Schon seit Beginn des Jahres sind insbesondere der Süden Äthiopiens und weite Teile Kenias mit der schlimmsten Heuschreckenplage seit Jahrzehnten konfrontiert, es folgten Corona und die damit verbundenen Restriktionen im öffentlichen Leben. Nun haben starke Regenfälle insbesondere im Westen und den Küstenregionen Kenias zu Überflutungen geführt. „Nach aktuellem Stand sind insgesamt 800.000 Menschen von den Fluten betroffen. Es haben über 160.000 Menschen ihre Häuser verloren, 200 sind bislang in Folge der Katastrophe gestorben“, berichtet Katharina Götte, Kenia-Länderreferentin bei Misereor. Große Teile der Felder wurden überschwemmt, die Pflanzen zerstört. Viele Menschen stehen vor dem Nichts.
Und dies in einer ohnehin schon von Krisen geprägten Zeit, meint Götte: „Auch wenn nicht alle Regionen gleichermaßen stark von den stattfindenden Katastrophen betroffen sind, bedeutet die Häufung der Notlagen eine Überforderung der lokalen Verwaltung. Es gibt nicht genügend finanzielle Ressourcen, um der Bevölkerung zu helfen. Dabei haben bereits Anfang des Jahres Viehhirten und Kleinbauern durch die Heuschreckenplage große Verluste erlitten. Die Corona-Krise verschärft die Notlagen in den betroffenen Gebieten weiter.“
Die weiträumige Schließung der Flughäfen, Schulen, Restaurants und teilweise von Geschäften zur Vorbeugung einer Ausbreitung des Coronavirus hat darüber hinaus sowohl in Äthiopien als auch in Kenia die ärmeren Teile der Bevölkerung stark getroffen. Viele haben ihre Arbeit verloren, die Lebensmittelpreise sind im Gegenzug stark angestiegen, was die Situation noch verschärft.
Neben den anhaltenden, heftigen Regenfällen bereitet auch die derzeit brütende, nächste Generation der Heuschrecken Sorge. Für Dorothée Zimmermann, Äthiopien-Länderreferentin bei Misereor, stellt dies insbesondere in vielen Regionen des ländlich geprägten Südens Äthiopiens eine große Gefahr dar: „Man geht davon aus, dass die nächste Generation der Insektenschwärme noch um ein Vielfaches größer sein wird und somit noch mehr Schaden anrichten kann. Dabei sind die Weideflächen vieler Viehhirten bereits jetzt vernichtet. Die von der Landwirtschaft lebende Bevölkerung hat zudem schon große Teile der Ernten verloren.“
Als Methode zur Bekämpfung würden derzeit großflächig Insektizide eingesetzt, was wiederum negative Folgen nach sich ziehe: „Die verwendeten Mittel kontaminieren große landwirtschaftliche Flächen und töten auch nützliche Insekten. Die ökologischen Folgen sind dramatisch. Partner berichten, dass aus Angst vor den Folgen Bauern und Viehhalter die Ankunft der Schwärme nicht an die Behörden weitermelden.“