Frage: Wie reagiert die Caritas auf die humanitäre Krise an der polnischen Grenze zu Belarus?
Jerzy Seczek: Die Caritas ist seit langem an der polnisch-weißrussischen Grenze präsent, hauptsächlich durch die Caritasgruppen der Pfarreien dort. Unsere Hilfe leisten wir über zwei Kanäle: über die Freiwilligen der Caritas-Pfarrgruppen und den Grenzschutz. Zur sogenannten Soforthilfe gehören die Bereitstellung von Kleidung, Essen, Hygieneartikeln, Decken und Ähnlichem. Der Grenzschutz kennt die Bedürfnisse der Migranten am besten. Er gibt uns nach dem Erstkontakt mit den Bedürftigen eine Liste, was gebraucht wird, und das liefern wir dann. Unsere Sachspenden gehen also an die Grenze zu den Grenzschutzeinheiten und den Zentren in der Region.
Frage: Welche Menge an Hilfsgütern stellt die Caritas bereit?
Seczek: Es gab so viele Spendentransporte, dass wir aufgehört haben zu zählen. In den vergangenen Monaten waren es bestimmt mehr als ein Dutzend. Das sind Tonnen von Lebensmitteln, Thermosflaschen, Hilfspaketen und so weiter. Hierzu haben wir in letzter Zeit in grenznahen Pfarreien gemeinsam mit dem Dachverband in Polen sogenannte „Zelte der Hoffnung“ aufgestellt, die auch als Lagerstätten dienen, aus denen sich die Bedürftigen mit dem Nötigsten versorgen können. Diese Zelte sind auch Treffpunkte für Freiwillige, Bewohner der Grenzgemeinden und alle, die sich um Migranten kümmern.
Frage: Polens Bischöfe haben die Regierung in Warschau kürzlich eindringlich aufgefordert, jetzt Hilfsorganisationen zu den bedürftigen Migranten im Notstandsgebiet an der Grenze zu lassen. Wie ist der Stand der Dinge?
Seczek: Wir als Caritas arbeiten in einem Land mit besonderen Gesetzen, und unsere Hilfe ist immer innerhalb der Grenzen des Gesetzes. Im Moment haben wir keinen direkten Kontakt zu den Bedürftigen an der Grenze, sondern können nur die Bemühungen des Grenzschutzes und der Caritas-Pfarrgruppen unterstützen. Wir wissen, dass die Grenzschutzbeamten und Soldaten die ersten sind, die im Notfall medizinische Hilfe leisten. Wenn sich die Situation ändert und wir den Bedürftigen an der Grenze näher sein können, werden wir unsere Bemühungen anpassen. Wir wollen helfen, aber mit Bedacht und effektiv, immer im Einklang mit dem geltenden Recht.