Kritik an neuen Hürden für ausländische Geistliche in Russland

Kritik an neuen Hürden für ausländische Geistliche in Russland

Seelsorge ‐ Die katholische Kirche in Russland kritisiert neue Hürden für ausländische Geistliche in dem Land. Ein kürzlich von Staatspräsident Wladimir Putin unterzeichnetes Gesetz erlaubt eine dauerhafte Tätigkeit als Seelsorger nur noch Personen, die in Russland eine entsprechende Ausbildung absolviert und ein Zertifikat erworben haben.

Erstellt: 11.04.2021
Aktualisiert: 09.04.2021
Lesedauer: 

Die katholische Kirche in Russland kritisiert neue Hürden für ausländische Geistliche in dem Riesenland. Ein kürzlich von Staatspräsident Wladimir Putin unterzeichnetes Gesetz erlaubt eine dauerhafte Tätigkeit als Seelsorger nur noch Personen, die in Russland eine entsprechende Ausbildung absolviert und ein Zertifikat erworben haben. „Natürlich sind wir besorgt; aber wir haben selbstverständlich angefangen, Studienprogramm und Prüfungen vorzubereiten“, sagte der Generalsekretär der Russischen Bischofskonferenz, der Jesuit Stephan Lipke, vergangene Woche der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Das Gesetz bedeute ein zusätzliches Hindernis für Geistliche, die neu einreisen. „Es sollte aber zu meistern sein,“ so der Generalsekretär. Ein neu beginnender Seelsorger müsse sich in seiner ersten Zeit in Russland zunächst auf seine hiesige Prüfung vorbereiten. Letztlich könne das sich laut Lipke „sogar positiv auswirken, indem es uns zwingt, mehr die Kultur, Sprache, Geschichte und Grundzüge der Orthodoxie kennenzulernen und – hoffentlich – darauf einzugehen“.

Das Gesetz betrifft nach seinen Worten alle Personen, die in Gottesdienst und Katechese tätig werden wollen. Von der russischen Zertifikatspflicht sind die bereits im Land arbeitenden Geistlichen befreit; ebenso Personen, die nur einmalig einen Gottesdienst feiern. Jährlich kamen zuletzt etwa 20 katholische Geistliche und Ordensfrauen aus dem Ausland nach Russland. Die Prüfungen sollen laut Lipke die vier katholischen Bistümer abnehmen. Das Konzept dafür erarbeite die einzige religiöse Ausbildungsstätte der katholischen Kirche im Land, das Priesterseminar in Sankt Petersburg.

Das russische Parlament will mit dem Gesetz verhindern, dass im Ausland ausgebildete Geistliche eine „religiös-extremistische Ideologie“ verbreiten, wie es in der Begründung heißt. Kirchengemeinden müssen den Behörden künftig jedes Jahr einen Rechenschaftsbericht vorlegen; bislang waren sie dazu nur alle drei Jahre verpflichtet. Das Gesetz tritt nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass im Oktober in Kraft.

Nur etwa 0,5 Prozent der Bürger Russlands sind katholisch. Wegen des Mangels an einheimischen Priestern stammt die Mehrheit der katholischen Geistlichen dort aus dem Ausland.

© KNA