. Die Menschen wüssten die Demokratie mehr und mehr zu schätzen, so da Silva. Die ehemalige portugiesische Kolonie Osttimor hatte 2002 die Unabhängigkeit von Indonesien erlangt.

Nach zwei Jahrzehnten politischer Freiheit sei die Nation weiterhin mit „lähmender Armut, Korruption und politischer Unsicherheit konfrontiert“. 42 Prozent der Osttimoresen lebten in Armut. Für die Kirche sei die Schaffung von Bildungseinrichtungen wie etwa Schulen und die im vergangenen Dezember eröffnete erste katholische Universität des Landes eine Strategie zur Überwindung der Armut. „Mehr als die Hälfte der Bevölkerung dieses Landes sind Kinder und Jugendliche. Wir glauben, dass Armut nur geheilt werden kann, indem allen Menschen und insbesondere denjenigen an den Peripherien eine gute Bildung geboten wird“, betonte der Erzbischof.

Zur Präsidentschaftswahl treten vier Frauen und zwölf Männer an, darunter auch ein ehemaliger katholischer Priester. Der amtierende Präsident Francisco Guterres bewirbt sich um eine zweite Amtszeit; der Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jose Ramos-Horta hofft auf sein Comeback. Sollte keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erzielen, ist für den 19. April eine Stichwahl geplant.

Nach Ansicht da Silvas ist die Vielfalt der Kandidaten ein Zeichen des wachsenden demokratischen Bewusstseins im Land. „Die Präsidentschaftskandidaten repräsentieren verschiedene Altersgruppen und Generationen. Wir haben Alt und Jung, Männer und Frauen, Gründer des Landes und neue Generationen, die sich bewerben. Es ist eine Einladung an alle Teile der Gesellschaft, an dieser Feier der Demokratie teilzunehmen“, sagte er.

Osttimor erwartet in diesem Jahr auch den Besuch von Papst Franziskus. Ein Termin ist bislang nicht bekannt. Der ursprünglich für September 2020 geplante Besuch war wegen der Covid-19-Pandemie verschoben worden.

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