Frage: Pater Sammour, Sie haben die Arbeit des JRS aufgrund der Kämpfe in Damaskus unterbrochen. Was bekommen Sie von der aktuellen Situation in Damaskus mit?
Pater Sammour: Bis 2015 war es ja ruhig in Damaskus. Wir wissen nicht warum, aber seit Jahresbeginn ist die Gewalt um Damaskus eskaliert. Raketen und Mörser fliegen auf die Stadt. Es ist völlig unvorhersehbar, wo sie abfallen. Es kann jederzeit jeden treffen. Die ganze Stadt ist betroffen. Das hat uns gezwungen, unsere Arbeit zu unterbrechen. Nicht nur die christlichen Viertel sind betroffen. Aber sie liegen im Ostteil der Stadt und werden durch die Kämpfe um Ost-Ghouta häufiger getroffen. Viele Menschen verloren das Leben oder wurden verletzt – auch Mitarbeiter vom JRS. Durch die Militäroperationen haben viele unschuldige Menschen ihr Leben verloren. Die Unschuldigen zahlen den höchsten Preis.
Frage: Hat der JRS auch aktuell noch seine Arbeit ausgesetzt?
Pater Sammour: Momentan wird in Damaskus nur die administrative Arbeit erledigt. Diese erledigen unsere Mitarbeiter meistens von zuhause aus, damit sie nicht gezwungen sind, auf die Straße zu gehen. Jene, die in der Nähe des Büros wohnen, kommen auch ins Büro. Aber unsere Aktivitäten mit den Frauen, Kindern und kranken Menschen mussten wir unterbrechen. Immer wieder mal haben wir versucht, die Arbeit wieder aufzunehmen, aber jedes Mal, wenn wir wieder angefangen haben, ist die Gewalt wieder eskaliert. Das zwingt uns dazu, den Leuten zu sagen, dass sie zuhause bleiben sollen.
Frage: Wie sehen die Aktivitäten des JRS in Damaskus normalerweise aus, insbesondere mit den Kindern?
Pater Sammour: Wir arbeiten mit Kindern, die bei uns grundlegende Dinge lernen: Lesen, Schreiben, Rechnen. Wir unterrichten auch Jugendliche, die nicht die Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen. Wir arbeiten nicht im großen Klassenzimmer, sondern in kleinen Gruppen mit Animateuren. Dazu gehören dann auch künstlerische Aktivitäten, Sport und Musik. Aufgrund der Kämpfe in Damaskus sind zurzeit an die 500 Kinder von unserer Arbeit abgeschnitten. Wir hoffen, dass wir unsere Arbeit bald wieder aufnehmen können, wenn der Frieden zurückkehrt.