Maduro bittet Papst um Vermittlung in Venezuela
Venezuela ‐ Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hat Papst Franziskus als möglichen Vermittler in der innenpolitischen Krise ins Spiel gebracht. Es wäre der zweite Versuch des Vatikan.
Aktualisiert: 05.02.2019
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Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hat Papst Franziskus als möglichen Vermittler in der innenpolitischen Krise ins Spiel gebracht. Es wäre der zweite Versuch des Vatikan.
Im Machtkampf in Venezuela hat Präsident Nicolas Maduro Papst Franziskus um Vermittlung angefragt. Er habe um Hilfe in einem Prozess gebeten, der einen Dialog ermöglichen soll, sagte der sozialistische Präsident dem Sender Sky 24. Sollte der Papst auf die Bitte eingehen, wäre es der zweite Anlauf des Vatikan, zwischen den beiden Lagern zu vermitteln.
Der erste Versuch war gescheitert, nachdem Maduro im Sommer 2018 das frei gewählte Parlament aufgelöst und durch eine verfassungsgebende Versammlung mit linientreuen Anhängern ersetzt hatte. Kirchenvertreter warfen ihm damals vor, gegebene Zusagen nicht eingehalten zu haben.
Unterdessen laufen die Vorbereitungen für Hilfslieferungen aus Kolumbien nach Venezuela auf Hochtouren. Oppositionsführer Juan Guaido, der sich zum Interimspräsidenten ausgerufen hat, forderte, dass sich das Militär auf „die Seite der Menschlichkeit und der Hilfe“ stellen solle.
Auch die Venezolanische Bischofskonferenz forderte die Maduro-Regierung am Montag in einer Pressekonferenz auf, die notwendigen Genehmigungen für die Hilfslieferungen auszustellen. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Weihbischof Jose Trinidad Fernandez aus Caracas, bekräftigte, die Kirche stelle sich auf die Seite derer, die Hilfe am meisten bräuchten.
Die Bischöfe Argentiniens stellten sich indes hinter die neutrale Haltung von Papst Franziskus zum Machtkampf in Venezuela. Es sei nicht die Art des Heiligen Stuhls, diese Regierung oder eine andere konkret zu verurteilen, so der Vorsitzende der Argentinischen Bischofskonferenz, Bischof Oscar Ojea von San Isidro, in einer Videobotschaft. Die Diplomatie des Vatikans sei darauf ausgerichtet, für einen Dialog zur Verfügung zu stehen. An einer differenzierten Botschaft des Papstes seien ohnehin viele nicht interessiert gewesen, so Ojea weiter; sondern nur daran, ob Franziskus Maduro nun verurteile oder nicht.
Angesichts der Anforderung von Maduro erscheint die zurückhaltende Stellungnahme des Papstes nun in einem neuen Licht. Während und nach dem Weltjugendtag in Panama im Januar hatte sich der Papst zurückhaltend zum Machtkampf in Venezuela gezeigt. „Ich leide darunter“, sagte er auf dem Rückflug aus Panama nach Rom vor mitreisenden Journalisten. „Ich habe Angst vor einem Blutvergießen.“ Das venezolanische Volk leide. Darum bitte er alle Beteiligten um eine gerechte und friedliche Lösung.
Er selbst wolle sich in dem anhaltenden Konflikt nicht auf die Seite einer Partei schlagen, so Franziskus. „Das wäre eine pastorale Fahrlässigkeit, die Schaden anrichten könnte.“ In Venezuela stieß diese Haltung des Papstes auf ein unterschiedliches Echo. Während Präsident Maduro sie lobte, veröffentlichte der populäre Karikaturist Fernando Pinillo eine Zeichnung, die Franziskus mit kommunistischer Armbinde und verbundenen Augen zeigt, während Sicherheitskräfte einen Demonstranten erschießen.
Venezuelas Opposition erkennt Maduros im Januar begonnene zweite Amtszeit nicht an. Sie werfen ihm Manipulation vor; die Opposition hatte an den Präsidentschaftswahlen nicht teilgenommen. Da Venezuela deshalb derzeit keinen rechtmäßigen Präsidenten habe, ließ sich Parlamentsparlament Juan Guaido als Interimspräsident vereidigen. Dies stehe in Einklang mit der Verfassung. Guaido versprach transparente Neuwahlen unter internationaler Beobachtung. Die USA, Deutschland sowie zahlreiche Länder der EU und Lateinamerikas erkennen Guaido als rechtmäßigen Präsidenten an.
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